Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.01.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.1.1916

Nun gewinnen nach längerer Zeit die Ereignisse am italienischen Kriegsschauplatz wieder einiges Interesse. Nach Aussagen von Überläufern steht ein Angriff auf die Finocchiostellung (östlich Rovereto) bevor, für den 4 Regimenter im Terragnolotal zusammengezogen werden sollen. Natürlich würden sich die Italiener auch hier wieder blutige Köpfe holen, wenn bei uns anständig geführt wird. (Ich denke auch daran, Artillerie zuzuführen; es ist aber augenblicklich nur eine 30 cm Mörser Batterie aus der Bocche verfügbar, die demnächst abgehen und in etwa 8 - 10 Tagen eintreffen. dürfte) - Die Zahl der Gefangenen hei Oslavija hat sich auf 933 (darunter 31 Offiziere) gesteigert; über Bitte der Südwestfront sagen wir dies ausnahmsweise im Pressebericht, da Cadorna über das Ganze schweigt und die Erwähnung schließlich auch eine Anfeuerung für unsere Truppen bedeutet. Der heutigen Mittagsmeldung ist zu entnehmen, dass ursprünglich geplant war, die ganze Stellung des Feindes nördlich Oslavija aufzurollen; da das feindliche Feuer aber auch nachts andauerte, wurde davon abgesehen. - Interessant ist es auch , dass jede Kompagnie von je einem Regiment des II. und VI. Korps je 40 Mann für die albanische Expedition abgibt (nach Gefangenenaussagen); eine Schwächung der italienischen Front dürfte dies aber keinesfalls bedeuten.

In Montenegro wird jetzt anscheinend doch weitergegangen; jedenfalls bis Rijeka und anscheinend bis an den Scutarisee; selbstverständlich auch bis Antivari. Slamecka hat bereits eine Übersichtkarte mit unseren Grenzforderungen entworfen. Antivari, Njegus fallen an uns, Grahovo verbleibt den Montenegrinern. Im Prinzip also: Abschließung vom Meere, und für uns ein weiterer Sicherungsgürtel mit den beherrschenden Höhen und noch einem Streifen darüber hinaus.

Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz ist fast vollständige Ruhe eingetreten.

Auch unsere Abendmeldung enthält nichts von Belang: Beschießung einiger Ortschaften bei Riva und in der Val Sugana; an der küstenländischen Front wieder an einzelnen Punkten lebhafteres Artilleriefeuer.

In der Umbenennung der 5. Armee und der Armeegruppe Rohr hat der Kaiser noch keine Entscheidung getroffen. Er ist einverstanden, wenn die Armeegruppe Rohr als Armee bezeichnet wird, bewilligt jedoch nicht den Namen Karnisch-julische Armee. So sehr er den Wunsch des 5. AK. nach Festlegung des eingelebten Namens Isonzoarmee zu würdigen geruht, hegt der Allerhöchste Herr doch Zweifel, ob es am Platze wäre, jetzt, nachdem die 5. Armee durch Abgabe eines erheblichen Teiles an die Armeegruppe G.d.K. Rohr geschwächt wurde, ihr den Namen Isonzoarmee als dienstliche Bezeichnung zu geben.

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