1914 Krasnik Komarów Lemberg

Nach der Kriegserklärung an Serbien mobilisierte Österreich-Ungarn seine halbe Wehrmacht  und setzte sie an die serbischen Grenzen in Marsch. In der Nacht zum 1. August 1914 war klar geworden, dass der Krieg nicht lokalisiert bleiben, sondern dass auch mit Russland als Gegner zu rechnen sein würde. Das Aufmarschgebiet und die zugleich zu schützende Provinz war Galizien. Der bogenförmige Grenzverlauf musste die russische Armee zu einem umfassenden Angriff von Norden und Osten einladen. Dem wollte der österreichisch-ungarische Generalstabschef Conrad von Hötzendorf durch einen raschen Offensivstoß nach Norden zwischen Weichsel und Bug zuvorkommen. Conrad vertraute einerseits auf Absprachen mit dem deutschen Generalstabschef Moltke, dass dieser einen Stoß über den Narew nach Siedlec führen würde, um die Russen gemeinsam mit den österreichisch-ungarischen Truppen in die Zange zu nehmen. Andererseits baute man darauf, dass die russische Armee traditionell langsam aufmarschieren würde und noch in unfertiger Versammlung getroffen werden könnte. 

Beide Voraussetzungen trafen nicht ein. Die deutschen Truppen im Osten waren zu schwach und konzentrierten sich nach den ersten unglücklich verlaufenen Kampfhandlungen auf die Sicherung Ostpreußens. Aber auch Russland hatte seine Mobilisierungsmaßnahmen und Infrastruktur so weit verbessert, dass der Aufmarsch des Zarenheeres verblüffend rasch voranschritt. Und wie bei allen Großmächten sah auch die russische Führung in der Offensive als Strategie und dem Angriff als Taktik jene Mittel, die allein einen ebenso raschen wie siegreichen Abschluss des Krieges garantieren würden. So trafen die k.u.k. Armeen auf russische Verbände, die ihrerseits den Vormarsch schon begonnen hatten. 

Als erste konnte die k.u.k.1. Armee unter General Dankl als linker Flügel der Offensivgruppe in der Schlacht bei Kraśnik (23.-25. August 1914) die russische 4. Armee werfen, in der Folge aber ihr Ziel Lublin nicht erreichen. Rechts davon stellte sich die russische 5. Armee der k.u.k. 4. Armee unter General Auffenberg. Schon schien die Schlacht bei Komarów (26. August -2. September 1914) mit einem Triumph enden zu wollen, doch im Gegensatz zur gleichzeitigen Schlacht bei Tannenberg (Ostpreußen 23.-31. August 1914) gelang es nicht, die Einkreisung der Russen zu vollenden, obwohl Auffenberg durch ein Korps der nach Osten deckenden k.u.k. 3. Armee verstärkt worden war. 

Gerade aber der k.u.k.3. Armee unter General Brudermann drohte vom Osten her große Gefahr, während die rechts anschließende Armeegruppe Kövess sich erst langsam zur k.u.k.2. Armee (General Böhm-Ermolli) verstärkte. Letztere Armee war zuerst auf dem serbischen Kriegsschauplatz aufmarschiert und traf nun teilweise verspätet und unvollständig in Galizien ein. Es ist allerdings äußerst unwahrscheinlich, dass eine vollständige 2. Armee den Gang der folgenden Ereignisse hätte verändern können: Zwischen 26. August und 30. August . prallten die beiden Armeen auf eine russische Übermacht von bis dahin nicht erkanntem Ausmaß und wurden zum Rückzug gezwungen. 

Damit war auch Conrads Nordstoß obsolet geworden. Am 2. September 1914 musste Lemberg aufgegeben werden. Nach den anfänglichen Siegesmeldungen war die Bestürzung im Hinterland gewaltig. Conrad riss nun die 4.Armee herum und ließ sie in die Flanke der russischen Ostgruppe zielen. Ein kühnes Manöver, das Conrads Nervenstärke ebenso unter Beweis stellte wie seine Tendenz, die Leistungsfähigkeit der eigenen Truppen zu überschätzen. Auch die kaum geordneten Truppen der 3. und 2. Armee traten nochmals an, doch der Flankenstoß der abgehetzten 4. Armee traf frontal auf den aufgeschwenkten russischen Flügel. Um der eigenen Einkreisung zu entgehen, brach Conrad schließlich die Schlacht bei Rawa-Ruska-Lemberg (6.-9. September 1914) ab und zog die k.u.k. Truppen in die Karpaten und bis Krakau zurück, womit erstmals auch die Sanfestung Przemysl von den Russen eingeschlossen war.

Ostgalizien und Bukowina 1914

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1.9.1914 Conrad an Generaloberst von Moltke

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5.9.1914 Armeeoberkommando an 3. und 4.Armee

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7.9.1914 4.Armeekommando an das Armeeoberkommando betreffemd hohe Verluste

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Armeeoberkommando: Erfahrungen aus den bisherigen Kämpfen

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Rechtfertigungsschrift des Generals Ritter von Brudermann

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