Fronttheater

Die Tradition, theatrale Unterhaltung für Soldaten im Kriegseinsatz anzubieten, ist ebenso alt wie das Kriegswesen selbst. Bereits im antiken Rom begleiteten Spaßmacher und Gaukler die Feldzüge, im 18. Jahrhundert entstanden Wanderbühnen, die von den Kriegsherren angeheuert wurden, und auch Napoleon vertraute der von den Schrecken des Kriegsalltags ablenkenden und erheiternden Wirkung von Schauspiel- und Musikaufführungen. Selbst in heutiger Zeit treten prominente Künstler medienwirksam vor Soldaten in Kriegsgebieten auf.

Die Theaterkultur während des Ersten Weltkrieges bildet in dieser historischen Abfolge keine Ausnahme, doch nutzte man das Theater erstmalig durch eine professionelle (Propaganda)Maschinerie als Instrument zur psychologischen Kriegsführung. So wurde zum Beispiel das Stück „Die Schiffbrüchigen“ von Eugène Brieux in das Repertoire aufgenommen, um die Soldaten über die Folgen von Geschlechtskrankheiten zu belehren. 

Institutionell war das für Theaterangelegenheiten zuständige Kriegspressequartier dazu angehalten, sich um die Organisation und Errichtung der sogenannten Front- oder Feldtheater zu kümmern. Es erließ sogar Normen zur Zusammenstellung dieser Bühnen, welche den administrativen Ablauf und die Gestaltung von Künstlerengagements, Gastspielreisen und Gebührenfragen regelten. Die Qualität künstlerischer Inhalte hinterfragte man hingegen nicht.

Jede in Frage kommende Darstellungsform  wurde als „Theater“ angenommen: Klassisches Schauspiel (vorrangig „inhaltvolle und dem Zeitgeiste entsprechende“ Stücke, Schwänke und Komödien), Varieté, Kabarett oder Pantomime (mit dem Vorteil, sprachenunabhängig verständlich zu sein) standen ebenso auf dem Programm wie musikalische Aufführungen und Vorstellungen von Artisten und Zauberkünstlern.

Bekannte Künstler wie Emmerich Kálmán, Franz Lehár, Kurt von Lessen oder Willy Hampel stellten sich gagenfrei in den Dienst der Sache. Aber auch renommierte Bühnen und Ensembles wie das Böhmische Nationaltheater, das Kabarettensemble Homunkulus und das Alberdingk Quartett absolvierten Gastspielreisen an die Front. Selbst das Burgtheater und die Wiener Hofoper wurden für künstlerische Auftritte vor Militärangehörigen verpflichtet. Und jene wiederum genossen „die für den im Kriegsdienst ermatteten Körper und Geist sehr wohltaetige Wirkung“ der Darbietungen.

Eintrittskarten für ein Front-Kabarett

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Franz Lehar und Emmerich Kalman im Dienste des Fronttheaters

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Belehrung über Geschlechtskrankheiten durch Kurt von Lessens Theaterstück „Die Schiffbrüchigen“

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Ankündigung von Operetten- und Theateraufführung

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Tabelle über jene Ensembles, die bereits Frontgastspiele absolvierten und die sich seinerzeit auf Gastspieltourneen befanden

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Varieté- und Konzert-Agentur Hugo Neubauer aus Wien bewirbt sich beim Kriegspressequartier, wird jedoch als „Agent“ abgelehnt.

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Bewerbung des Ottokar Fischer, Besitzer der Wiener Kunststätte für Magie, bewirbt sich beim Kriegspressequartier, um als Magier in Militärspitälern und Soldaten aufzutreten.

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Fotogalerie

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