Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
04.02.1916
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
4.2.1916

Vormittag Referat bei Metzger über die 3 Konzepte.

Er genehmigt sie alle, beauftragt mich, Höfer (QuAbt.) und Pflug zu orientieren, will aber mit der Absendung noch warten, bis Ziller von hier aus in Schwung kommt. Wie ich höre, kann er morgen Nachmittag hier eintreffen. Abends eine hochinteressante Szene, - eine der interessantesten, die ich bisher mitmachte. - Kageneck kommt herein und „kondoliert“ mir, (!) dass nun nichts sei. Cramon und er hätten aber, ganz auf dem Standpunkt meiner Denkschrift stehend, diese wärmstens vertreten. Ich stelle mich natürlich furchtbar dumm und sage, da könne man nichts machen. Er meint, der Chef werde mich jedenfalls vollständig orientiert haben. Ich sage, ich wisse nur, dass in absehbarer Zeit auf deutsche Truppen nicht zu rechnen sei. Hierauf sagt er, auch mit den Türken stehe es schlecht: Nur 2 Divisionen hätten Schuhe. Weiters fragte er, ob wir diese Asiaten denn auf einem europäischen Kriegsschauplatz überhaupt haben wollten. Für die bessarabische Front seien sie gut. (Letzteres heißt wahrscheinlich: Sie werden die deutschen Divisionen des Linsingen ablösen. Das Ganze mag bedeuten, dass Falkenhayn an Enver telegraphierte, er möge Schwierigkeiten machen.) - Alles sehr schlau, aber so schlau sind wir auch. Kageneck wird mit dem Eindruck weggegangen sein, dass wir (das heißt Kless und ich) seine Eröffnungen mit voller Ruhe aufnahmen und dass bei uns auch volle Ruhe herrsche. - Über dieses Gespräch melde ich abends Metzger; er verspricht mir auch auf meinen Rat, die übrige Gruppe zu besonderer Schweigsamkeit in der I-Sache anzuweisen. Auch bitte ich ihn, dem Chef selbst über die Befehle zu referieren damit er keine Ergänzungen macht, die aus seiner Kenntnis der Detailverhältnisse entspringen, die untergebenen Kommandos aber nur beirren könnten. Metzger wiederholt, alles hängt davon ab, wieviele Türken kommen und was an der russischen Front geschehe. Vorläufig gehen die Balkandivisionen an die Save. Könne man das „Große“ nicht machen, so sei es eben das „Kleine“, das aber notwendig werden könne, und daher müsse man vordenken. Falkenhayn stehe aber im wesentlichen auf dem Standpunkt, dass wir nur dann etwas anderes machen können, wenn unsere russische Front hält; und darin hat er wohl Recht.

X
Tablet drehen