Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.02.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.2.1916

Beim Frühstück einige Zeilen an Mitzchen; gestern war mir das Schreiben ganz unmöglich. - Dann Abgabe der Befehle zur Behebung der Reibungen an Ziller und Südwestfront. Salis teilt mir auf meine Anfrage mit, dass nun, nach Eintreffen der heutigen Kurierpost, über alles volle Klarheit herrsche. Dies teile ich auch Waldstätten mit, als ich ihm im Auftrage Metzgers noch bekanntgab, dass das III. Korps wahrscheinlich spät, aber sehr intensiv ausladen wird und dass der Raum von Predazzo für seinen Bereich überhaupt nicht in Betracht kommt. - Dann Abfertigung des Hauptmann Gayer, der heute abends zum Flottenkommando abgeht. - Heute mit Kurier ging auch das Graphikon über die Eisenbahnbewegungen ab. - Mir ist die Bahn noch nicht genug ausgenützt. Dies gibt immer Kontroversen mit Kless, der der Auffassung ist, wir hätten Zeit und sollten erst alle Materialtransporte laufen lassen, was aber doch eine Verlängerung des Aufmarsches um 2 - 3 Wochen bedeuten würde. Ich bleibe dabei, dass selbst auf die Gefahr einzelner Reibungen das Transportquantum ausgefüllt werden muss. Dies bedarf eines beständigen Druckes auf alle, die Transporte liefern können.

Erzherzog Karl schrieb an den Chef „Wurde heute (23/2) von Seiner Majestät in Audienz empfangen, bei welcher mir Seine Majestät allergnädigst eröffnete, dass er wohl meiner Kommandoübernahme im Prinzip zustimme, eine endgiltige Ernennung jedoch noch vom seinerzeitigen Vortrag abhängig macht und den Allerhöchstem unterbreiteten alleruntertänigsten Vortrag des Armee Oberkommandanten vorläufig asservieren läßt. Seine Majestät geruhte dessen ungeachtet die allerhöchste Genehmigung zur Berufung des Oberst des Generalstabskorps Baron Waldstätten nach Wien zu erteilen; im Sinne dieser Ermächtigung bitte ich verfügen zu wollen, dass Oberst Buron Waldstätten am 2. März vormittags in Wien eintrifft. Trete sodann die Fahrt zu unserem XII. Korps an und kehre Ende dieses Monates wieder nach Wien zurück; eine eventuelle Antwort würde ich per Hughes nach Slonim erbitten. Mit den herzlichsten Grüssen verbleibe ich Euer Exzellenz stets gewogener Erzherzog Karl Generalmajor.“ (Einige Untertänigkeitsphrasen weggelassen). Darauf ließ Conrad antworten: Waldstätten wurde angewiesen, am 2. vormittags in Wien einzutreffen. Bitte um die Befehle über Zeit und Ort der Audienz. - Antwort: Waldstätten anweisen, sich am 2. März 10 Uhr vm. im Stefansappartement der Hofburg bei mir zu melden. - Ich habe nun die Aufgabe, die ganze Sauce der Südwestfront und Tirol mitzuteilen.

Die Deutschen scheinen von unserer Operation gegen Italien, zumindestens von ihrer Größe, noch nichts Bestimmtes zu wissen. Gestern ließ die Oberste Heeresleitung zum ersten Mal - und zwar durch unseren Verbindungsoffizier bei der Heeresgruppe Linsingen, anfragen, wohin die 3. ITD. komme; darauf die Antwort: Zur Verfügung der Obersten Heeresleitung.

Heute erging wegen der Türken ein neuerliches Telegramm an Falkenhayn, worin für seine Vermittlung gedankt und die Zustimmung Envers mitgeteilt wird, dass die Türken gleich fahren können. Nur die bulgarischen Bahnschwierigkeiten sind noch zu überwinden. (Ich schwöre jetzt schon darauf, dass die Türken nicht kommen!). - Metzger hat fortwährend die Absicht, Erzherzog Eugen um seine Absichten zu fragen und dabei auch um den Plan des Artillerie Aufmarsches. Ich halte ersteres noch für verfrüht und würde in letzterem, wenn man schon überhaupt etwas sagen will, einen klaren Befehl vorziehen. Zunächst habe ich nun doch eine Anfrage an Salis geklärt, dass das LVK volle Kenntnis über seine Aufgabe hat, dass die ganze Artillerie für den Durchbruch eingesetzt wird und dass vom LVK vorerst noch kein Plan über den Artillerie Aufmarsch eingelangt ist.

Interessante Momente aus Klarschen Berichten: Erbitterung wegen des Fliegerraids nach Mailand; Deutsche sind dort allgemein gegen uns. Zweck der Pariser Konferenz: Freie Verfügung über jene militärischen Reserven oder Überschüssen an Menschen und Material, die jedes Land als vorhanden angibt, nachdem es die Bedürfnisse seiner eigenen Landesverteidigung befriedigt hat. Cadorna nicht geneigt, sich so die Hände binden zu lassen.

Erzherzog Eugen wollte morgen nach Kärnten und Tirol inspizieren fahren. Darauf sofort dringende Bitte, mit Rücksicht auf italienische Spionage Inspizierung nicht auf Tirol auszudehnen. (Erzherzog Friedrich ist in Pola). - Abends kommt Kageneck. Sieht recht gut aus; hätte lieber noch ein bisschen warten sollen mit seinem Einrücken; uns kommt er hier nicht gelegen!

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