Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.3.1916

Früh Meldung Uzelac', dass Fliegergeschwader Görz zum Angriff auf Piavebrücke (Ponte di Piave) zwischen 4 und 5 Uhr früh abgeflogen ist. Über die anderen Geschwader fehlt noch Nachricht. - Heeresgruppenkommando meldet „Artillerie Angriffsbeginn„ für den 10. April. Nach reiflicher Überlegung schreibe ich eine Bemerkung auf das Stück, dass nach der jetzigen Lage kein Anlass vorliegt, zu drängen. Unter Umständen, nämlich wenn sich größere Kämpfe an der küstenländischen und Kärntner Front entwickeln, kann der spätere Angriffsbeginn sogar von Vorteil sein. Erst wenn größere Gegenmaßnahmen der Italiener erkennbar sind und das Wetter eine Beschleunigung ermöglicht, käme ein Eingreifen in Frage. Der Ausdruck „Artillerieangriffsbeginn„ beruht auf veralterten Vorstellungen, die aber durch die Befehle des AOK bereits berichtigt sein müssen. - General teilt diese Auffassung, will aber doch mit Günste sprechen, ob nicht eine Beschleunigung möglich wäre. - Mittagsresümee: Tirol: 3. AK geht heute von Klagenfurt nach Bozen. - In der eigenen Situation keine Veränderung gemeldet. An der Front nur vereinzelte Geschützkämpfe ohne Belang. Im Plateau Abschnitt Ruhe; Bahnhof Caldonazzo unter feindlichem Feuer. 10. Armee: Die Demonstrationen im Plöckenabschnitt haben gewirkt. Italiener griffen unter Einsatz von Verstärkungen an der ganzen Front zwischen großen und Kleinen Pal zweimal an. Sowohl diese Angriffe als auch 4 örtliche Gegenangriffe auf die vom FJB 8 genommenen Gräben wurden abgewiesen. Kämpfe dauern fort. Tolmeiner Brückenkopf unter lebhafterem Geschützfeuer. 5. Armee: Nach 2 ½ stündiger Artillerievorbereitung eroberten gestern abends 2 B/LIR 37 die feindliche Stellung vor dem Nordteil der Podgora Höhen und machten 525 Gefangene. Stellung wurde nachts technisch verstärkt. - Die Fliegergeschwader Görz (27 Flugzeuge) flogen heute früh zum Angriff von Ponte di Piave Brücke ab. Feind: Nach einer Gefangenenaussage sollen an der Isonzo Front noch für den 5. April Ablösungen in Aussicht genommen sein. Überläufer gaben an, dass die Brigade Caldanisetta in die Carnia verschoben wurde. - Mittagsmeldungen über den Geschwaderflug. Es starten im ganzen 83 Flugzeuge (Marine Flieger, dann Geschwader Görz und Trient). Bei Start Mondschein, in Venetien aber starker Bodennebel, sodass Marineflieger schon an der Küste umkehrten und auch von den anderen Fliegern nur ein Teil sein Ziel fand. Trotzdem erhielten die beiden nördlichen Brücken je 2 Volltreffer. Vermisst sind im ganzen 4 Flieger. (Verluste eigentlich unter Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse und der technischen Schwierigkeit, sich bis auf 50 m herunter zu lassen, sehr gering; Erfolg wäre vielleicht bei dem vom AOK empfohlenen Angriff auf größere Bahnhöfe bedeutender gewesen).

Abendres.: Heeresgruppe: Im Etschtal lebhafte beiderseitige Artillerietätigkeit. Auf den Plateaus schaufelt der Feind seine verschneiten Stützpunkte aus. Ziemlich lebhaftes feindliches Geschützfeuer gegen den Col di Lana Raum. - 10. Armee: Die heftigen Kämpfe im Plöcken Abschnitt dauern fort. Italiener setzen hier Truppen der früher im Flitscher Abschnitt gewesenen Bersaglieridivision ein. Ein weiterer feindlicher Angriff wurde abgeschlagen; es muss jedoch mit dem Verlust der eroberten Stellung am K. Pal gerechnet werden. 5. Armee: Die gestrige Unternehmung auf der Podgora löste eine lebhafte Beschießung unserer Stellungen am Görzer Brückenkopf und am Doberdó Plateau aus. Der genommene Rücken ist fest in unserer Hand; Fortsetzung der Aktion ist eingeleitet. Feind: Keine wesentlichen Nachrichten. An mehreren Punkten intensive Befestigungsarbeiten. - Abends noch ein Hughesgespräch mit Günste, da Metzger marod. Ich frage wegen des Ausdruckes „Artillerieangriffsbeginn“; Günste sagt mir, es herrsche wegen der Kampftechnik volle Klarheit; dieser Ausdruck bedeute nur, dass an diesem Tage die permanenten Werke und die sicher festgestellten Batterien niedergelegt werden; am nächsten Tag kommt das Wirkungsschießen, das sich mit dem Herangehen der Infanterie auf höchste Intensität steigert.

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