Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
03.07.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
3.7.1916

Früh kommt die Meldung, dass unser Angriff auf den Pasubio nicht gelungen ist. „Infolge vollständiger Erschöpfung der Truppen, den ganz besonderen Terrainschwierigkeiten, welche noch zu überwinden waren und hartnäckigem Widerstand des Feindes, sind die Truppen außerstande, den Angriff weiter fortzuführen.

Vom Feind 2 IR in vorderster Linie, außerdem Reserven im Aufstieg auf den Pasubio gemeldet. Gegner leistete dort nach heftiger Artillerievorbereitung zähen Widerstand. Feindliche Artillerie macht sich unangenehm fühlbar; besonders flankierende Wirkung von beiden Seiten. Da jetzige Stellung zur dauernden Festhaltung ungeeignet, Truppen außerstande, morgen den Angriff fortzusetzen, umso mehr als ihnen die heutige Artillerieunterstützung nicht mehr gegeben worden war, erübrigt nur, die Truppen in die bisherige Stellung zurückzunehmen. Alle Vorsichtsmaßregeln bezüglich ungestörter Loslösung vom Feind im Laufe der heutigen Nacht wurden getroffen." - Da dieser Bericht nicht klar und erschöpfend ist, wurde 57.ITD vom Armeekommando aufgefordert, eingehend schriftlich zu berichten. - Ich finde es merkwürdig, dass sich das AK., das doch an Ort und Stelle war, nicht eingehender über diese Ereignisse äußerte. Jedenfalls ist dieses Misslingen sehr deprimierend. Es zeigt, dass das neue Armeekommando auch nicht mehr vermag als das alte oder dass sich unserer Truppe infolge der ganzen Lage bereits eine Stimmung bemächtigt hat, die Angriffsunternehmungen überhaupt ausschließt. Übrigens wurden in den Gefechten am Pasubio über 300 Italiener gefangen; unser Gesamtverlust betrug gegen 500 Mann. - Keine besonderen Ereignisse nach Mittag- und Abendmeldungen. - Nach letzteren hat die feindliche Tätigkeit auch im Südteil der Doberdòfront nachgelassen. Über die Absichten der Italiener vorläufig keine Klarheit. Ich glaube, dass Cadorna zunächst in unserem Angriffsraum nachgehen und eine feste Front herstellen wird; weiters wird er Ordnung machen und vielleicht zuwarten, wie sich die Gesamtlage entwickelt. Soweit wir unterrichtet sind, steht es mit dem Geiste des italienischen Heeres auch nicht auf das Beste, das bestätigen alle Herren, die von der Front kommen. Heute erzählte uns Langthaler über die Ereignisse am Ciove, Broz über jene bei der Brigade Laxa. Am Ciove hat es bestimmt nur an Orientierung, Eingreifen und fester Führung der höheren Kommandanten, und zwar schon des Divisionärs, gefehlt. - Abends höre ich, dass Scheuchenstuel und Sündermann die Verantwortung für die Übernahme der Kommandoführung des VIII.Korps, das sich bereits wieder in einer misslichen Lage befindet, abgelehnt haben. Sie sollen beide enthoben werden. - Morgen 7 Uhr früh trifft Erzherzog Karl Franz Josef hier ein; 9 Uhr abends soll er weiterreisen. Seine Armee scheint aber vorläufig nur aus mehr oder weniger zerschlagenen Divisionen - ansonsten am Papier - zu bestehen. - Nach letzter Meldung der 7. Armee ist ihr Kavallerie-Schleier am Südflügel durchbrochen, die Russen drängen auf Mikuliczyn vor.

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