Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
23.02.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
23.2.1916

Da Erzherzog Friedrich mit LSchK. Winterhalder heute nach Pola abgeht, gebe ich letzterem den Befehl an Haus mit, da sonst die unangenehme Situation herauskommen könnte, dass der vom Erzherzog schon unterschriebene Befehl während seiner Anwesenheit oder gar erst später kommt. - Winterhalder erhält natürlich strengsten Auftrag wegen Geheimhaltung. - Der Tag ist wieder sehr bewegt. Besonders durch ein Telegramm der Südwestfront, worin ein Vorschlag des LVK. weitergegeben wird, die 11. Armee weiter nördlich zu versammeln und sie südlich in den Raum von Trient erst „möglichst spät“ vorzuverlegen. Ich bin natürlich durchaus dagegen; was hätte es für einen Sinn, viel herumzuschieben, Teile der Armee im Nonstal und bei Cavalese zu versammeln und alles herum marschieren zu lassen. Bespreche die Sache nachmittags mit Langthaler, abends mit Pichler und Ziller und komme zur vorgesehenen klaren Erkenntnis, dass Versorgungsschwierigkeiten für diese Absicht des LVK. nicht maßgebend sein können, sondern nur unbestimmte Geheimhaltungsgründe; in Wirklichkeit aber die Absicht, es wieder anders zu machen als befohlen wurde. Überhaupt habe ich den immer bestimmteren Eindruck, dass Dankl um jeden Preis operieren und die klaren, einfachen Befehle umgehen will. Daher schlage ich auch vor, das Kommando der Südwestfront deutlich auf die ergangenen Befehle hinzuweisen und beizufügen, dass die Truppen und Trains nicht so spät als möglich und auf Umwegen, sondern so bald als möglich und direkt in die angegebenen Versammlungsräume zu gelangen haben. - Auch eine neue Division will Dankl formieren. Natürlich aus den Landesschützen. Für die ist aber schon vorgesorgt, aber für die 3. Armee. - Wegen der uns nun zurollenden Kräfte vom russischen Kriegsschauplatz - es sind lauter Fragmente - schlage ich vor, sie in unseren Verband aufgehen zu lassen, muss das aber über Auftrag des Generals noch morgen mit der Quartierabteilung besprechen.

Die Nachricht von den 4 Forts von Verdun ist nicht wahr; dagegen meldet das deutsche Communiqué heute recht günstige Sachen; ein Einbruch auf 10 km Breite und 3 km Tiefe.

Abends kommt Conrad wütend in Metzgers Zimmer und sagt, Burián habe ihm wieder einen Fetzen Papier geschickt; eine Anweisung an Tarnowski bezüglich seiner Besprechungen mit den Bulgaren, Inhalt null. Der Arme hat auch genug Ärger! Mich fragt er auf der Stiege, wie es mit der Kräftigung der Isonzofront stehe; darauf bespricht er die Lage im Plavaabschnitt bezüglich der Artillerie; lauter Details.

Kundmann erzählt mir, der Kaiser hebe den Vortrag wegen des Erzherzog Karl auf; mächtige Einflüsse am Hofe seien am Werk, um die Kommandoübernahme zu verhindern: Vor allem Zita und Montenuovo! Ich meine, man solle dann das Korps einfach jemand anderem geben; Versicherungsanstalt ist der Krieg doch keine…

Nach dem Rapport noch bis ¼ 12 Besprechung bei General wegen der Versammlung der Heeresgruppe, dann wegen der Landesschützendivision und der vom russischen Kriegsschauplatz anrollenden Truppen. Es gelingt mir, ihn so ziemlich für meine Erledigungen zu stimmen; morgen werde ich den Angriff fortsetzen.

Durazzo geht anscheinend gut, man hofft, morgen oder übermorgen fertig zu sein.

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