Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.09.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.9.1916

Nachts Telegramm des bulgarischen Hauptquartiers an Deutschen Kaiser In Dobrudza großer Sieg. Gott sei Dank, dadurch ist alles andere auf dem Balkan Kriegsschauplatz ausgeglichen.

Zu dem Telegramm Sonninos über die Meldung des italienischen Gesandten in Bukarest: Ein sofortiger Wechsel des Chefs des Generalstabes, General Iliescu, sei unerläßlich, schrieb Conrad die bezeichnenden Worte dazu: „Stets dieselbe Geschichte! Abschlachtung des Südenbockes!“

Auf der Karsthochfläche dauern die Kämpfe mit unverminderter Heftigkeit fort. Am Nordflügel gelang es dem Feind die Kapellenhöhe von S.Grafo di Merna im Laufe des Nachmittages zu nehmen und mit Teilen über diese Höhe vorzustoßen. Ein Gegenangriff von 4 eigenen Bataillonen verhinderte dort ein weiteres Vordringen des Feindes und stellte schließlich die Gefechtsfront in der Linie der Rückhaltstellung; Westrand Raccogliano - unmittelbar östlich Kirche S. Grado - 265 wieder her. – Von Lokvica an wurde unsere vordere Linie mit Ausnahme einiger Kompagnie Abschnitte trotz heftigster Angriffe behauptet. - Vom Feind dürften gestern 6 - 1 ITD am Kampf beteiligt gewesen sein. 50 Italiener gefangen, 3 MG. erbeutet. - Nördlich der Wippach dehnte sich das Feuer bis zum Krn aus; jedoch keine Infanteriekämpfe, - beiderseits große Verluste. - Bei 10. Armee im Flitscher Becken heftigerer Geschützkampf. Angriff kann bevorstehen. Vorerst jedoch noch nicht zu sehen, ob etwas Größeres kommt. Daher auch eine Bitte des 10.AK. um Überlassung des Bataillons 40 vorerst nicht genehmigt, sondern AK. aufgefordert, Marschformationen einzusetzen und im eigenen Bereiche zu helfen. Bei Heeresgruppe sprach sich Angriff gegen Fassaner Kamm aus. Cauriol Scharte vom Feind genommen, sonst wurde er abgewiesen.

Heute sehr starke russische Angriffe, besonders gegen 4. Armee; dort griffen 4 ½ russische Korps an, die unter furchtbaren Verlusten vollständig abgewiesen wurden; deutsche Führung!

Über Dobrudša bis abends keine Nachrichten; Verbindung scheint abgerissen zu sein. - Heute die ersten Direktiven der Obersten Kriegsleitung: Sie sollen im Wesentlichen besagen, dass auf allen Kriegsschauplätzen nur zu halten ist, damit Rumänien angegriffen werden kann. -

Abendresümee: Die Schlacht auf der Karsthochfläche dauert unvermindert heftig fort. Es macht den Eindruck, dass sich der Feind die Mitte des Plateaus, also den Abschnitt zwischen Lokvica und der Vallonestraße südlich Novas, als Einbruchsraum gewählt hat. Dorthin waren heute das stärkste Artillerie und Minenwerferfeuer und die Massenangriffe gerichtet. Auch um die Kuppe südöstlich des Doberdòsees wurde erbittert gekämpft. Die Italiener drangen mehrfach in unsere Stellungen ein; Gegenangriffe warfen sie jedoch stets wieder hinaus Nördlich Lokvica bis zur Wippach scheiterten die feindlichen Vorstöße schon in unserem Artilleriefeuer. Nördlich der Wippach bis zum Krn beschränkte sich die Gefechtstätigkeit auf mäßiges Geschützfeuer. - 10.Armee: Die Abschnitte von Flitsch und Raibl stehen unter andauernd heftigem Artilleriefeuer. Bei Flitsch brachte unsere Geschützwirkung 2 Angriffe auf den Rombon, einen auf den Ravelnik zum Scheitern. Ob es sich um eine Demonstration oder um die Einleitung eines ernsteren Angriffes handelt, ist noch nicht abzusehen. Im Fella- und Plöckenabschnitt ging die Kampftätigkeit nicht wesentlich über das gewöhnliche Maß hinaus.

Heeresgruppe: Das vormittags noch lebhafte Feuer gegen den Fassaner Abschnitt Cupola - Valmaggiore ließ mittags nach; neue Angriffe erfolgten nicht. An der übrigen Front geringe Gefechtstätigkeit oder Ruhe. - Ein Flieger warf auf Trient wirkungslos Bomben ab. Feind: Auf der Karsthochfläche wurden bisher 14 Brigaden im Kampf festgestellt. Mindestens 3 Brigaden, vermutlich aber wesentlich stärkere Kräfte, sind hinter dieser Front in Reserve. Unser 5.AK. nimmt, Brigaden als dort noch bis gestern abends nicht angesetzte Kräfte an. - Laut Gefangenenaussagen soll die Tȇte einer aus Tirol anrollenden Division (Modena? Sesia?) bei Sagrado eingetroffen sein. - Nördlich  der Wippach 9 Brigaden in vorderer Linie, 8 dahinter. über Vorschiebungen dieser Kräfte, etwa zur Verstärkung des Angriffes auf der Karsthochfläche liegen keine Nachrichten vor; daher muss mit einem stärkeren Angriff gegen unsere Front östlich Görz nach wie vorgerechnet werden. Von den beim feindlichen XX. Korps aus der Front gezogenen Alpini Bataillonen sind 5 an der Fassaner Front, eines bei Loppio festgestellt worden.

Eigener Kräfteverbrauch, Reserven: Die Schlachtverluste werden vom 5. AK. in jeder Meldung als sehr hoch bezeichnet; konkrete Daten liegen bisher nicht vor. Im Abschnitt des VII.Korps wurden 2 Regimenter aus der Front gezogen. Von den 2 ½ ITD Armeereserven (44, 16, 10.GBrig.) wurde 1 (16.) den Abschnitten III a und b zur Verfügung gestellt. Das AK. verfügt somit noch über 1 ½ ITD, von denen 5 Bataillone hinter dem VII., 3 Bataillone jetzt hinter dem XVI., 8 Bataillone hinter dem XVII.Korps stehen. - In Kärnten sind 3 Bataillone zur Verfügung des AOK, in Tirol 2 Bataillone (bei Caldonazzo) an der Bahn.

Abends bespreche ich mit Metzger die weitere Verstärkung der 5 Armee. Ich beabsichtige, noch bis morgen mittags zu warten.

Ist dann bei Flitsch und am Fassaner Kamm nichts Ernstes los, so müssen die 3 Bataillone aus Kärnten und 1 Brigade aus Tirol fahren. Aber auch für eine längere Dauer der Schlacht wird vorgedacht werden müssen; eventuell muss an die Oberste Kriegsleitung herangetreten werden, damit von anderen Schauplätzen Kräfte kommen.

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