Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
06.02.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
6.2.1915

730 früh Abfahrt von Marmaros Sziget über den Tartaren Pass zur 42. ITD nach Taritarow. In Kőrösmező Meldung bei Fürst Schönburg, der bis zur Einrückung Rhemens das XIII. Korps kommandiert. Gehe dann mit dem Kommandant der 84. Brigade, Oberst Petrović bis nahe an Mikuliczyn heran. Feind von dort abgezogen. Habe den Eindruck, dass wir auf die Höhen zu starke Kolonnen entsenden und deshalb zu langsam vorwärts kommen. Auch höhere Kommandos könnten weiter vorgehen; ebenso Artillerie, wenn Brücke wieder hergestellt. Alles nächtigt gerne hinten. Oberst Petrović sprach auch von Kriegsmüdigkeit der Offiziere

 

[Notizen Schnellers aus den Akten der von ihm besuchten Kommanden:]

Gefechtsbericht des k.u.Esseger Honv.I.R.Nr, 28.

Regiment litt bereits durch 6 tägigen Bahntransport; Dampfheizung funktionierte zumeist nicht. Eintreffen Kőrösmező in Nacht vom 30./31.; bezieht sehr minderwertige Unterkunft bei 15° - 20° Kälte. - 31. 1.: III. Bataillon auf Tartarówi Pass entsendet; Rest des Regimentes marschiert zum Straßenbug Lasesesina als Korpsreserve, wo er bis 2hnm. verblieb. Zum Schutz gegen Erfrierungen technische Arbeit vorgenommen, warme Speisen und Getränke verabreicht. Hierauf Korpsreserve der 42. ISTD unterstellt. Kantonierung Jablonica; 1 Kp. zum Schutz des Panzerzuges nach EST. Weronienka. Regiment kommt total erschöpft in Jablonica an (Ersteigung des Tartaren Passes, Passierung der bis zum Knie verschneiten Straße); mindere Unterkunft, viel zerstörte Häuser Lagerfeuer angezündet, dringender Befehl: "Regiment hat sofort vorsichtig auf Tartarów vorzugehen, die Gruppe Petrović östlich Pod.Kamien abzuwarten und den Rückzugsweg des Feindes zu sperren. Falls Gruppe P. nicht eintrifft, soll Vormarsch ohne lange Verzögerung fortgesetzt werden. Raschheit, Entschlossenheit, Vorsicht." - Alarm. Vorrückung über das tief verschneite unwegsame Urwaldterrain, Steigungen bis zu 50° mit Mannschaft aus der sirmischen Ebene. Feindlicher Widerstand bei und südlich Blotek zwingt zum Aufstieg auf die über 1000 m hohen Berge beiderseits der Straße und zum Verbleib auf denselben bis 2/II. Schon um Mitternacht viele erfrorene Leute, daher Befehl, trotz feindlichem Feuer Lagerfeuer anzuzünden. Verhältnismäßig wenig Verwundungen, hauptsächlich bei erfrorenen Leuten, die auf der Straße zurückgingen. Nach Räumung Blotek's durch Feind 9hvm. Vorrückung auf Tartarów längs der Straße und auf beiderseitige Höhe fortgesetzt. Angelangt bei Brücke östlich Pod Kamien, Gruppe Petrović nicht getroffen, Vorhut erhält Feuer, greift an, wirft Feind nach Tartarów und verfolgt auf Höhen westlich des Ortes. In Erwartung des Eingreifens der Gruppe P. und der Höhenbegleitungen längere Pause bis zum Einbruch der Dunkelheit; Feuerlinie verstärkt, Artillerie in Stellung gebracht. – 5h30 nm., als eigene Abteilungen auf den Höhen vorgehen und Patrouillen melden, dass Terrain bis zur Bahn frei, an der Bahn nur schwache Kräfte: Angriff der Talgruppe (3 Kp) auf Tartarów angesetzt. - So ging es ohne Zwischenfall und Gegenwirkung langsam nach wiederholtem Halten und Rekognoszierungen bis circa 830nm. beiderseits der Chaussee in Gefechtsformation bis circa 30 an die Eisenbahnstrecke heran. Hier erhielt die Angriffsgruppe aus Front und linker Flanke heftiges Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Leute warfen sich auf dem deckungslosen verschneiten Terrain nieder. Schwarmlinien einzelner Kompagnien versuchen Deckungen auszuheben; Feuer und gefrorener Boden hindern sie daran. Ein Teil der Mannschaft und der Reserve suchen ohne Befehl Deckung hinter und in den dortigen Häusern. Feuer verstummt, Mond tritt heraus und beleuchtet taghell die Schneefläche und Schwarmlinien, sodass sich kein Mann rühren konnte, bis 12hnachts bei Tiefentemperatur auf gefrorenem Boden deckungslos liegen mussten und erstarrten. Unterstützung von Gruppe P.-erbeten; Befehl erhalten, weiteren Angriff zu unterlassen; hierauf Befehl zum Zurückgehen in die letzte Deckung erlassen. Als Feind rückgängige Bewegung bemerkt, macht er einen Vorstoß, den die erstarrte Mannschaft weder mit Feuer noch Bajonetten abzuwehren vermag, sondern hinter dem vorgehenden Feind am Boden liegen blieb und in Gefangenschaft geriet. Bisher unerklärt, dass die Abteilungen auf den Höhen im kritischen Moment verstummten. - 3.2. Angriff unter denselben Modalitäten fortgesetzt und mit Erfolg durchgeführt. - Verluste: Verwundete. 10-204; Kranke: 15-631 (75 % Erfrierungen); Gefallene und Vermisste 2-505. - Regiment gelangte durch 12 Tage nicht zur Ruhe und dann plötzlich in sehr schwierige Verhältnisse. Besteht zu 90 % aus jungen untrainierten und in Ebene aufgewachsenen Rekruten aus milden klimatischen Regionen und durch bisherige Operationen in Serbien abstrapazierten Landsturmmännern. Dieses Mannschaftsmaterial litt in Sirmien an verschiedenen Erkrankungen und entbehrte einer für den hiesigen Kriegsschauplatz nötigen Fußbekleidung, woraus sich die vielen Erfrierungen der Füße erklären. Wäre dem Regiment nach der Eisenbahnfahrt die notwendigste Rast und Zeit zur Ausgabe der Kälteschutzmittel gewährt worden, so hätte es seiner Aufgabe mit mehr Erfolg und geringem Verlust nachkommen können.

Aus kurzer. Gefechtsmeldung der k.u.42.LITD über die Kämpfe am 1., 2. und. 3. Februar 1915.

Gegenüber den beiden Seiten früherer befestigter Stellungen am Jablonica Pass und wo die Eisenbahn die Grenze überschreitet hatte der Feind westlich und südlich Tartarów westlich und nordwestlich Worochta befestigte Stellungen bezogen. Zur Vorbereitung für den nachherigen Angriff auf Worochta wurden die zuerst per Eisenbahn eingetroffenen 2 B/26 unter Oberst Mihaljević auf Ardzeluja vorgeschoben, wo sie nach höchst beschwerlichem Übergang am 31. 1. vorm. eintrafen. Nächtigung wegen Geheimhaltung erst bei Eintritt der Dunkelheit bezogen. Wegen Verspätung am Truppentransport Angriff auf 1. 2. verschoben.

 

1. 2. Division hatte Worochta anzugreifen und die Höhen beiderseits Jablonica in Besitz zu nehmen. Zum Angriff auf Worochta Obst. Mihaljević über Höhen südöstlich des Ortes und im Pruth Tal, 2 Baone 126 über beide Höhenrücken zwischen Pruth und Paradczyn Bach. Inzwischen hatte Oberst Petrović mit LIR 27 und 2 Gebirgsgeschützen vorerst den Höhenrücken Mikulinka - Sczedina Front nach NO in Besitz zu nehmen und sodann unter dem Schutz dieser Aufstellung mit möglichst starken Kräften gegen Worochta einzugreifen. Artillerie 1 FKn.Bt., 1 FHbt. bei Weronienka in Stellung. Gegner bei Worochta auf 2 Bataillone mit 4 Geschützen geschätzt, welch letztere das vorgehende LIR 27 unter Feuer nahm, entdeckt und beschossen wurde. Nach Meldung eines Artillerie Aufklärers feindliche Infanterie gegen Mittag am Marsch nach Norden. Um diese Zeit engagierten sich III, IV/26 an einer vom Feind stark besetzten Stellung. Panzerzug gegen Mittag vordirigiert, beschoss, einige Male die feindliche Stellung durchfahrend, diese mit MG. - Gruppe Oberst Mihaljević kam erst abends, stark erschöpft, an die feindliche Front am Südende von Worochta heran. Petrović erreichte unter großen Schwierigkeiten die anbefohlene Aufstellung und trat gegen den die Höhen Magura und Magurczyk besetzt haltenden Feind in Kampf: Die Höhen beiderseits Jablonica - Pod dolem und. Mikulinka besetzten unter Kommando des Oberst Latzin am 1. 2. früh III/28 und 2 Kp. der Besatzung TartarenPass. Von der Artillerie sollte 1 Hb Zug auf Siemczuk, Kn Zug auf' Pohar in Stellung gehen; nur letzteres gelang unter großen Anstrengungen. Kurz nach Mittag erhielt Oberst Lutzin Befehl, 1 Kp auf den Sattel nördlich der Höhe Chomieck zu dirigieren. - 2hnm.: Korpsreserve (I, II/28) in Lazczina zur Verwendung über Jablonica zur Verfügung gestellt. Diese wurden vom Divisionskommando zunächst auf den Tartaren Pass dirigiert und von dort nach Jablonica vorgeschoben. Mit Einbruch der Dämmerung langte ein Befehl des XIII. KK. ein, den Angriff auf Tartarów sofort anzusetzen und. T. womöglich noch am selben Tag in Besitz zu nehmen. Über LIR 28 siehe dessen Gefechtsbericht. Auch L 27 erschöpft, konnte keine größere Aktion unternehmen.

 

2.2. L 26 fand in der morgens aufgenommenen Vorrückung Worochta vom Feind nur schwach besetzt, drang 9hvm. in den Ort ein und machte 100 Gefangene. - L 27 vollführt indessen die Frontveränderung zum Angriff über Magura - Magusczyk gegen Tartarów, Mittags setzt sich auch L 26 dorthin in Bewegung; Regiment hatte im Pruth Tal und auf den rechts begleitenden Höhen die Vorrückung durchzuführen. - LIR 28 gelangte unter fortgesetzten Kampf bis 4hnm. auf etwa 1000 auf die vom Feind gehaltene Westlisiere von Tartarów. Ein bei Eintritt der Dunkelheit unternommener Versuch vom Teil des Regimentes entlang der Straße in den Ort einzudringen, scheiterte am heftigen umfassenden Gewehr - und Maschinengewehrfeuer unter namhaften Verlust. Auch diese Nacht erhebliche Opfer durch partielle Erfrierungen.

 

3.2. L 26 verschiebt seine Hauptkraft über Rücken Grzebren nach rechts, um über Kiedrowka ausgreifend den Feind zu umfassen. - L 27 kommt nur mit großer Mühe vorwärts und trat südwestlich Tart. erst gegen 2 Uhr nm. ins Gefecht. – L 28 setzt in der Folge linken Flügel zur Umfassung an. Vor der drohenden beiderseitigen Umfassung begann Gegner den Rückzug anzutreten. Teile 27 und 28 drangen, als sie dies bemerkten, in den Ort ein und machten circa 200 Gefangene.

 

4.2. Eine feindliche Nachhut leistete bis in die Nachmittagsstunden auf der Rückenlinie nördlich der Brücke 649 unseren Sicherungstruppen Widerstand. Die schweren Strapazen der 3tägigen ununterbrochenen Vorrückung in Gefechtsformation in sehr schwierigem Terrain bei tiefem Schnee, das Nächtigen des Gros der Truppe im Freien bei starker Kälte haben die Infanterie der Division hart mitgenommen. Besonders der Abgang von 32 Frontoffizieren (1 Toter, 10 Verwundete, 19 Kranke, 2 Vermisste) macht sich sehr fühlbar. ---

Sonstiges.

In Tartarów und in der ganzen Gegend sehr viele Häuser, namentlich von Juden, niedergebrannt und zerschossen. Juden bringen jetzt überall Heiligenbilder an, um ihre Häuser vor diesem Schicksal zu schützen. Unterkunft in einem recht netten Gebäude, dessen Wände siebartig vom Maschinengewehrfeuer durchlöchert sind. Gegen 8 Uhr Nachtmahl, Gulasch und Reiskoch, recht gut und kurz, was mir wohltuend auffällt. Dann kurze Dispositionsausgabe, die General Salis seinem Generalstabschef, meinem Jahrgangskameraden Staić diktiert. Man scheint hier früh schlafen zu gehen und das ist gut. Bin neugierig auf morgen; habe den Eindruck, dass Gegner in der Stellung Klewa nicht standhalten wird. -

Herrliche, kalte Nacht, prachtvoller Sternenhimmel, nur Mietzchen und unser Bettchen fehlt....

Disposition für den 6. 2. verfügt im Wesentlichen:

2 Baone sollen von der Rokieta wielka auf einem Rücken gegen Klewa 2 ½ km südlich Dora); Frontgruppe, ohne das Eingreifen dieser Kolonne abzuwarten über die Höhen östlich der Straße Mikuliczyn - Jamna, dann nach rechts ausholend gegen Klewa; Mjr. v. Delié über das Jawornik Gebirge, gewinnt die Bergfüße südlich Jamna und geht dann in nordwestlicher Richtung vor (gegen Höhe Szczawka, circa 6 km westlich Dora).

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