Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.3.1916

Heeresgruppenkommando (das heißt Erzherzog mit engerem Stab) gestern Abend in Bozen eingetroffen. 3. AK. erhielt vom Heeresgruppen Kommando heute früh Befehl (nach Klagenfurt), sich nach Bozen zu verlegen. Nach den bis mittags eingelaufenen Meldungen in Tirol nur vereinzelt Geschützkämpfe, die jedoch wieder im Etsch- und Suganatal lebhafter waren. In Stellung 21 6/2 schwere Batterien. An Kärntner Front erstürmte eine Kompagnie Jg. 8 eine italienische Stellung im Kleinen Pal, brachte dem Feind große Verluste bei und erbeutete ein M.G. Auch wieder eine sehr gute Demonstration; und das Erfreuliche ist, dass sich wie immer die Überlegenheit unserer Truppe zeigt. - Bei 5. Armee nur „relativ“ etwas lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit gegen das Doberdóplateau. Das AK. meldet aber, dass es die Demonstrationen am Görzer Brückenkopf, die wegen des wolkenbruchartigen Regens verschoben worden waren, nun für „sofort“ angeordnet habe. Vom HGK kommt ein Antrag auf Aufschieben des Fliegerraid. - Dieses Kommando nimmt an, dass die im Anrollen gemeldeten Verstärkungen zum Teil auch an die Isonzofront bestimmt sind, und glaubt, eine Zerstörung der Brücke im jetzigen Zeitpunkt könnte den Feind geradezu veranlassen, alle anrollendem Verstärkungen an die Tirolerfront zu werfen. Daher wird unserer Erwägung anheimgegeben, ob die Durchführung nicht aufgeschoben werden sollte; zugleich wird aber gebeten, dass das AOK den Angriff gegen die Piavebrücken, der nunmehr vollkommen vorbereitet ist und im richtigen Augenblick durchgeführt, lähmenden Einfluss auf die feindlichen Gegenmaßnahmen erhoffen lässt, keinesfalls ganz fallen lassen möge. Unsere Antwort lautet: „Auch AOK verspricht sich von geplanter Fliegerunternehmung lähmenden Einfluss auf Feind, vermag sich aber zu einem Aufschub nicht zu entschließen, da es schon in jetziger Lage erwünscht ist, sobald endlich einmal günstiges Flugwetter eintritt, dieses auszunützen, um die - doch nicht vollkommen klar zu überblickenden - Maßnahmen des Feindes zu stören und drüben Schrecken und Verwirrung zu verbreiten. Um Aufmerksamkeit der Italiener von Tirol abzulenken, werden 5. und 10. Armee Demonstrationen wieder aufnehmen.“ - Abends: Heeresgruppe im Sugana - Abschnitt und gegen die Col di Lana Hangstellung lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit; im Etsch-Abschnitt und auf den Plateaus nur mäßiges Feuer. 10. Armee: Der heute nachts gelungene Angriff auf eine feindliche Stellung am Kl. Pal veranlasste die Italiener zu regerer Tätigkeit im ganzen Abschnitt, und zu 2 Gegenangriffen, von denen der erste blutig abgewiesen wurde, der 2. zur Zeit der Meldung noch im Gange war. Bei 5. Armee: keine besonderen Ereignisse. Feind: Im Nordteil des Doberdóabschnittes sind Ablösungen im Zuge; vermutlich die gewöhnlichen der Divisionen der vordersten Linie durch solche aus Ruhestellungen. Das XIV. Korps scheint mit seinen 2 Stammdivisionen (28. und 30.) noch vor einigen Tagen im Raume nördlich Palmanowa gewesen zu sein. Nach mehrfachen Nachrichten rollen die neuen Formationen ins Kriegsgebiet.

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