Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
28.06.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
28.6.1916

Mittagsmeldungen: Am Pasubio mehrere schwächere Vorstöße abgewiesen. Die Feldwachenlinie des XX.Korps M.Majo - Laghi - M.Seluggio wurden bisher nirgends angegriffen. Beim III. Korps starker italienischer Angriff aus dem Raum Camporovere abgeschlagen. Nördlich davon scheiterten Versuche des Feindes, beim M. Zebio durchzubrechen. - Bei der 5. Armee stärkeres Artilleriefeuer.

Mittags eine sehr ungünstige Meldung von der 7. Armee. Die Russen brachen an mehreren Stellen ein und durch; Gegenangriff gelang nur zum Teil; Seeckt hat die Armeereserven, ein deutsches Regiment und 2 Bataillone mit einigen Batterien der 44.ITD zur Aufnahme eingesetzt. - Abends zeigte es sich, dass die ganze Front der 7. Armee um mehrere km zurückgenommen werden musste. Eigentlich darf man sich darüber nicht wundern; denn dieser stark zerschlagenen Armee wurden in den 3 Wochen seit Beginn des russischen Angriffes fast gar keine Verstärkungen (nur ein deutsches Regiment) zugeführt, während alles zur Heeresgruppe Linsingen ging. Dagegen war die Angst unserer R-Leute bezüglich der Bukowina nicht gerechtfertigt. Der Russe machte das strategisch Richtige: Er geht vorerst in der Bukowina nur mit untergeordneten Kräften, daher sehr stark gegen die Hauptkraft der 7. Armee, und besonders gegen deren südlichen Flügel vor; hat er dort den Erfolg, so kommen wohl die Karpaten als zweites Tempo.

Bei uns nach den Abendmeldungen volle Ordnung, Eindruck der Festigung in der neuen Stellung. Auf dem Zugnarücken einen Angriff abgeschlagen. An der eigenen Vorpostenlinie im Brandtal heftige Kämpfe, Feind auf 2 ITD geschätzt. Heute nachts gehen unsere Vorposten in die Hauptstellung zurück. Monte Testo unter Trommelfeuer; Feind schiebt Kräfte heran. Im Posinatal erfolglose feindliche Angriffe; ebenso am Südostrand der Cimoneplatte. - Bei 3. Armee gehen die Italiener näher an die Stellungen des III. Korps heran.

Hinter der küstenländischen Front lebhafterer Bahnverkehr. - Armeekommando bittet um Verstärkung seiner Artillerie; wird geschehen.

Abends entwerfe ich die neuen Direktiven, die aber erst dann herausgegeben werden können, wenn mit den Abgaben Schluss gemacht ist. Diesbezüglich schlage ich vor, noch die 106. ITD. von der Isonzofront zu nehmen und sie durch die 34.ITD., die ursprünglich zum VII. Korps gehörte, zu ersetzen. Metzger stimmt bei, wird aber durch Christophori wankend gemacht. Mir kann es gleich sein; ja von unserem Standpunkt ist es sogar noch besser, wenn auf dem Doberdó Plateau eingelebte Truppen stehen. Für den russischen Kriegsschauplatz gewänne man aber durch das Abgehen der 106. Zeit, weil diese Division schon beim Eintreffen der Tȇtetransporte der 9., also am 2. Juli beginnen könnte und die kürzere Fahrzeit hätte, wogegen die 34. erst an die 9. anschließen und daher nicht vor dem 4. oder 5. rollen kann.

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