Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
15.01.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
15.1.1916

Aus den italienischen Chiffredepeschen der letzten Zeit geht hervor, dass zwischen Rom und Petersburg ein sehr lebhafter Meinungsaustausch wegen der Kapitulation Montenegros stattfand. Italien hat sich keineswegs sehr angestrengt, um den Montenegrinern zu helfen; denn ein Befehl Sonninos an den italienischen Gesandten in Cetinje vom 10.Jänner sagt, er möge sich an die Formel halten „dass wir geneigt sind, die Nachschübe Montenegros in den von unseren Mitteln gegebenen Grenzen zu erleichtern“, ohne jedoch einen Ausdruck zu gebrauchen, der bedingungslose Zusicherungen in sich schließen würde. - Fischer kommt heute von Cattaro zurück und erzählt, dass der Hauptanteil an dem dortigen Erfolg der von Hauptmann Hampel vorzüglich geleiteten Artillerie gebühre. Dieses Feuer waren die Montenegriner nicht gewohnt und sie konnten es auch nicht aushalten; so hatte die Infanterie ein von gegnerischer Einwirkung nur wenig behindertes Vorgehen. Natürlich soll das Ganze ein prächtiges Schauspiel gewesen sein; die Karstberge sahen alle wie Vulkane aus!

Über die Reise des Deutschen Kaisers ist einem Berichte des GM Stürgkh zu entnehmen, dass diese Fahrt sehr geheim gehalten werden soll; ihr Endziel soll eine Begegnung mit dem König von Bulgarien sein; auf der Rückfahrt soll Stürgkh den Deutschen Kaiser in Belgrad erwarten und auf seinem weiteren Wege (Conrad schrieb dazu: „Wohin denn?“) begleiten. (Ich glaube, diese Reise wird weitere Ziele haben; sie dürfte entweder nach Konstantinopel zielen oder einem Besuch der deutschen Truppen vor Saloniki gelten, vielleicht aber auch, wenn es der Gesundheitszustand zulässt, beides verbinden. Doch das ist nur Mutmaßung).

An der I-Front setzen jetzt verschiedene kleinere Unternehmungen ein, die speziell vom XVI. Korps in seinem letzten Berichte angekündigt wurden. In der vergangenen Nacht nahmen die Bataillone 52 und 80 den Kirchenrücken von Oslavija zurück, machten dabei 27 Offiziere, 800 Mann gefangen, erbeuteten 3 MG. und 3 Minenwerfer. Auch bei Sr.Maria wurde ein feindlicher Graben durch Sappenangriff genommen.

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