Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
23.06.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
23.6.1916

Heute 11 Uhr reist Conrad mit Metzger nach Berlin; morgen Vormittag werden sie schon wieder zurück sein, heute abends ist Besprechung. - Aus diplomatischer Depesche ist ersichtlich, dass die russische Offensive, namentlich von den Engländern, sehr nüchtern beurteilt wird. Der rumänische Attaché in Wien liefert den Russen Daten über unsere Transporte von der italienischen an die russische Front.

Vormittags rufe ich Soós auf und frage ihn über Stimmung und Eindrücke. Er sagt: Stimmung der Truppe trotz des bevorstehenden Rückzuges sehr gut; dieser wird glatt gehen, wenigstens bei der 11. Armee. Situation der Landesschützen sei scheußlich, die Sache gründlich verschustert. Den Pasubio wird man demnächst angehen und sicher in die Hand bekommen, es möge nur nicht gedrängt werden. Am Plöcken seit heute früh sehr gesteigertes Artilleriefeuer. Rufe 11 Uhr Spitzmüller auf und frage ihn darüber aus. Er meint, die Sache scheine etwas Ernstes zu sein; am Plöcken selbst erfolgte aber noch kein Infanterieangriff. Deute ihm an, dass um Verstärkungen rechtzeitig gebeten werden möge. Abends ergeht schon Befehl an Heeresgruppe 1 Bataillon hinzusenden. Von den Plöcken Kämpfen abgesehen, heute an der ganzen Front nichts Neues. Keine besonderen Anzeichen, dass die Italiener von unseren Rückzugsabsichten schon etwas merken. - Abends frage ich noch bei Kundmann in Berlin an, ob die heutige Besprechung eine Änderung der ergangenen Befehle bedingt, worauf die Antwort kommt: Nein. Damit kann man über den italienischen Krieg das Kreuz machen.

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