Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
08.03.1918
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
8.3.1918

10 Uhr vorm. kommt G.d.I. Giesl im Auftrag des Chefs des Ersatzwesens. - Inhalt der Besprechung Ersatz für die Armee im Felde waren: 1916: 1.600.000, 1917: 1,040.000 Mann.

darunter 500, (360.000) Wiedergenesene. Trotz dieser Ersätze war es nicht möglich, die effektive Stärke der Armee im Feld auf gleicher Stärke zu erhalten. 1.1.1916 – 3,500.000, Beginn 17 3,300.000, Ende 17 – 3,100.000, jetzt 2,500.000.

Nach der Volkszählung 1910 – 10,900.000 Männer.

Bis Herbst 1917: 9,300.000 gemustert. Davon bei der Armee im Feld 2,9, Hinterland 1,3, Kriegsindustrie als enthoben und kommandiert 1,000.000.

Uneinbringlicher Verlust 670.000 Tote

1,470.000 Gefangene

5 - 600.000 Invalide und Krüppel.

Dies ergibt im ganzen einen Entzug von 7,700 000. Daher bleibt ein Reservoir von 3,200.000. Die Verwaltung in beiden Reichshälften absorbiert circa 800.000 Männer.

Die Kampffront braucht jährlich durchschnittlich 1,000.000 Männer Ersatz.

Für 1918 eingestellt 80.000 für Sturmtruppe, 30.000 für schwere Artillerie, zusammen 1,110.000.

Deckung: Musterungen, verschärfte Kontrolle bei Kommandierungen, Einziehung von Enthobenen, Einstellung von weiblichen Hilfskräften und Leuten mit D-Befund.

Deckung des Bedarfes:

Von 1917 haben wir einen Rest von                                              25.000,

Musterungen ergeben keine nennenswerte Zahl.

Die 18jährigen ergeben an Frontdiensttauglichen                         150.000 zusammen

Die 6 jüngsten Jahrgänge der Enthobenen                                               100.000 bestenfalls 200-250.000

Wiedergenesene                                                                              500.000     

Freiwerden von Leuten durch Einstellungvon Hilfskräften und Leuten mit D – Befund                                                                                              100.000

zusammen circa                                                                                                1.300.000 als Gesamtreservoir.

Daten über unsere Gegner:

Russen bei Beginn: 6,600.000; im Laufe des Krieges 10,000.000 ausgebildet, im ganzen 17,000.000 unter Waffen. Ende vorigen Jahres noch immer 7.500.000 unter Waffen.

Rumänen bei Kriegsbeginn 700.000, jetzt ausgebildet 124.000 Front - Feuergewehrstand in Ersatzformationen 60.000. Also circa 200.000 Mann in 15 Divisionen formiert, vollkommen modern ausgebildet und ausgerüstet

Franzosen: 4.200.000 Heeresstärke, Feldarmee 2,100.000. Die 18jährigen bereits im Vorjahr in die Front eingestellt.

England: 4.600.000.

Amerika: 1,500.000 im Oktober 1917; im Frühjahr sollen weitere 500.000 aufgestellt werden.

Vergleich, wieviel Seelen notwendig sind, um 1 Bataillon von 1000 Mann aufzustellen.

 

 

 

% der Enthobenen

 Einwohnerzahl

   Divisionen

Bulgarien

  15,400

          0,9

 

 

Deutschland

  35.000

          0,7

  70,000.000

     220

Österreich-Ungarn

  51.000

          2,3

  51,200.000

      69

 

Italien sehr wenig

Frankreich sehr wenig

 

Blutige Verluste

 

 Tot

 Kriegsgefangen

 Invalid

 Summe

 Verwundet

 Offiziere tot

 Hinterland  gestorben

 Vermisst

 Verwundet

 Österreich -Ungarn

 670.000

 1,774.000

 600.000

 2,700.000

 1,500.000

 17,057

 3.700

 21.478

 

 Russland

 

 

 

 7,000.000

 

 

 

 

 

 Italien

 360.000

 440.000

 

 

 1,300.000

 

 

 

 

 Rumänien

 30.000

 140.000

 

 

 180.000

 

 

 

 

 Frankreich

 900.000

 450.000

 450.000

 

 

 27.000

 

 

 70.000

 England

 

 

 

 Ca.   2,000.000

 

 

 

 

 

 

Weibliche Hilfskräfte: Bei Armee im Feld 32.000, Hinterland 70.000. Weitere Ausdehnung unbedingt erforderlich. - Vorhanden circa 8,000.000 von 15. - 50. Lebensjahr (Personen weiblichen Geschlechtes).

Austausch der Kriegsgefangenen: Bei uns 900.000 Russen; in Deutschland 1,600.000 Russen. Von uns 1,470.000 in Rußland. Russen gaben an. 28.000 Offiziere und Fähnriche, 1,800.000. - Von den Deutschen in Rußland 200.000 Gefangene.

Nach der Konferenz in Petersburg rechnete man auf 50 % unserer Kriegsgefangenen. Bisher sind circa 700.000, hauptsächlich aus der Ukraine zurückgekommen, und circa 150 Offiziere. Täglicher Zustrom: 3 – 4.000. Gros noch in Sibirien. Massenbewegung von 3 – 4,000.000 Menschen; würden 3 – 4.000 Hundertachsener brauchen. Dies dürfte etwa ein Jahr dauern. Unsere zurückkehrenden Gefangenen werden 3 Wochen kontumaziert, dann 3 Wochen disponiert, endlich 4 Wochen Heimatsurlaub für die moralisch Einwandfreien. - Mannschaft und vielfach auch Offiziere zu großen Teilen von bolschewikischen Ideen infiziert. Kriegsministerium hat eine Verfügung getroffen, daß sich jeder Offizier, der zurückkommt, bei Ehre und Pflicht über sein Verhalten in der Gefangenschaft geäußert hat.

Von uns müssen zuerst die Ukrainer und Polen, dann die arbeitsunfähigen Russen (80.000), dann Arbeiterabteilungen von den Fronten, endlich von der Volkswirtschaft und Industrie ausgetauscht werden.

Wenn regelmäßiger Gefangenenaustausch möglich, sollen die 7 jüngsten Jahrgänge unserer Gefangenen in die Front gestellt werden; dafür Entlassung der 7 letzten Jahrgänge.

Verhältnisse in der Industrie schlecht. Skoda feiert, weil keine Kohle da ist, mit einem Teil der Arbeiter. Vor 3 Wochen feierten im ganzen 190.000 Arbeiter.

Besprechung dauerte bis ½12 Uhr vormittags.

Dann ein sehr frugales Mittagessen. Es ist ganz gut, wenn die Herren sehen, wie es uns draußen geht. - Vom AK. werden die neuen Urlaubsideen angekündigt, wonach wir beim K.K. 6 Monate sitzen müssen. Aus vielen Befehlen der letzten Zeit spricht die Angst vor der Propaganda und der Wühlarbeit der Entente. Tatsächlich liegen auch darin die größten Gefahren.

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