Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
13.10.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
13.10.1916

Heute früh neuer Operationsplan Falkenhayns, von Hindenburg gutgeheißen. Es soll nun zuerst der Szurdukpass geöffnet werden. Die nächste der anrollenden deutschen Divisionen wird daher nach Hatszeg geführt. Das Alpenkorps soll durch Angriff am Rothenthurmpass möglichst viel Kräfte auf sich ziehen. Die weiteren Verstärkungen, 2 deutsche Divisionen und eine Kavallerie Brigade, will Falkenhayn je nach Lage dort einsetzen, wo der Weg über das Gebirge geöffnet ist; also entweder am Szurduk, am Rothenthurm oder bei Brassó.

Mittagsresümee: Die Angriffstätigkeit der Italiener an der Schlachtfront war gestern bedeutend schwächer als in den vorhergegangenen Tagen schweren Kampfes. Ein größerer feindlicher Angriff setzte nur zwischen Lokvica und dem Höhenrand nördlich davon ein; die hier vorgehende, durch Teile der 1. Bersaglieribrigade verstärkte 45. ID wurde durch Feuer abgewehrt und erlitt die schwersten Verluste. Im südlichen Plateauabschnitt scheiterten wiederholte Angriffe schwächerer feindlicher Abteilungen. Nördlich der Wippach drang ein eigener Angriff zur Wiedergewinnung der ersten Linie bei Sober nicht durch; unsere Stellung wurde hier um etwa 400X zurückgenommen. Die Nacht verlief gleichfalls ruhiger. Angriffsversuche des Feindes bei Vertojba, Biglia und am südlichen Plateau Abschnitt wurden abgewiesen.

Im Flitscher Becken nachts ein Feuerüberfall. Bei Heeresgruppe im Allgemeinen nur geringe Artillerietätigkeit. - Von den Verstärkungen für den südlichen Flügel der 5. Armee sind bisher eingetroffen: 3 Baone (1 aus Pola, 1 aus Kärnten, 1 vom XV. Korps). Morgen kommt voraussichtlich 1 Baon aus Tirol.

Fleischmann hier. Hat die ganze Reise des Deutschen Kaisers mitgemacht und erzählt eine Menge Schmonzes, die für uns Österreicher einen ebenso lächerlichen wie bitteren Beigeschmack haben. So soll zum Beispiel Seine Majestät den Generalobersten Böhm., der sich im berühmten kurzen Mantel und mit Lackstiefeln meldete, mit dem Ausruf begrüßt haben: „Sind Sie das Böhm? Sie sehen ja aus wie eine Puppe!“ Auch unsere beiden Offiziere im Hauptquartier sind nichts als Hofnarren. - Auch Schneider ist von seiner Bereisung zur Besichtigung der deutschen und österreichischen Marschformationen zurückgekehrt. Er zollt den Deutschen, trotz einiger wahrgenommener Entgleisungen, uneingeschränktes Lob.

Mittags schon Meldung über geringen Stand und Verwendungsunfähigkeit der 20.HITD. Die Division hat nur mehr 1.400 Mann! Beabsichtige radikal einzugreifen; sie soll bis Jänner retabliert, mit den Marschformationen vereinigt und ausgebildet werden; dann kann sie wieder erstklassig sein und gegen 10.000 Mann Stand haben. Dies auch zur Schonung unseres Menschenmateriales. Denn im Prinzip müssen hier diese zerschlagenen Verbände durch andere österreichisch-ungarische ersetzt werden, die von anderen Kriegsschauplätzen kommen; und dort müssen deutsche einspringen. Diese stellen ohnedies 10 neue Divisionen auf und wir sind im Großen und Ganzen schon fertig mit unserem Menschenmaterial! - Schneider betont die Sparsamkeit der deutschen Kriegführung. So sollen trotz der erbitterten Kämpfe an der Somme dort keine außerordentlichen Ersätze notwendig gewesen sein.

Falkenhayn verlegt sein Hauptquartier zur Täuschung des Gegners nach Brassó. Lage in Siebenbürgen macht (trotz unserer Zweifler) einen sehr guten Eindruck. In 2 - 3 Tagen dürfte kein Rumäne mehr auf siebenbürgischem Boden sein.

Abendresümee: Bis 3 Uhr nm. an der ganzen Front der 5. Armee keine besonderen Ereignisse; mäßiges Artilleriefeuer gegen die rückwärtigen Räume. Ein Angriff von 3 Kp. auf den Roiterücken scheiterte in unserem flankierenden Feuer.

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