Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.03.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.3.1917

Gestern abends am Nordflügel des VII. Korps südlich Biglia eine schöne Unternehmung, die zur Besitznahme der vordersten Gräben führte und 300 Gefangene einbrachte.

Mittags versammelt uns Waldstätten (unter uns meine ich die Gruppenchefs, Glaise (!) und Busek) und bespricht eine Vereinigung der Kriegsgruppen der Nachrichtenabteilungen mit den Kriegsgruppen der Operationsabteilung. Ich „wage“ es, auch gegen dieses Projekt meine Bedenken geltend zu machen; deren Wesentlichstes sich gegen jede Vermehrung der Op.Abt. richtet. Natürlich umsonst; nun mir kann's gleich sein. Es bestehen aber auch gewichtige sachliche Bedenken dagegen. Vor allem hat unser Nachrichtendienst, man sage, was man will, gut funktioniert, und es ist eine große Dummheit, Hranilovič, der wirklich ein kluger Kopf ist, wegzuschicken. Er hat die Methoden des Nachrichtendienstes verbessert, das Ganze straff organisiert. Nun wird es zunächst, noch dazu in der kritischen Zeit, drunter und drüber gehen. Wie leichtfertig bei uns jetzt vorgegangen wird, beweist folgende Episode. In einem Referat zur Frage eines Aufmarsches gegen I. im Falle des Freiwerdens stärkerer Kräfte an der russischen Front habe ich die Leistungsfähigkeit der Tiroler Bahn und des Südbahnnetzes mit je 30 Zügen eingeschätzt. Dann fragte „man“ die Eisenbahn und bekam theoretische Kalküls, dass die Bahn viel mehr leisten könnte. Mittags spreche ich mit Straub darüber, der mir sofort zugibt, er habe gar nicht gewusst, dass es sich um gleichzeitige Bewegungen gegen Tirol und das Küstenland handelt. Wenn eine solche Bewegung überhaupt durchführbar ist, so könne die Leistungsfähigkeit keinesfalls höher veranschlagt werden, als ich es getan. Zudem sei, wie auch ich behauptete, ein eingehendes Studium der ganzen Frage auf konkreter Basis notwendig. Dies ist nun auch eingeleitet. Vor allem muss ich von Haberl erfahren, ob die Verpflegung überhaupt aufzubringen ist und wieviel Züge noch erforderlich sind. - Nachmittags in Wien; sehe auch meine alten Notizbücher durch. Leider erkenne ich, dass ich aus den ersten Kriegsmonaten, das heißt aus der Zeit vor den Verhandlungen mit Italien recht wenig „persönliches“ Material habe.

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