Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
01.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
1.3.1916

Wir haben wegen des Verbleibens der Bulgaren in Prizren - Priština die Materialzuschübe für Bulgarien eingestellt. Heute liegt eine Antwort Falkenhayns auf unsere Mitteilung über die bulgarische Sache vor. Er ist der (wie ich glaube richtigen) Auffassung, dass die Frage des künftigen Besitzes von Prizren - Priština jetzt nicht zu entscheiden sei, dass aber doch keine Einwendung dagegen erhoben werden könne, wenn die Bulgaren jetzt diesen Ort besetzt behalten, ebenso wie es uns freisteht, Etappentruppen nach Ferizovic zu legen. Die Vergeltungsmaßregel, den Bulgaren den Materialzuschub zu entziehen, hält Falkenhayn für ganz unverständlich, da hiemit einem Verbündeten die Grundbedingung für den Kampf gegen gemeinsamen Feind entzogen wird. Unser Sieg sei noch nicht so sicher, dass wir der vollen Mitwirkung unserer unter großen Schwierigkeiten gewonnenen Verbündeten entraten können. Übrigens lassen sich alle die aufgetauchten Schwierigkeiten durch Verhandlungen beseitigen. Ich glaube, Falkenhayn hat Recht. Wir haben am Balkan genug erreicht; mehr zu erreichen, fehlt uns jetzt die Kraft. Ich war dieser Anschauung schon viel früher. Hätte man ihr gefolgt, so wäre heute der italienische Aufmarsch fertig. Wie stünden wir da? Was bedeutet Durazzo dagegen? – Im gestrigen Auszug unserer Tagespresse liegt die erste Nachricht über Truppenverschiebungen gegen Italien vor: Adeveral schreibt: „Große österreichisch-ungarische Transporte gehen an die italienische Front. Die Schweizer Grenze ist für einige Zeit gesperrt; aber die Italiener wissen. alles.“ - Der heutige Tag steht unter dem Zeichen des Tratsches. Von der Südwestfront ein langes Klagelied, was überall getratscht und geschrieben wird; auch aus unserer Einteilungsliste könne auf Verschiebungen geschlossen werden u.s.w. Das ist ja richtig; überhaupt spricht in Wien schon alles von einer bevorstehenden Offensive, und hier fragte mich abends Wiesner zum ersten Mal, ob denn an diesem Gerücht etwas Wahres sei. Man darf diesen Tratsch nicht gar zu tragisch nehmen; die Transportbewegungen haben eben bereits einen solchen Umfang angenommen, dass manches durchsickern muss. Unser ganzes Bestreben hat nun dahin zu gehen, die Wirklichkeit zu verschleiern, das beim Gegner zweifellos bald entstehende Bild zu trüben. Das werden die Radios besorgen. Bisher noch immer kein Anzeichen, dass die Italiener reagieren. - Abends zeigt mir Ratzenhofer den neuen Kalkül; es besteht noch immer begründete Aussicht, dass die Versammlung der 11. Armee um den 20. beendet ist. dem entsprechend will ich die Korpskommandos und das 11. AK. am 15., das 3. AK. am 20. funktionsbereit haben.

Wie Conrad abends Metzger mitteilt, hat Kaiser Kommandoübernahme des Erzherzogs bewilligt; den Zeitpunkt wird das AOK. wahrzunehmen haben.

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