Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.02.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.2.1916

Heute ergeht der Befehl zur Verschiebung der 2. und 22. Lst.G.Brig. an die Südwestfront. Diese beiden Brigaden wurden durch die Erledigung des albanischen Feldzuges frei und marschieren nun in die Bocche. Ich lege besonderen Wert darauf, dass zur Heeresgruppe nur „erstklassige (das heißt Heeres- und Landwehr-) Truppen mit regelmäßigem Ersatz kommen und dass alle Verbände in sich möglichst stark werden; kurz gesagt: Ich will eine wirklich extreme Vereinigung der Kräfte erzielen, damit der Erfolg entscheidend ist. Demgemäß geht nur die 2.G.Brig. nach Tirol; die 22. (die unter 6 Baonen 4 mindere ohne Ersatz erhält) wandert an die festhaltende Front, wo sie das Herausziehen einer vollwertigen G.Brig. ermöglichen soll. - General möchte schon seit mehreren Tagen eine Anfrage über die Absichten der Heeresgruppe und über die von an das LVK erteilten Befehle haben. Ich habe diese Frage dilatorisch behandelt, kann aber heute nicht mehr ausweichen und formuliere daher die Sache folgendermaßen: „Da nunmehr die Grundlagen für die der Herresgruppe erteilte Aufgabe festgelegt sind und dem Kommando der Südwestfront bekanntgegeben wurden, ist zu melden: 1) Welche Aufträge dem LVK für die Durchführung der Aufgaben der 11. Armee und für den dem Armeedurchbruch vorangehenden Aufmarsch der gesamten schweren Artillerie erteilt wurden, 2) welche Verwendungsmöglichkeiten für die 3. Armee ins Auge gefasst sind.“ (Ich weise mit Absicht auf den „Durchbruch“ und die „gesamte schwere Artillerie“ hin). - Mit diesem Konzept soll ein artilleristisches verquickt werden, worin Pflug fragt, ob die Batterien und die Munition sogleich in ihre Verwendungsräume gebracht werden und die Artilleriegruppe schon jetzt ihre Aufgabe zugewiesen erhält. Konzept ist ziemlich lang und stellt die beiden möglichen Lösungen nebeneinander, während ich lieber bestimmt gesagt hätte, was wir (auf Grund unserer Erfahrungen) wollen; ich gebe aber gerne nach, da Pflug das Ganze zu machen hat und daher freie Hand haben soll. - Die Mittagsmeldung besagt, dass an der ganzen küstenländischen Front die Artillerietätigkeit des Feindes bedeutend gesteigert war; auch gab es beiderseits des M. S. Michele mehrere heftige Angriffe, die abgewiesen wurden. Es ist noch nicht zu ersehen, ob dies die Einleitung zu einem neuen allgemeinen Angriff der Italiener bildet; Metzger meint sogleich, es stehe ja noch das ganze III. Korps da, wogegen ich der Auffassung bin, dass dieses Korps (von dem übrigens Gott sei Dank schon Anstalten rollen!) keinesfalls eingesetzt werden dürfe, sondern dass man dem gefassten Entschluss ganz treu bleiben müsse. Nötigenfalls muss die festhaltende Front durch weitere, wenn auch minderwertigere Verbände gestützt werden. - Nachmittags Besprechung mit Ratzenhofer und Mjr. Peyregg, der als Vertreter des Ch. d. FEW. nach Trient abgeht und den ich ziemlich ausführlich orientiere. - Sodann interne Beratung über die nächste Hughesdepesche, die wir Cadorna senden werden. Ich werde mit der Absendung noch bis morgen abends warten, weil wir da klar über die gestern erhöhte Tätigkeit der Italiener an der Isonzofront sehen werden; heute abends wird Ruhe gemeldet. - Interessante Radiodepeschen aus Quelle Sonnino - Carlotti deuten darauf hin, dass große Offensive der Entente erst im Frühjahr erfolgen wird. - Abends längeres Hughesgespräch mit Salis über verschiedene Detailfragen; habe den Eindruck, dass SW ganz in unserem Sinne arbeitet und dass alles klappt.

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