Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
23.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
23.3.1916

An der Hindenburgfront wieder alle russischen Angriffe unter großen Verlusten des Feindes, die er aber rasch durch Marschformationen zu ersetzen suchte, abgewiesen.

Früh ruft Uzelac Schitler zum Telefon und teilt ihm mit, dass der Angriff auf die Piave Brücken nur in mondheller Nacht durchführbar sei; weiters fragt er, ob die Sache denn jetzt überhaupt noch einen Wert habe. Anscheinend „wollen“ die Flieger (oder vielmehr der Kommandant der Luftfahrttruppe) nicht recht abfliegen. Also auch da wird wieder ein energischer Stupfer vonnöten sein. Entwerfe den Befehl: „Große Fliegerunternehmung gegen venetianische Eisenbahn für nächst günstiges Flugwetter anordnen. Sollte Angriff auf Piave - Brücken jetzt nicht erfolgversprechend sein, so sind große Bahnhöfe und Züge in Fahrt anzugreifen. Gegenwärtige Lage erfordert energische Ausnützung aller Kampfmittel; AOK erwartet daher auch kühnen Einsatz sämtlicher Flieger.“ - Wird genehmigt. - Heute einige neue Nachrichten, dass Italiener doch bereits etwas ahnen. In italienischen Offizierskreisen, laut einer Kundschaftermeldung, das Gerücht, dass unsere Offensive in Südtirol bevorstehe, unsere Demonstrationen aber nur das Abziehen von Kräften nach dem Westen (Verdun) verschleiern sollten. Wir lancieren durch eine Konfidentin, sie habe von einem Postbeamten erfahren, dass Erzherzog Friedrich und Conrad in Laibach erwartet werden; dort am Bahnhof großer Rummel, seit Türken durchfahren; vor einigen Tagen sei Erzherzog Thronfolger durchgekommen; auf der Südbahn der ganze Personenverkehr eingestellt. - Höre von meinen Herren, dass Deutsche sehr verschnupft. Kless sagt treffend, dass unsere Offensive erst möglich sein wird, wenn die versprochenen 10 türkischen Divisionen kommen.

An unserer Front nach Mittagsmeldung nichts Besonderes; vereinzelte Geschützkämpfe in. Tirol.

Konflikt mit Bulgarien wegen Djakova dauert fort und nimmt immer schärfere Dimensionen an. Oberst Löbl, der dortige Kommandant beschuldigt die Bulgaren, dass sie gegen uns wühlen und trachten, die Verwaltung ganz in ihre Hände zu bekommen. Bulgarisches Oberkommando verwahrte sich nachdrücklichst gegen alle Beschuldigungen. Von uns ging heute energische Weisung zu erneuten Vorstellungen an Laxa, dann erneuerte Bitte um Intervention an Falkenhayn und Burián, „da sonst Konflikt zwischen den beiderseitigen Truppen unvermeidlich sei.“

Nach Abendmeldung verstärkt sich der Eindruck, dass die Italiener die Isonzofront bisher nicht geschwächt haben. Zahlreiche Verbände wurden verlässlich neu konstatiert. - An Front ziemliche Ruhe. Von 10. Armee alle höheren Kommandos vom Truppendivisionskommando aufwärts eingetroffen; auf Plateau 14 4/2 schwere Batterien, an Munition mehr als 1 Dotation aller Kaliber, nur von den Mörsern bloß 6/10 Dotationen; an Verpflegung 32 Divisionstage. - Abends wieder Theater (Hansi Niese!), daher kein Rapport. - Aus einer Meldung an Chef des FEW. sehe ich, dass Kommando der Südwestfront morgen abends abgeht und am 26. (über Laibach - Aßling fahrend) in Bozen eintrifft.

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