Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
14.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
14.3.1916

Conrad zurückgekommen. Kundmann erzählt mir, die Audienz habe 1 ½ Stunden gedauert, Kaiser habe den Vortrag mit besonderem Interesse angehört. Resolution werde voraussichtlich morgen folgen. Majestät sei sehr frisch gewesen und sehe prächtig aus.

Vormittags bereite ich das Konzept zum Abtransport der 34. ITD zur 5. Armee vor - für den Fall, als die großen Kämpfe am Isonzo andauern. Die Mittagsmeldung lässt keine Zweifel darüber, dass dies der Fall ist. Die italienischen Angriffe waren bei Podgora, Lucinico und insbesondere im Nordteil der Hochfläche, wo 7 Stürme abgeschlagen wurden, sehr heftig. Der Befehl wird also genehmigt. Es heißt: „Zur Verstärkung der an der Isonzofront verbleibenden Kräfte der 5. Armee wird die zum VII. Korps gehörige 34. ITD in den Bereich der FTL Laibach zugeschoben. Eintreffen etwa ab 23.3. mit 8 - 10 Zügen täglich. Ausladung regelt 5. AK im Einvernehmen mit FTL Laibach. In jetziger Lage wird dem Kommando der Südwestfront volle Orientierung der Kommandanten der 5. und 10. Armee empfohlen.“ - Der Zuschub dieser Division ist für uns ein effektiver Gewinn, ohne dass die Transportbewegung gestört wird. Unwillkürlich kommt größere Sicherheit in die Führung der 5. Armee; es werden neue Truppen gezeigt, das VII. Korps wird komplett und wenn die Division (was aber nicht zu erwarten ist) nicht gebraucht werden sollte, können wir sie immer noch nach Tirol verschieben. - Interessant ist eine durch die Ereignisse überholte Meldung des 5.AK. an das Kommando der Südwestfront vom 11.3.

In der Meldung über das an diesem Tage begonnene feindliche Artilleriefeuer wurde die Bemerkung hinzugefügt: „Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich hiebei um eine Demonstration handelt.“

In der Morgenmeldung des 12. 3. wurde diese Ansicht näher ausgeführt: „Die gestern (10. 3.) um 10h vm. plötzlich angewandte äußerst heftige Gefechtstätigkeit des Feindes erwies sich als planmäßige Demonstration großen Stiles längs der ganzen Front, welche auch noch im allgemeinen nachtsüber anhielt. Diese Aktion ermöglichte uns, die Anwesenheit noch zahlreicher schwerer feindlicher Artillerie vor unserer Front zu konstatieren.“ Aufgefordert, diese Ansicht näher zu begründen, musste sich das 5. AK. natürlich auf Phrasen beschränken. Es wird von „Empfindung Boroević’s“, „Art und Weise des Artilleriefeuers“, „Bereitstellung einer Brigade“ gesprochen. Die Absicht des Feindes sei gewesen, entweder das Abziehen von Kräften zu bemänteln oder das Abziehen unsererseits zu verhindern. Natürlich knüpfte das Kommando der Südwestfront seine boshaften Bemerkungen daran… Wir können nur sagen: „Durch die Ereignisse überholt.“-Nach Abendmeldung ausgesprochenes Nachlassen der Kampftätigkeit an der Isonzofront: Das heißt: „Bis 2h nm“ kein neuer Angriff. Abends kommt aber noch eine Meldung des Kommandos der Südwestfront: „Der bisherige Verlauf der am 12. 3. an der Isomzofront begonnenen Kämpfe lässt erkennen, dass es sich tatsächlich um eine neue italienische Offensive handelt, allerdings noch nicht in der Ausdehnung und mit der Heftigkeit, wie in der 2., 3. und 4. Isonzoschlacht. Dieser Umstand, im Verein mit dem auffallenden aufbauschenden Ton der italienischen Kriegsbulletins und verschiedener anscheinend inspirierter Andeutungen der italienischen Presse lassen es möglich erscheinen, dass der neuerliche Angriff den Zweck verfolgt, den Franzosen klar zu machen, dass es unmöglich ist, Truppen nach Frankreich zu senden.

Auch ich glaube an eine Schlacht; die 3. fing eigentlich auch ähnlich an, ich erinnere mich dessen ganz genau von meiner Reise.

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