Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.03.1917
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.3.1917

An der Front auch in den letzten Tagen nichts Besonderes. Gestern meldete das 5. AK. eine „Patrouillenunternehmung größeren Stiles“ beiderseits Kostanjevica, erwähnt aber nichts über Gefangene und Beute. - Die Meldung macht keinen guten Eindruck. In der Abendmeldung ist erwähnt, dass die Stellungen zwischen der Wippach und der Jamianosenke 2 Stunden unter sehr lebhaftem feindlichen Artilleriefeuer mittlerer und schwerer Kaliber standen. Das ist auffallend genug. Das ist mein Eindruck, dass eine nicht gelungene Unternehmung stattgefunden hat.

War heute zeitlich bei Frühstück mit Arz allein. Er sagt mir, dass er schon um 9 Uhr eine Besprechung mit Storck, dem Vertreter des Ministeriums des Äußeren habe. Bei dieser Gelegenheit äußert er sich geringschätzig über die früheren Korrespondenzen über auswärtige Politik. Das sei ganz umsonst gewesen; denn es sei doch nichts von dem geschehen, was das AOK gewollt habe. Derlei Sachen seien nur durch mündliche Besprechungen zu erledigen, wie dies denn auch jetzt geschehe. Jeder trage seine Ansicht vor und der junge Kaiser entscheide schon gut. - Aber in ernsteren Angelegenheiten muss auch etwas schriftlich vorliegen; Arz wird das schon noch einsehen lernen, bis die Frage der Verantwortung gestellt wird…

Die Bitte des HGK Conrad um Verstärkung von Tirol wurde heute durch das Kommando der SWF telegrafisch unter Darlegung der Verstärkungen beim feindlichen XX.Korps erneuert. Die Sache muss also erledigt werden. Ich halte eine italienische Angriffsoperation vor der Schneeschmelze für höchst unwahrscheinlich, glaube eher, dass sich die Italiener aus Angst vor einer Offensive unsererseits verstärken. In diesem Sinne auch mein Konzept, das jedoch so gehalten ist, dass Conrad, der hier offenbar übers Ziel geschossen hat, nicht beleidigt sein kann. Zugleich benütze ich die Feindnachrichten, um bei Hindenburg die Verstärkung durch Gebirgstruppen zu urgieren. - Waldstätten sagt mir abends, er möchte die ganzen Schlagfertigkeitsberichte den Deutschen zur Einsicht geben, damit sich nicht der Fall von Luck wiederhole. Zuerst die Geheimnistuerei, dann der Schrei nach Hilfe. Ich rate ihm entschieden ab. Was nicht notwendig ist, soll man nicht tun; denn wir wissen ja heute nicht, in was für eine Lage wir den Deutschen gegenüber (namentlich im Falle I), in diesem Kriege noch kommen können. Für die Begründung unserer Forderungen aber habe man andere Mittel und Wege! - Diese Ideen entspringen übrigens vielmehr der Absicht, alles schlecht zu machen, was unter dem früheren Regime geschehen ist; psychologisch nur zu begreiflich!

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