Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
06.07.1916
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
6.7.1916

Auf den langen telegraphischen Bericht des Heeresgruppenkommandos wird einfach geantwortet: „Ob und wohin die 34.ITD abzutransportieren ist, wird das AOK. verfügen.“

Heute sendet das HGK. auch noch ein Nachrichtenresümee, dessen Tenor ist, dass es den Angriff der Italiener vor allem gegen seine Front erwartet. Tatsächlich begann heute früh ein heftiges, schweres Feuer gegen den Abschnitt M.Interrotto - M.Colombaro.

Aus Bern liegt auch eine Nachricht von einem bevorstehenden Angriff gegen das Pellegrinotal vor; in dem in Betracht kommenden Raum stellten unsere Flieger anfangs des Monates neue Zelte und Baracken fest. - Abends: Bei 11. Armee nur mäßige Artillerie Tätigkeit; dagegen bei 3. an der ganzen Front zwischen Assa - Tal und Grenzkamm seit heute früh Artilleriefeuer von wechselnder Heftigkeit gegen unsere Stellungen und Anmarschwege. Infanterieangriffe folgten im Abschnitt Cra. Zebiohöhe westlich Mga. Bosco Secco und am Nordflügel des III. Korps. Dieser Angriff wurde überall abgewiesen; nur bei Cra. Zobio ist unser Gegenangriff Gegen den in die ganz zerschossene Stellung eingedrungenen Feind noch im Gange.

Auch im Doberdò Abschnitt, namentlich südlich des M. dei Sei Busi wieder lebhafteres Artillerie-Feuer. Östlich von Selz auch Infanteriekampf im Gange. Die frühere Gliederung der Hochfläche in 2 Unterabschnitte wurde wieder hergestellt. (IIIa Erzherzog Josef, IIIb Flmt. v.Schenk, Kommandant der 9.ITD.) -

Auf dem russischen Kriegsschauplatz nimmt das Unheil seinen Fortgang. Vor allem bedürfte die Leitung hier oben einer vollständigen Neuregelung. Der arme Christophori wird fortwährend von der sogenannten Jugend sekkiert und in Panik versetzt. Abends bei Tisch setze ich ihm ganz offen meinen Standpunkt auseinander, dass diesen Leuten, die nichts arbeiten, sondern nur schimpfen und kritisieren, einmal ordentlich der Kopf gewaschen werden müßte. Worauf er meint, er wolle nur alles, was von unten kommt, von Metzger fernhalten; übrigens arbeiten jene Leute ja fleißig. Nach meiner Ansicht, sage ich, ist das keine Arbeit, wenn man Skizzen zeichnet, Meldungen registriert und schimpft und kritisiert; die Unterläufeln müssen vielmehr fortwährend ernst über ihren Kriegsschauplatz nachdenken und so den Gruppenchef entlasten und stützen. - Nun, vielleicht kommt noch die Zeit, wo ich Ordnung machen kann. - Nachts kam ein Telegramm des Erzherzog Karl Franz Josef, worin er meldet, er habe sich überzeugt, dass die 7. Armee keine Kampfkraft mehr habe; es müsse ihr mindestens eine neue Division zugeschoben werden. 5 Divisionen, die er namentlich anführt, seien höchstens als schwache Regimenter zu bewerten und bedürfen dringend der Retablierung. Waldstätten kommt persönlich zur Berichterstattung.

X
Tablet drehen