Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.07.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.7.1916

Heute früh hat das 11. AK. den Befehl über den Rayon III sowie über den bisherigen Bereich der 3. Armee übernommen. An der ganzen Front laut Mittagsmeldungen keine Ereignisse von Belang. Da diese ereignislose Zeit möglicherweise andauern kann, will ich mich bald auf die Socken machen, um die neue Front anzuschauen.

Im Vordergrund des Interesses steht die Haltung Rumäniens. Wiesner beurteilt sie sehr pessimistisch; er meint, der nächste russische Erfolg wird Rumänien bestimmt zum Losschlagen bringen. Der gleichen Ansicht ist Kageneck, besonders, weil nun die Munitionstransporte der Entente schon auf dem Wege sind.

Heute anscheinend ein plötzlicher, kleiner Durchbruch bei der 61.ITD, südwestlich Luck (Armee Linsingen). Die 34. ist in die Karpaten geschickt worden. - Wie ich abends durch Wallenberg und Christophori erfahre, ist der Durchbruch bei Linsingen recht unangenehm. Die Russen griffen zuerst die 61.ITD. an, die ganz zertrümmert zu sein scheint und auch viele Geschütze verloren haben dürfte; dadurch wurde die 48. in Mitleidenschaft gezogen. Ein Gegenangriff von 2 deutschen Divisionen konnte nicht durchdringen. - Die rumänische Gefahr wird tatsächlich größer. Die Ententemächte setzen Rumänien scharf zu; dies geht aus einem Telegramm Sonninos vom 12. hervor, nach welchem Sasonow vorschlägt, die Mächte mögen Rumänien mitteilen, dass sie bereit sind, mit Rumänien einen Vertrag abzuschließen, wenn es die Verpflichtung übernimmt, zu einem sehr nahen Zeitpunkt in den Feldzug einzutreten. Wenn dies die rumänische Regierung nicht für möglich finde so werden hiedurch weitere Unterhandlungen nicht ausgeschlossen; wohl aber wird die Taxierung des Eintrittes nach der jeweiligen militärischen Lage bemessen sein. - Die Russen haben diesmal - beim Angriff südöstlich Luck - eine sehr geschickt abweichende Taktik befolgt; während alles auf Trommelfeuer wartete, kam zuvor ein Nachtangriff. Von der 61.ITD. sollen nur mehr einige Hundert Mann übrig sein.

Nach unseren Abendmeldungen liegt auf dem ganzen Abschnitt des Borcolapasses und den anschließenden Stellungen bis Molino andauernd schweres Artillerie-Feuer. Auch der Nordflügel des III. und der Südflügel des XVII.Korps werden stärker beschossen. Sehr heftiges Geschützfeuer richtet sich seit heute nachmittags gegen den Marmolata Raum und den Abschnitt nördlich des Sasso di Mezzodè. Laut verlässlichen Nachrichten ist im gegenüber liegenden italienischen Gebiet die Verlegung des 17. ITDKdos. von Silva Billarese nach Falcade festgestellt, was auf einen Angriff gegen den Abschnitt Pellegrino schließen lässt. Auch die Stellungen im Cortina - Raum stehen unter feindlichem Artillerie-Feuer.

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