Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.11.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.11.1916

Heute Kless zurückgekommen. - In Mitzchens Brief schlechte Nachrichten von Opa. Entschließe mich, Weihnachtsurlaub Mitte Dezember zu beginnen. - Heute vormittags Gratulation bei Conrad, aber nur die Abteilungschefs; Metzger soll dabei sehr schön gesprochen haben. Chef soll sich gegenüber Cramon und auch sonst geäußert haben, dass er es für passender gehalten hätte, mit diesen Ernennungen und Auszeichnungen noch zuzuwarten.

In Rumänien ist es auch gestern gut vorwärts gegangen. Mackensen hat bereits angetreten; auch bei Rimnik Vâlcea sind die Rumänen mürbe geworden. Am Alt jedoch anscheinend starker Widerstand; die deutsche Kavallerie geht von Süden eher gegen den Rücken des Feindes vor.

Mittagsresümee: Bei 5. Armee war der Geschützkampf gestern etwas lebhafter. Die feindliche Artillerie setzte anscheinend ihr Einschießen fort. Ihre schweren Kaliber wirkten mit Gasgranaten. Sehr rege Fliegertätigkeit, vielfach Luftkampf. Nachts zeitweise Artilleriefeuer gegen Stellungen und Anmarsch weg. Die Beschießung unserer Ortschaften in Kärnten hörte nachmittags auf. An der ganzen Front ist wieder wärmeres, föhniges Wetter eingetreten. Im Küstenland Regen; auch in Kärnten und Tirol stellenweise Niederschläge und Nebel.

Die Eröffnung des italienischen Parlamentes ist für den 5. Dezember festgesetzt. Die in letzter Zeit mehrfach festgestellte Ablösung von Infanterie durch Alpini wurde nun auch im Logazuoigebiet beobachtet. Nach Gefangenenaussagen soll das ganze Bersaglieriregiment 7, von dem 1 Bataillon bei Bagni festgestellt wurde, aus dem Ledrotal dorthin (Monfalconegegend) verschoben worden sein. Nach Kundschafternachrichten dauern die Transporte von Ergänzungsmannschaften und Artilleriematerial nach der Karstfront. fort. - Das wärmere, föhnige, regnerische Wetter, vielleicht auch die noch nicht beendeten Vorbereitungen der Italiener verzögern anscheinend den Angriff.

Abends verfasse ich einen Befehl, der anbahnen soll, dass in der nächsten Karstschlacht unsere Artillerie früher mit ganzer Kraft angreift, um dem zermürbenden Eindruck des feindlichen Massenfeuers zu begegnen und das ganze Konzept der feindlichen Führung zu stören. Pflug hat nichts dagegen, Metzger aber ist vorläufig noch nicht dafür zu gewinnen; er hat vor Boroević eine gewisse Scheu, weil dieser Advokat alles verdreht. - Die Italiener scheinen noch immer Kräfte von der Tiroler Front an den Isonzo zu schieben; wir müssen auf ganz außerordentliche Anstrengungen gefasst sein. - Im Val di Genova hat der Feind wegen des Winters einige Stellungen geräumt.

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