Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.01.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.1.1916

Es liegt nun wirklich in der Luft, dass in Frankreich etwas Größeres losgeht. Die Deutschen sprechen von einer „nicht vermuteten Angriffsstelle“.

Zwischen Burián und Conrad fortwährend Verhandlungen und Differenzen. Burián antwortete auf die letzte große Note (wegen des Plebiszit in Albanien) absolut nichtssagend, also für einen Chef des Generalstabes, noch dazu einen siegreichen, geradezu verletzend. Heute soll er abends nach Wien fahren.

Die deutsche Pressekampagne gegen Rumänien geht weiter; mittags sagt mir Wiesner, auch diplomatisch treten die Deutschen bereits sehr scharf auf - vielleicht um den Bulgaren (p.d. vielleicht auch uns) Beschäftigung zu verschaffen. (?)

Auf dem I-Schauplatz nichts Neues. In den Gehirnen scheint es drunten zu brodeln. Gestern hörte ich von Pichler, die 5. Armee beschäftige sich intensiv mit Angriffsgedanken; Salis kündigte mir vorläufig nur eine größere Luftunternehmung an. - Heute die erste Meldung über eine 5. Armee, vermutlich aus den Regimentern 201 - 220 (oder 230?) formiert. Zwischen der Isonzofront und Asiago Austausch von Truppen. - Abends fährt Conrad nach Wien. Er nimmt eine Note mit, die nochmals die Forderung ausspricht, Montenegro und Nordalbanien zu annektieren, aber nicht weiterzugehen, schon weil wir dies militärisch nicht kennen. Valona wird ausdrücklich außerhalb der Reichweite unserer militärischen Kräfte bezeichnet. Der Absicht des Ministeriums des Äußeren, den König wieder zurückzuholen, wird entschieden entgegengetreten. Im Großen und Ganzen scheint mir der - Gedankengang richtig, die Begründung aber (Erzählung der ganzen BaIkanfragen von Adam her) zu weit hergeholt.

Antrag auf Geschwaderflug nach Mailand zur Zerstörung der dortigen Elektrizitätswerke wird von uns bewilligt.

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