Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
05.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
5.11.1914

Aus einer Anfrage an die 3. Armee 9h vm. erhellt, dass man die 3. LITD abtransportieren will.

            2. Armee. 940 v. – Nacht zum 5.11. bis auf unbedeutendes Feuergefecht ruhig verlaufen. Auch gegenüber XIV Feind passiv.

            3. Armee 1110 v. Loslösung vom Gegner bei IX., XI. und 23. L. friktionslos. Von III noch keine Meldung.

            Befehl an 4. Armee. 106. wird 6.11. Weichselstrecke Medzechow-Dunajec Mündung zu sichern haben.

            1. Armee. Kazimierz wk, 745 vm.: AK. beurteilt auf Grund der heute nachts eingelangten aufgefangenen Radiodepesche der 4. russischen Armee Situation folgendermaßen: Der vermutete und erhoffte Stillstand in den Operationen der russischen 4. Armee tritt nicht ein. Er dürfte auch seitens der übrigen in Russisch Polen operierenden russischen Armeen nicht erfolgen. Die hier operierenden vier Armeen gehen offenbar vom rechten Flügel gestaffelt vor. Dadurch ist jede Stellung, die wir oder die deutsche 9. Armee beziehen, von Haus aus in der nördlichen Flanke umgangen und überflügelt. Ansicht des AK., dass Armee bald nördlich überflügelt wird, tritt bei Ausführung des russischen Fernspruches bereits heute ein. Schon heute wird das Kavalleriekorps Hauer weichen müssen; morgen dürfte G.Res. und nördlicher Flügel der 1. Armee frontal und umfassend angegriffen werden. Trennung der österreichischen und deutschen Armee ist erfolgt. Bleiben die Russen in den nächsten Tagen nicht stehen, so ist es mehr als zweifelhaft, ob Armee am 6.11. noch in rein westlicher Richtung zurückgehen kann. Höchstwahrscheinlich muss sie in südwestlicher Richtung zurückgehen. Laut Meldung aller 3 Korpskommandanten und nach meiner persönlichen Überzeugung benötigen Truppen eine Ruhepause, um sich einigermaßen zu kräftigen; ich muss daher am 5.11. mit der Armee in der gewählten Stellung stehen bleiben. Nach 4 tägiger Schlacht vor Iwangorod, die I und V an 40 – 50 Mann, nach dem 3 tägigen sehr schwierigen Widerstand in der 90 km langen Linie Kielce-Sanmündung, der allein dem X. 10.000 Mann gekostet hat und nach dem so stark ermüdenden Rückmarsch hat Armee keine Offensivfähigkeit. Auch wegen Munitions Situation notwendig, jeden ernsten Kampf mit den Russen auszuweichen, will man die 1. Armee dem Staat erhalten. Aus der Überzahl von 30 Bataillonen, die uns und den Deutschen in Polen gegenüber stehen, müssen die Konsequenzen gezogen werden. So weit zurückgehen, bis russische Offensive infolge Schwierigkeiten des Nachschubes selbst zum Stehen kommt. Trotz 4000 Mann Ergänzungstruppe, die durchschnittlichen Gefechtsstand der ITD von 7 auf 10 Mann erhöht, sei derzeit eine entscheidende Operation nicht gerechtfertigt, weil diese Leute sich erst in den Verband konsolidieren müssen, was einige Tage braucht. Bitte um Genehmigung meiner Absicht für 5.11. und Befehle für 6.11. – G.Res, marschiert ab; will mit 1 Div. Goleniowy-Szczekoci; mit der anderen Moskarzow-Chlewin erreichen.

            7hnm: 1. Armee will morgen hinter die Nidzica gehen.

5h30m: 4 und 44 sammeln sich im Raum der Gruppe Tschurtschentaler.

            8h30 nm. Deutsches Hauptquartier Ost teilt mit: GRes und deutsche Lw.Kps. sind in Raum Czenstochowa-Mszyolod dirigiert. Aufgabe dieser unter Befehl des G.d.I. Woyrsch stehenden Gruppe: Südschlesien, GR überdies auch linken Flügel 1. Armee zu schützen. Diese Gruppe soll in diesem Raum belassen werden, solange nicht eine erdrückende feindliche Übermacht dies verhindert. –

            Przemyśl. Einschließung allseitig vollzogen; in Pruchnik stärkere feindliche Kräfte. Vorstoß in Richtung Nizankowice.

            2. Armee unterbreitet abends 2 Alternativvorschläge, nachdem sie über den neuesten Befehl sehr zart aber doch sehr deutlich aburteilt; 1) Verstärkung der nördlichen Gruppe durch je 2-3 Divisionen der 3. und 2. Armee; 2) Verstärkung der Gruppe Pflanzer, um hier einen deutlichen Erfolg zu erringen. Beides ist entschieden besser als jener schleierhafte Befehl. So kommt in diesem Krieg das Gute nie von oben, sondern immer von unten. – Die Verhältnisse im Hauptquartier werden immer unleidlicher. Mit den „ganzen Dummen“ ist nicht mehr zu reden. Bei ihrer Lebensweise auch kein Wunder, wenn ihre Nerven total überreizt sind.

            1. Armee. 10.45 nm. Armee hat Raum hinter Nida-Mierziawa ohne Kampf erreicht. Bei Wodzislaw eine stärkere Gruppe gesammelt: Beiderseits der Chaussee in der Front Gruppe 12 und 4; zurückgehalten 43, 44, 101. (Bis abends eingetroffen von 4 und 44: 9-0-5). Starke feindliche Avantgarde im Anmarsch auf Jedrzejow, Pinczow, Busk; südöstlich Pinczow bereits feindliche Artillerie ins Gefecht getreten. – 4.11. Gefecht bei Polanciec, wo feindliche GK Brg. starke Verluste gehabt haben soll. Aus einem „Privat“-Gespräch mit der 1. geht hervor, dass es um ihre Landsturm Brigade, die das AOK gerne als Besatzung von Krakau in Aussicht genommen hätte, miserabel bestellt ist.

            2. Armee 10hnm.: Rückmarsch der Trains nach allen Meldungen fließend. Feind folgt gegen Dobromil; an übriger Front hauptsächlich Aufklärungsversuch.

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