Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
21.01.1918
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
21.1.1918

Vormerkungen über die Armee Konferenz am 21.1.1918

Ähnliche Meldungen der verschiedenen Herren, die zur Armee hinausgeschickt wurden. Meldungen, dass bei höheren Kommandos noch nicht die richtige Vorstellung über die Verhältnisse im 4. Kriegsjahr bestehen. Draußen keine Vorstellung, was uns fehlt. Wenn Herren vom AOK hinauskommen, werden vielfach Vergleiche gemacht mit den früheren Kriegsjahren. Im Laufe des heurigen Sommers hat die Qu.Abt. eine Zusammenstellung hinausgegeben, in welcher bereits darauf hingewiesen wurde, in welcher materiellen Lage sich die Armee im Feld befindet. Bei der heutigen Sitzung werden die verschiedensten Wünsche vorgebracht werden; von 100 solchen Wünschen werden 99 nicht erfüllt werden können. - AOK und KM arbeiten nirgends auf Vorrat; was wir haben, geben wir hinaus; wir haben in keiner Materie irgendwelche Reservevorräte, leben überall von der Hand in den Mund; gehamstert wird nicht, wir geben alles her; daher können Anforderungen nur in den allerseltensten Fällen berücksichtigt werden.

Heute werden nicht irgendwelche Operationen besprochen werden; es handelt sich nur um materielle und personelle Fragen; trotzdem sei mit einigen Worten auf die militärische Situation hingewiesen.

Nördlich des Pripjetj untersteht die Front der Regierung Lenin; volle Zersetzung. Südlich des Pripjetj ist die Front besser beisammen; daher vom militärischen Standpunkt zu wünschen, dass wir zuerst den Frieden mit der Ukraine machen. Diese Front teilt sich in die ukrainische und rumänische Front. An letzterer teilweise die rumänische Armee, teilweise russische Truppen, die von den Rumänen sehr schlecht behandelt werden und sich bemühen, nach Russland zurückzugehen. Die 15 rumänischen Divisionen sind bisher von den revolutionären Ideen so viel wie gar nicht angekränkelt; es ist nur Sache der Entente, den Rumänen zu sagen: Morgen angreifen. Rumänische Armee sehr gut beisammen, gut diszipliniert, gut in der Hand der Kommandanten. Dies wird deshalb erwähnt, weil immer, wenn an der Südwestfront etwas verlangt wird, man möge es von der Ostfront nehmen.

Front von Kowel bis Brassó wird nur von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt sein; diese 800 km erfordern natürlich eine entsprechend große Zahl von Divisionen, Vorläufig untersteht noch unsere Truppe nördlich des Dnjester ObOst; aus diesem Bereich kann ohne Einvernehmen mit der Deutschen Obersten Heeresleitung nichts weggenommen werden. - Eine Reihe von Divisionen schon vor Beginn der Offensive abgezogen; 2 I, 1 KD rollen jetzt; weitere Divisionen werden noch zum Ersatz der deutschen Kräfte weggehen. Die rote Front wurde bereits jetzt geschröpft, soweit es überhaupt möglich war; Leute an der Ostfront wollen auch leben und sind, namentlich an der Ostgrenze Ungarns nicht in leichten Verhältnissen; Erhaltungsapparat ist kaum mehr weiter zu restringieren, solange wir unsere Truppen noch in den Schützengräben halten müssen; erst wenn wir sie an die Bahn zurücknehmen können, werden sich diese Verhältnisse bessern.

Albanien: Schmerzenskind des AOK; dort nur rund 2 Divisionen. Absorbiert eine große Zahl von Arbeitskräften, vermöge der dortigen Gesundheitsverhältnisse das Graben von vielen Tausenden; Pflicht des AOK, dafür zu sorgen, dass die Malaria im kommenden Sommer sich bessere; dies fordert eine große Zahl materieller und personeller Mittel.

SW. AOK ist der Ansicht, dass die Piavefront jetzt die entscheidende ist. Italiener werden gegen die Heeresgruppe Conrad voraussichtlich nichts Großes unternehmen; und wenn so wäre dies nicht von ausschlaggebender Bedeutung wie an der Piave. Stellung an der Piave ist gewiss stark, aber lange nicht so wie im Frühjahr und Herbst, und wir müssen dort unbedingt sicher gehen, denn es wäre ein Skandal für uns, jetzt, wenn die deutschen Divisionen weggehen, einen Schock zu erleiden. - Die Reserven hinter HG Boroević sind jetzt sehr gering an Zahl; daher muss dort unbedingt etwas herangeführt werden. Erst, wenn man an der Piave über genug Kräfte verfügt, ist in Aussicht genommen, der HG Conrad etwas zuzuführen. Kommt es aber an der Ostfront zu keinem Frieden, so wird man mit dem Abziehen von Kräften für den italienischen Kriegsschauplatz noch weiter zuwarten müssen.

Menschenmaterial: Mit 1. Februar 90.000 Mann als 37. Marschbataillon hinaus. Vielfach Bitten um abnormalen Ersatz; Bitten werden jedes Mal, weil unerfüllbar, abgeschlagen. Was sich ansammelt, wird bis zum letzten Mann zur Armee geschickt. Abbeförderung der 37. Marschformationen am 2. oder 3., wahrscheinlich wegen Transportschwierigkeiten langsam. Wir leben von der Hand in den Mund. Marschformationen brauchen noch 10 Wochen bis zum Moment, wo sie eingereiht werden dürfen. Innerhalb dieser 10 Wochen nicht nur die normalen Abgänge zu ersetzen, sondern, wenn Kämpfe wären, genügen diese Marschformationen nicht. (7.Division, die nach 10. Isonzoschlacht mit einem Minimalstand wegging, ist jetzt die stärkste Division der ganzen Armee.

15.ID., die nach den Kämpfen bei Stanislau - Kalusz mit Rudiment zur Heeresfront Josef abging, ist heute die zweitstärkste Division.) - Derzeit an SWF viel mehr Truppen, die sich aus Österreich ergänzen; daher können die ungarischen Truppen leicht so viel Ersatz bekommen, dass sie bald auf den vollen Stand kommen können. Österreichische Truppen können viel schwerer auf vollen Stand gebracht werden. – Überschuss für die ungarischen, bedeutendes Defizit für die österreichischen Divisionen.

Standpunkt des AOK: Divisionen keinesfalls auflösen, auch wenn sie noch so stark heruntergekommen wären. - Noch eine Möglichkeit: Verlegung von Divisionen der SWF an die Ostfront. Dieses Auskunftsmittel ist leider nicht möglich mit Rücksicht auf die Bahnlage. Unsere verschiedenen Bahnen leisten jetzt wegen Mangel an Kohle, Maschinen, schlecht rollendem Material und Unterbau, nicht annähernd das, was sie vor Jahr und Tag geleistet haben. (Von Kolomea jetzt nur 4 statt 20 Zügen im vorigen Jahr).

Auflösen einzelner Bataillone, namentlich solcher, die nicht dauernd erhalten werden sollen, ist in Aussicht genommen.

GM Müller: 11.Armee 130.000 Mann vorgeschriebener Kampfstand, am 1. Jänner 76.000 Mann Abgang. Mit den täglichen Abgängen, welche sich jetzt mit 700 maximal, durchschnittlich 500 Mann berechnen lassen, ist der weitere Abgang bis Ende März mit mindestens 34.000 Mann zu veranschlagen. Bis 1. April stehen 47.000 Gewehre Marschformationen zur Verfügung, daher voraussichtlicher Feuergewehrstand 67.000 Gewehre gegenüber 130.000 Gewehre Sollstand. Bei dieser Berechnung angenommen, dass die Marschkompagnien mit 90 Gewehren ankommen; dies ist aber nicht der Fall; die Kompagnien kommen gewöhnlich nur mit 50 - 60 Mann. (Tombor: Chef des Ersatzwesens: Bei HG Conrad kamen statt 3 Kp. zu 300 Mann nur 230 Mann an; 100 waren desertiert, 30 konnten noch schnell aufgebracht werden.)

Soós: Chef des Ersatzwesens kommt mit seinen Zuweisungen immer zu spät. Heute hat eine Division 1610 Feuergewehre; die Zuweisung des Chefs des Ersatzwesens kommt immer zu spät, wenn er jetzt Marschformationen zuweist. Waldstätten sagt, uns fehlt das Zentralmagazin von wirklich Ausgebildeten. Wir haben weitaus die stärksten Bataillone aller kriegführenden Staaten am Papier. Bei den Deutschen zählt auf den Feuergewehrstand jeder Mann, der ein Feuergewehr hat. Unsere Feuergewehrstände werden in den Meldungen möglichst klein dargestellt. (Bei der 11.Armee hat Seine Majestät ein kombiniertes MG-Bataillon. gesehen, 400 Mann mit verschiedenen Maschinengewehren. Wenn dieses Bataillon nicht bestehen würde, hätte die 18.Division pro Bataillon 50 Mann mehr.) Waldstätten wird beantragen, dass wir mit dem Verpflegsstand und Feuergewehrstand heruntergehen; zum Feuergewehrstand wird zählen, wer ein Feuergewehr hat. - Auflösung der Landsturmbataillone (im ganzen 48)? HGK Conrad beantragt 25 solcher Bataillone. (20 Ldst.-, 5 andere Bataillone). Müller im Bereich der HG 81 Bataillone auf miserablem Stand, davon 7 Bataillone Verpflegsstand 700 Mann, Feuergewehrstand 100 Mann (gegen vorgeschrieben 1250 und 800.) 10 Bataillone 5 - 600 18 Bat. 6 - 7, 9 Bat. 7 - 8 u.s.w.

                                                  200                    3                  400

Viele Bataillone mussten aufgelöst werden, weitere müssen noch aufgelöst werden. Nächste Marschformationen werden erst am 15. März eingereiht werden können. Es ist ausgeschlossen, die fehlenden Bataillone neu aufzustellen und das Missverhältnis in den Verpflegs- und Gewehrständen zu bessern. Durch Auflösung gewinne ich: Ausmerzung der alten Leute; Erhöhung der Arbeiterformationen; Ersparung von 100 Pferden pro Bataillon.

1, XI /KJ2, IV/Res37 Auflösung und zur Auflösung der zugehörigen Regimenter verwendet. - Dadurch könnte KJ Division voll formiert werden; Verstärkung der 10. Armee um 10 Bataillone; dadurch auch Auflösung von 10 Bataillonen der 10.Armee möglich.

Tombor: Es bestehen 974 Bataillone und Kavalleriehalbregimenter. Dies ergibt für die ganze Armee 27.000 Mann Marschformationen für die ganze Armee. - Im Verpflegsstand der Infanterie der bestehenden Bataillone besteht ein Manko von 174.000 Mann, daher 189 Mann pro Bataillon. In das Verhältnis zwischen Verpflegs - und Kampfstand mischt sich Chef des Ersatzwesens überhaupt nicht hinein. (Bei 11. Armee einschließlich Edelweißkorps 60.000 Mann Abgang im Verpflegsstand. Rechnet man die bei sämtlichen Marschformationen, auch 37. befindlichen Leute ein, so haben wir einen Abgang von über 3.000 Mann)

Enthebungsangelegenheiten werden im Hinterland nicht von allen Stellen mit jener Energie durchgeführt, die notwendig wäre. Beabsichtigt ist radikale Abkürzung der Austauschaktion.

Enthobene im Hinterland circa 1½ Millionen. Jetzt dürfte es Gesetz werden, dass sämtliche Enthebungen der 19 - 25 jährigen annulliert werden. Bei ungarischer Regierung ist die Maßnahme glatt durchgegangen. Österreichische Regierung hat sich mit den Sozialdemokraten ins Einvernehmen gesetzt, die diese Maßnahme als sehr demokratisch begrüßt haben. Großer Widerstand im Ministerium für Landesverteidigung. Erst in einer Sitzung der letzten Zeit ist es gelungen, zu dieser Maßnahme auch die Zustimmung der österreichischen Regierung zu erreichen. Die zu erreichenden Enthebungen dürften circa 150.000 ergeben. Dies reicht ungefähr für 3 Monate. Waldstätten negiert, dass wir an der Grenze der Ausnützung des Menschenmateriales sind.

Deutschland hat 65 Millionen Einwohner, wir 21 Millionen. Deutschland hat an den Feind verloren circa 3 Millionen Mann, wir 1.7 Millionen. - Die Deutschen haben aufgestellt 2250 Bataillone, wir 1000 Bataillone. Dabei sorgt Deutschland noch mit seiner kolossalen Kriegsindustrie für alle seine Verbündeten.

Resümee: Mit Menschenmaterial schlecht bestellt; mit unserem Ersatzmaterial können wir, wenn der Feind nicht angreift, unsere Divisionen in absehbarer Zeit auf den vollen Kriegsstand bringen. (Mittel Auflassen von Landsturm Bataillonen; Ersatz der systematisierten Stände, eigentlich auch nur ein Selbstbetrug; ausgebildete überzählige Marschformationen der Ostfront werden, sofern sie in Truppenkörper hineinpassen, diesen zugewiesen werden.

Verpflegung: Waldstätten sagt, mehr schreien und den Revolver ansetzen als das AOK tut, geht nicht. - Zeynek: Schwere Krisis, schon die dritte. Die jetzige Lage ist: Die Armee im Felde hat im Durchschnitt 1 - 2 normale Portionen, 1 Res P.; KM im Hinterland 2 Armeetage. Was in den letzten 20 Tagen zugerollt ist:

4. Armee 8, 2.11, 3. 9, Isonzo 3 ½, Qu 6 9½, 10.8, 11. 16 Tage. Dies ist trostlos

Wie wir in diese Lage gekommen sind. Im September haben die beiden Regierungen und AOK den Wirtschaftsplan aufgestellt. Dabei wurde dargelegt: Österreich hat eine Ernte von 32,000.000 q, Bedarf 38,000.000 (44 hat verlangt); daher Abgang 6,000.000 q. Ungarn 43,000.000 Ernte, Überschuss 11,000.000.?

Armee Bedarf 11,000.000 - Beide Ministerpräsidenten sagten: Armee deckt deren dringenden Bedarf aus eigenem Besitz. Okkupiertes Gebiet 10,000.000 q. Dies eine hervorragende Leistung. Von dieser Ernte aus Polen 13 %, Serbien 23 % für Armeezwecke zur Verfügung gestellt. Zusammen aus unserem Bereich 1,700.000 Getreide für Versorgung zur Verfügung gestellt; daher Abgang 9,000.000. - Standpunkt des AOK: Überschuss von Ungarn hat zuerst der Armee zugewendet zu werden. Vollstes Entgegenkommen bei ungarischer Regierung. Österreich sagte: 6,000.000Abgang; wird dies nicht gedeckt, so ab Mai nichts zum Leben. Einigung: Österreich bekommt alles, was in Rumänien aufgebracht wird; beide Regierungen verpflichten sich, die Aufbringung zu steigern. - Im Oktober Lieferung ganz gut erfolgt; in Ungarn auf einmal Rückgang. Einberufung eines neuen Ministerrates. Entente hat durch die Ostfront sofort erfahren, wie es steht. - Ungarn sagten: Wir bekommen von Österreich keine Kohle; zweitens verlangten sie das Herabsetzen der Eisenpreise. Eindruck: Revolverpolitik. AOK stimmte zu, dass Österreich nicht nachgibt, Ungarn sollte gezwungen werden. AOK hat alles Verfügbare verwendet, um bis Ende Dezember notdürftig durchzuhalten. Armee stellte 7600 Waggons bei. Ende Dezember Gesamtreserve aufgebraucht. AOK musste sagen: Österreichische Regierung, du musst den Ungarn die Kohle geben. Kämpfe mit ungarischem Ernährungsminister und Ministerpräsident. Man kann heute nur hoffen, dass in den nächsten Tagen die Frage mit Ungarn bereinigt wird. - Wenn wir Cattaro, Pola, alles nehmen was für die Besatzungstruppe in Serbien und Polen da ist, so können wir notdürftig durchkommen mit einer Portion: Ostfront 300 g, für Südwest Front 400 g Mehl. Dies sind Hungerquoten, wir rutschen aber durch; dabei keine Reserven; in 14 Tagen mit dem Letzten, was dem AOK zur Verfügung steht, sind wir fertig. Ungarische Regierung wird sich vor dieser Tatsache beugen müssen. Schwierigkeiten in der Aufbringung: Für Ungarn 24 Bataillone als Assistenz; vorläufig noch für politische Requisition. Dann bleibt nur noch die militärische Requisition, die wenn irgend möglich vermieden wird. In Österreich keine besonderen Schwierigkeiten in der Aufbringung, weil die Regierung nicht bereit ist, die politische Requisition durchzuführen, wegen Schwierigkeiten in Böhmen und Galizien. Jetzt 95.000 Arbeiter in den Ausstand getreten in Wien allein). - Also Reserven keine. Enorme Schwierigkeiten in Österreich. (Telegramme aus Prag, Pilsen, Mährisch-Ostrau, Triest, Wien; Drohung mit Kohlenförderung, Eisenbahnerstreik u.s.w,) In seltenen Fällen muss Armee noch aushelfen. (Zeynek bespricht dann Verpflegslage der 11. Armee).

Futter: Maisernte zuerst zur Versorgung der Bevölkerung. Österreich erklärt, dass es zur Versorgung mit Futtermitteln nicht beitragen kann. Ungarn hat daher auch die Versorgung mit Futtermitteln übernommen, hält aber diese Verpflichtung nicht ein; wir bekommen nur 1/3 des Angesprochenen. - Futterfrage ist überhaupt unlösbar, weil die Vorräte nicht aufgebracht werden können. - Saatgutbedarf: 6.000 Waggons.

Kartoffel: In Ungarn sehr schlecht, Österreich mittelmäßig, Polen gut. - In den militärisch bewirtschafteten Gebieten wurde alles requiriert und der Armeebedarf gedeckt.

Fleisch: In Ungarn monopolisiert; Regierung stößt selbst auf die größten Schwierigkeiten, weil sich dort die beiden Parteien bekämpfen. - In Ungarn auch wegen Fleischlieferung ein 14tägiger Termin gestellt. - In dieser schweren Not müssen wir durch die Armeen in einer möglichst wirksamen Weise unterstützt werden. Es muss gespart werden, der Anbau muss mit allen Mitteln gehoben werden. Die landwirtschaftlichen Offiziere mögen dort verwendet werden, wo sie ihre Kenntnisse zur Geltung bringen können. (Müller beschreibt die Verhältnisse in Tirol in schwärzesten Farben. Dies führt zu erregten Debatten. Größte Sorge wegen Nachschub. Zeynek sagt, alle Armeen werden auf dem Zustand erhalten, dass es gerade noch geht; alles andere kommt nach Tirol. Heeresgruppenkommandant hat gesagt, er wird immer wieder betonen, wenn die Lage so kritisch ist, wie jetzt.) - Waldstätten: Italiener hatten hinter ihrer Front für 45 Tage Verpflegung!

Waldstätten spricht dann über Kohlenkrise: Der Arbeiter, der im Frieden 2-3 t förderte, fördert jetzt nur 0,9 t - Waldstätten sagt die Ernährungsverwaltung funktioniere schlecht.

Pferde: Möglichst restringieren. Derzeit treiben wir direkt Raubbau mit den Pferden. Monarchie hatte 4,000.000 Pferde; anfangs 1917 2,600.000 Polen 5,000.000, jetzt 2.500.000 . Serbien 170.000, jetzt 30.000.

Transportmittel. Bahnen: Zu Beginn verfügten wir über 12.000 Lok, 250.000 Waggons; jetzt 14.000 Lok, 250.000 Waggons. Jetzt circa 4.000 Lok für Reparatur abzuziehen. Zeitweise 50-57 % Lok. bei einzelnen Staatsbahndirektionen. An Wagen circa 8 % Reparaturstand. Nacherzeugung 60 Lok, 1500 Waggons monatlich, derzeit aber viel weniger, weil es vor allem an Eisen fehlt. Daher unbedingt verminderten Lok - Stand ins Kalkül ziehen. Ermüdung und Unterernährung des Personales, Mangel an Kohle, Kohlenproduktion kommt den Anforderungen nicht nach. Früher zur Zeit großer operativer Verlegung 4 - 8 Wochen Vorrat, jetzt nur mehr 4 - 5 Tage. Jetzt operative Verlegung nur mehr mit einer ganz minimalen Leistungsfähigkeit, zum Beispiel statt 30/100 nur mehr 10/100. - Zur Zeit der italienischen Offensive 70 % gedeckt, 40 % offene Güterwagen militärisch beansprucht. Jetzt wird der Fahrpark nur mit 20 - 30 % gedeckten, 15 % offenen Güterwagen erstellt. „Transportkrise“ Schlagwort. Der Wagenpark reicht aus, um alle Verpflegsbedürfnisse der Monarchie einheitlich zu befriedigen, reicht aber nicht aus für die Anforderungen des Transportes von Massenartikeln, vor allem an Kohle. Wenn irgendwo Verpflegsmangel eintritt, ist die Ursache nicht in den Bahnverhältnissen zu suchen; die Bahn kann nicht befördern, was man ihr nicht zur Beförderung übergibt. - Staubrutto derzeit Ungarn 7.000, Österreich 9.000 Waggons, die über einen Tag länger stehen.

Feldbahn- und Seilbahnmaterial: Industrie ist nicht mehr in der Lage, Feldbahnen in entsprechender Zahl herzustellen; besonders Feldbahn von 70 cm Spur. Mit Seilbahn steht es sehr schlecht; Seile können nicht mehr erzeugt werden, weil der Stahl dazu mangelt. Auch deutsche Industrie hat bereits versagt. Auch Vollbahnmaterial bekommen wir nicht mehr.

Waldstätten über Schwierigkeit der Bahnlage. Mitte November rannten alle Zivilministerien zum Kaiser, dass die Offensive nicht fortgesetzt wird, wegen Mangel an Bahnmaterial.

Autos: Heute 13.000 t, davon 2/3 im Südwesten.

(Im NO. 50 Kol. 11.Armee 54). Gleitschutzfrage ist nicht gelöst; Motor leidet durch Eisenbereifung, durch Gleitschutz aber noch viel mehr.

Infanterie: Divisionäre werden von den Armeekommandanten orientiert werden, wo ihre Marschformationen sind. HMGZ. jetzt rund 1 pro Bataillon, im ganzen rund 1000 Züge; - weitere Serie geht demnächst aus dem Hinterland.

Die Fabrik in Steyr hat bei Kriegsbeginn einige wenige MG geliefert; jetzt (Dezember 1917) 3.000 MG hätten geliefert werden sollen; Steyr ging auf 700 zurück, davon 250 für die Fliegertruppe. (Ursache: Kohle). Modell: Versuche zur Konstruktion eines leichteren Schwarzlose–MG. haben zu keinem Ergebnis geführt.

Artillerie: Das Wichtigste, dass die jetzt im Großbetrieb befindlichen Maschinen, die Munition erzeugen, weiter in Betrieb halten. - Neue Kanonen M17(18) haben auch das Kaliber 6,5. MW. Der neue 9 cm für die Infanterie wird ein erstklassiges Instrument sein. Bisher 14 Stück ausgegeben. GW. Es bleibt bei den jetzigen leichten. Infanteriegeschütz in den Aussterbeetat gesetzt. Sturmbataillon. An einheitlicher Formierung pro Div. wird festgehalten.

Ausgestaltung der Infanterie: Division 12 Bataillone; Regimenter zu 3 Bataillonen. Division 4 Regimenter zu 3 BatailIonen oder 3 Regimenter zu 4 Bataillonen und 3 Jäger Bataillonen

Artilleriausbau: 2 Bt. pro s.HR ; 1 Hb.Batterie zum Ersatz der MWBt; Ausgestaltung der reitenden Artillerie Regimenter zu Artillerie Brigaden. MW. Der neue 9 cm vorzüglich; mittlere Modelle werden demnächst erprobt; der schwere 26 cm auch sehr gut (Portée 2500 m mit der leichten Mine).

Inft. Begleit Bttn. Von 11. Armee als schlecht bezeichnet; die bei 44.ID. eingeteilten wurden außerordentlich gelobt. 28 Bt. sind bestellt; im Frieden soll jede ID. 2 Kn. 1 GbHb. haben, vereinigt in einer G.Art.Abt. - Reserven an schwerer und schwerster Artillerie bestehen nicht. LFA. Batterien jetzt 66 Batterien; werden auf besondere 6geschützige Batterien ausgebaut. - Außerdem werden noch 14 LFAB. anschließend an die schweren Artillerie Regimenter aufgestellt.

Arbeitskräfte. Ostfront ist bereits bis auf das Äußerste geschröpft. Wir haben 181 Sp.Kp.; davon über 100 an der SWF. Kriegsgefangene. Von italienischen 120.000 an Deutschland, 160.000 Österreich-Ungarn. - Brosch besprach die Frage im Detail. Jetzt sind die Arbeitskräfte ganz unzureichend. Minimum wäre: Für jedes Frontfeuergewehr 1 Arbeiter; aber auch dieses Minimum ist nicht vorhanden. Dermalen höchstens 0.75, an einzelnen Fronten 0.5 Mann. Anforderungen daher vollberechtigt. Wie aber helfen. Italienische Kriegsgefangene wurden vor allem für die Austauschaktion verwendet. Die Anforderungen des Chefs des Ersatzwesens betragen rund 800.000 Mann. Auch den Eb.Kp. müsste eine Aushilfe gegeben werden. - (Zu einem Zeitpunkt, wo wir 58.000 Kriegsgefangene versammelt hatten, betrugen die Anforderungen 360.000! Hauptsächlich von den verschiedenen Ministerien des Hinterlandes, die von materiellem Zusammenbruch sprachen. - Heute in den Hinterlandslagern 1,400.000 im Hinterland.) Evidenz der Kriegsgefangenen dringend notwendig. Im ganzen 1,400.000 im Hinterland in Evidenz. - Arbeitskräfte müssen sich noch weiter reduzieren; HG Conrad muss die Lst.Arb.Kpn. ohne Ersatz abgeben. Weiters Abzüge für den Frühjahrsanbau (ungarischer Ackerbauminister 550.000 Mann verlangt!, ähnlich seitens Zisleithanien.)

Flieger: 68 Kp. sind im Feld.

Gas: Unseres C-Stoff, deutsches Gas Phosgen. Vergleichende Beobachtungen ergaben, dass unser Gas eine größere toxische Wirkung äußert. Zur tödlichen Wirkung ist aber eine größere Konzentration erforderlich. Aufstellung von 3 Abteilungsstäben der Artillerie nur für das Gasschießen angeordnet.

Ärztemangel: Zahl der Ärzte von 7500 auf 5500 gesunken. Zustand im Hinterland desolat. Große Protektion dass alle Ärzte in den Großstädten sind; am Land und bei den Arbeiterzentren sind die Zustände elend.

Auszeichnungsanträge. Ausführungen weniger tragisch als die vorhergegangenen.

Gelegentlich von Frontbesuchen wurde gesagt, es errege Missstimmung, dass die Ausgezeichneten solange mit ihren Auszeichnungen nicht beteilt werden. In erster Linie Frontoffiziere. Bezüglich Mannschaftsdekorationen möglichste Dezentralisierung erreicht. Die meisten Auszeichnungsanträge brauchen, bis sie zum AOK kommen, 4 - 6 Wochen. Normal täglich 400, nach Kampfhandlungen 6 - 800 und über 1000 Anträge täglich. Trotzdem werden alle sofort in Angriff genommen; täglich mindesten 400 in Militärkanzlei. Kein Antrag bleibt von seinem Einlangen in der Auszeichnungsgruppe länger wie 14 Tage. In der Militärkanzlei bleiben die Anträge bis zu 4 Wochen liegen. Um auch da die niederen Truppenoffiziere möglichst zu berücksichtigen, hat Seine Majestät befohlen, dass alle Auszeichnungsanträge vom Signum laudis bis RFJO vom Erzherzog Friedrich oder Max resolviert werden. Außerdem Reinschriften an die Ministerien, Obersthofmeister, Kämmereramt. Trotzdem dauert es bis zu 14 Tagen‚ bis die Resolvierung geschieht. KM kann aus technischen Gründen nicht schneller arbeiten. Mit den Dekorationen kommen die Fabriken nicht nach. Dezentralisierung und Systemänderung nicht durchführbar. Es geschieht das Möglichste, um den Wünschen der Frontoffiziere gerecht zu werden.

Armeekonferenz. (Siehe die vorstehenden Anmerkungen). Dann bis einschließlich 11.2. Urlaub.

Abfahrt Wien 10.2. abends, an Folgaria 11.2.abends. Während des Urlaubs Wechsel des Korpskommandanten; dann als Arbeit die Fortsetzung der Geschichte über den italienischen Krieg.

X
Tablet drehen