Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
11.05.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
11.5.1916

Im Adamellogebiet besetzte der Feind nachts den Pass östlich Crozzon di Lares; da hiedurch die Fargorida - Stellung unhaltbar wurde, gingen unsere Truppen unbemerkt, ohne Verlust und unter Mitnahme alles Kriegsmateriales – in Linie Pussabella - Rif. Lares - M. Covel Carè alto zurück. - Auf den Hochflächen schwaches Feuer gegen unsere ganze Front; Eindruck des Einschießens. Basson heftig beschossen. - An Dolomitenfront zwischen Buchenstein und Peilstein beiderseits lebhaftes Artilleriefeuer. Stellung am Rombon-Hang, die neuerlich erobert wurde, haben Italiener wieder zurückgenommen. Auf Tolmeiner Brückenkopf und Stellung nördlich desselben nachts ein lebhafter, aber wirkungsloser Feuerüberfall. Am Nordhang des S.Michele erhöhte Gefechtstätigkeit. - Wetter in Tirol trüb, bewölkt, auf den Hochflächen zeitweise Regen. – Feind: Die früher bei Bassano vermutete Brigade Modena wurde durch Überläufer an der Isonzofront festgestellt. Nach Aussagen von Gefangenen am Nozzolo scheint auch die Brigade Rè der 20.ITD an der küstenländischen Front zu stehen; die vermutete Anwesenheit dieser Division bei Bassano ist daher sehr anzuzweifeln. Mehrere Anzeichen deuten wieder darauf hin, dass das italienische Hauptquartier Udine nicht verlassen hat. - Sonst heute keine größeren Sachen, aber eine Menge Kleines. Das Bataillon des III.Korps, das zu Täuschungszweck bei der 5. Armee war, wird am 16. abgelöst und wieder zur 11. Armee rückverschoben. - Nach Abendmeldungen in Tirol infolge sehr ungünstigen Wetters nur geringe Gefechtstätigkeit. Auf den Hochflächen jedoch gottlob kein Schnee, nur zeitweise Regen. Keine größeren Bewegungen der Armee gemeldet. 48.ITD Lavis, 8.GBrig. Pergine - Civezzano, 2. Cavalese eingetroffen. - Im Adamello Gebiet ist der Corno di Cavento in unserem Besitz. - An der kärntnerischen-küstenländischen Front in mehreren Abschnitten lebhafte Tätigkeit, die auf eine Anordnung der Obersten Heeresleitung schließen lässt (Plöcken, Seebachtal, Flitsch, Stellungen nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes und Brückenkopf selbst). Solche Aktionen pflegten den Isonzo Schlachten voranzugehen; diesfalls ist aber ein italienischer Angriff im Görzischen umso unwahrscheinlicher, als auch die Gefangenen in letzter Zeit nur von defensivem Verhalten sprechen. - Ein Deserteur des IR 111 sagte aus, dass sein Regiment (Brigade Piacenza 30/XIV) nun zur 45. XX.ITD gehöre und dass in der Zeit vom 15.- 20. Mai eine Postsperre zu gewärtigen sei (Angaben bedürfen der Klarstellung bisher höchste Divisionsnummer „37“ in Albanien „43“). - Abends aus Bozen Meldung über ein von einem verlässlichen Konfidenten überbrachtes „Originaldokument“ aus dem italienischen Hauptquartier: Direktiven des Chefs des Generalstabes an die Oberste Transportbehörde über eventuellen Abtransport „einer“ Division von Valona nach Verona und von 2 neuen Divisionen von Tarent entweder nach Vicenza oder nach Valona. Das Heeresgruppenkommando hält das Dienststück für echt. Ich nicht; es ist zu unbestimmt gefasst und enthält mehrere Unwahrscheinlichkeiten. Immerhin verständigen wir das Flottenkommando, fragen um dessen Ansicht und empfehlen ihm erhöhte Aufmerksamkeit. - Abends wieder Beförderungsfeier unseres neuen Exzellenzherrn, Maibowle bis 2 Uhr. Man hat gerade genug von diesen Gelagen! Namentlich dann, wenn man den nächsten Tag arbeiten muss. Der Exzellenzherr selbst hat allerdings eine beneidenswerte Natur. Jede Nacht bleibt er bis 1, 2 Uhr auf und ist trotzdem den nächsten Tag gut beisammen. - Richtig, möchte noch erwähnen: Beim 10.AK. eine recht grausliche Beschwerdeaffäre: Fernengel - Spitzmüller. Auch der junge Metzger bittet seinen Bruder um eine baldige andere Einteilung, weil es bei Spitzmüller nicht mehr auszuhalten ist…

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