Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
10.03.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
10.3.1916

Chef scheint ernstliche Sorgen wegen Rumänien zu haben. Er schrieb eine ganze Studie darüber, was zu geschehen hat, wenn nun auch dieser Staat angreift.

Heute Vormittag Besichtigung eines Schießens der Infanteriegeschütze; habe aber keine Zeit für solche Sachen.

Slameczka eingerückt; sein Erstes ist natürlich zu sagen, ich mache ganz geheim Gasdampf, er wird sich nächstens erkundigen. Kageneck ist wieder gesund und rührte sich sogleich. Bei der Deutschen Botschaft in Wien große Aufregung wegen einer bevorstehenden Offensive. Ich behandle das von einer leichten, witzigen Seite und will es auch so weiter halten.

Abendsituation (das Andere trage ich noch nach): An der Tiroler Südfront Ausheiterung, sonst überall Niederschläge, Tauwetter und Lawinen. - Feind: a) Eisenbahnbewegungen: Beobachtung durch Wetter erschwert; noch immer keine Daten, die sicheren Schluss auf operative Verschiebungen zuließen. b) Feststellung von Verbänden: Brigade Venezia, die abgelöst werden sollte, noch in der Sugana, Rè noch vor dem Görzer Brückenkopf. Das neu aufgestellte IR 204 soll nach Vicenza (!) gefahren sein (Übungslager? Eventuelle Reserve?). 3)? Auffallender Artikel des „Esercito“ vom 3. März, schrieb von gewaltigen Vorbereitungen unsererseits am Isonzo.

Heute so viel Gasdampf, dass ich kaum zum Schreiben komme. Es handelt sich hauptsächlich um den Transport des 42 cm Mörser auf der Fricca-Straße auf das Plateau. Schon vormittags erzählt mir Pichler, dieses Ungetüm wird die Straße für alle Nachschübe sperren. Eine Hughesmitteilung und ein dienstliches Telegramm Zillers bestätigen das. Auch aus den Pflug vorliegenden Daten gewinne ich den Eindruck, dass die Sache ein Experiment ist; komme daher zu dem Entschluss, den Transport aufzugeben, um nur ja das Andere sicherzustellen. In der Meldung Zillers klingt übrigens durch, dass bisher nur wenig auf das Plateau hinauf gebracht werden konnte und dass die rechtzeitige Beendigung der Materialvorbereitung nur dann gewährleistet sei, wenn ein Witterungsumschlag erfolge. Sonst werde sich die Sache solange verzögern, als das schlechte Wetter andauert. Dieses wirkt tatsächlich sehr hemmend; Gottlob tritt aber heute in Südtirol eine wesentliche Besserung ein. - Waldstätten schickt mir eine Unzahl Notizen, lauter Sorgen wegen seines Stabes, den er bis zur Offiziersmesse herunter auf das Glänzendste einrichten will. Dann macht er auch Schwierigkeiten wegen der Märsche der Kaiserjäger; marschieren will schon niemand mehr; nur Bahn fahren und in den Stellungen liegen.

Sonstige Ereignisse und Neuigkeiten des Tages. Die Zurücknahme des Forts Vaux seitens der Franzosen erzeugte namentlich bei der Jugend des zweiten Stockes wieder Panikstimmung; überdies haben die Türken Biblis verloren! Auch da sieht man schon die wildesten Folgen. Und weil ich gerade bei den Türken bin; Falkenhayn telegrafierte neuerdings, es solle nun nur 1 Division kommen; diese hat nur 9 Bataillone, keine Artillerie (wahrscheinlich auch keine Munition, Verpflegung, Schuhe u.s.w.). Hoffentlich verzichten wir nun ganz (vielleicht mit der passenden Bemerkung, er möge diese Division zur Entscheidung in Frankreich verwenden!). - Rumänische Sorge dauert an.

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