Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
24.01.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
24.1.1916

In Montenegro geht es mit Riesenschritten und ohne Widerstand vorwärts. Unsere Truppen sind in Podgorica (wo Prinz Mirko um Schutz vor den Albanesen bat), in Nikšić und Scutari. Gelingt es, dort wieder Detachements mobil zu bekommen, so können wir in einer Woche Medua und Alessio haben. In Italien wird „Scutari“ neue große Aufregung verursachen.

Interessant ist eine Zusammenstellung des deutschen Generalstabes über die Einführung der Dienstpflicht in England. Es können eingezogen werden: 1,422.000 Mann und bei Ausdehnung auch auf die Verheirateten weitere 280.000. -

Nach der Mittagsmeldung I in Tirol erfolgreiche Patrouillenunternehmungen im Adamellogebiet und in den Judicarien. An der Lafraunfront wurde feindlicher Annäherungsversuch abgewiesen. Bei Roncegno (Suganatal) scheint sich der Feind verstärkt zu haben. - In den Dolomiten wieder lebhaftere Geschützkämpfe. Im Küstenland: Lebhafte - Artillerietätigkeit gegen Tolmein, Lomplateau und M.S.Michele. – Nach noch zu überprüfenden Nachrichten soll je eine Brigade des I. und V. Korps von der Tiroler Ostfront an die Isonzofront abgezogen werden. Möglicherweise dürften diese Truppen an der Tiroler Front durch neue Formationen ersetzt werden. Sollten sich die erwähnten Nachrichten bewahrheiten, so wäre der Gedanke erkennbar, alle irgendwie verfügbaren kampftüchtigen Truppen für die zu erwartende Frühjahrsoffensive gegen die Isonzofront einzusetzen.

Wie ich höre, ließ FaIkenhayn für den Brief Conrads danken, er wird auch noch schriftlich antworten.

An der russischen Front scheint ein Angriff gegen die Südarmee und vielleicht überhaupt eine größere Aktion bevorzustehen. Kless erzählt mir abends, „oben“ habe alles den Kopf verloren. Die russische Garde hat sich Radio gemeldet - das ist alles. Also im schlimmsten Falle 4 feindliche Divisionen mehr. Und dort stehen doch unsererseits aufgefüllte Verbände, deutsche Truppen, viel Artillerie mit unendlicher Munition! Und die Sache hat noch gar nicht angefangen; erst Artilleriefeuer! Da ist doch zu verzagten Reden kein Anlass. Jemand hat das Wort geprägt, nun komme ein russisches Gorlice - und das plappert man nach, ohne die ganz anderen Verhältnisse zu berücksichtigen.

Der König von Montenegro ist auf und davon, und zwar in Rom. Dadurch sind natürlich die Verhandlungen wesentlich erschwert. Es geht daher morgen eine Note an Burián, die ein Plebiszit in Montenegro zwecks Einverleibung und auch die Eingliederung Albaniens vorschlägt

Mackensen hat sich heute um die weiteren Absichten der 3. Armee erkundigt; vermutlich wird Falkenhayn bald folgen.

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