Umsturzberichte November 1918

Kontreadmiral Nikolaus Horthy de Nagybánya (1868-1957) übergab am 31. Oktober 1918 auf Befehl Kaiser Karls I. die österreichisch-ungarische Flotte als Geschenk dem neu gebildeten südslawischen Nationalrat, worauf Vertreter der Südslawen begannen, diese Kommanden und Dienststellen sukzessive zu übernehmen.  

Auf manchen Einheiten der Flotte verlief der „Übergang“ keineswegs harmonisch, so etwa auf dem Flottenflaggenschiff SMS VIRIBUS UNITIS, wo sich nach dem Vorbild anderer Einheiten Matrosenkomitees gegründet hatten, welche die Kommandohoheit der Offiziere „abschafften“. Lediglich einige „vertrauenswürdige“ Unteroffiziere durften – mehr oder weniger als Berater der unerfahrenen Komitee-Funktionäre – bei manchen Entscheidungen mitreden.

Für die „deutsch-österreichischen“ Marineangehörigen wurde im Hotel Riviera in Pola eine Abmusterungsstation eingerichtet, über welche die bei den Slawen als Unsicherheitsfaktor geltenden Deutsch-Österreicher so schnell wie nur möglich per Bahn Richtung Steiermark abgeschoben werden sollten. 

Vor dem Hintergrund dieser politischen und militärischen Unsicherheiten sind der Komitee-Beschluss der VIRIBUS UNITIS vom 30. Oktober 1918 und das Zirkulare des Hafenadmiralates Pola vom 29. Oktober 1918 zu sehen. In beiden wird zu Ruhe und Ordnung gemahnt und auch der Einsatz von Militär zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verteidigt bzw. kalmierend erklärt. 

Da man in Wien im Kriegsministerium bzw. in der Marinesektion vielfach nichts Näheres über die Vorgänge „bei der Flotte“ wusste, ersuchte man im Sommer des Jahres 1919 „Augenzeugen“ der damaligen Ereignisse um Berichte über diese Zeit. In diesem Zusammenhang ist der Bericht des damaligen Korvettenkapitäns Bruno Dittrich an das liquidierende Kriegsministerium/ Marinesektion zu sehen, in dem dieser persönlich erlebte Vorgänge nach der Übergabe der Flotte schilderte. 

Doch auch noch rund 10 Jahre später wurde in einer Zeitung des rechtskonservativen Parteienspektrums über das Kriegsende berichtet. Die im Artikel „Traurige Helden des Umsturzes“ geschilderten Vorfälle betreffen allerdings nicht den November 1918 sondern die sogenannte Revolte von Cattaro Anfang des Jahres 1918, die vielfach als Beginn des Umsturzes in der Doppelmonarchie – ähnlich der Matrosenrevolte von Wilhelmshaven im Deutschen Reich – als der Anfang vom Ende der Monarchie angesehen wird.  

Selbst noch während der Weltwirtschaftskrise widmete die christlich-soziale „Reichspost“ einen Artikel seiner Wochenendausgabe vom 31. Oktober 1931 der Übergabe der Flotte und dem Gedenken an die ehemaligen k. u. k. Kriegsmarine. 

Die beschriebenen Archivalien werden im Kriegsarchiv dem Bestand Sonderreihe der Operationskanzlei der ehemaligen Marinesektion des k. u. k. Kriegsministeriums verwahrt.

Umsturzberichte der Kriegsmarine

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