Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
02.02.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
2.2.1916

Die I-Sache schreitet vorwärts. Gestern abend noch wurde Straub gerufen, um auf Grund meiner Angaben über das Transportquantum die Transportdauer zu errechnen (wir haben rund 420 Material-, 120 Artillerie- und 900 Truppenzüge, zusammen 1450 Züge!). Heute ½ 10 Uhr Früh kommt Kageneck mit einem vertraulichen Auftrag Cramons. Dieser hat die Absicht, noch heute zu Falkenhayn zu fahren, um ihn auf die morgige Besprechung besser vorzubereiten und da lässt er mich ersuchen, ihm die nötigen Daten zu geben, die geeignet sein könnten, Falkenhayn, der noch immer skeptisch ist, von dem Gelingen und der Wirkung der Operation zu überzeugen. Ich begebe mich darauf zu Cramon und sage ihm in Gegenwart von Kageneck in großen Zügen, was ich für wichtig halte. Die Haupteinwürfe der Deutschen beziehen sich auf die ungenügende Leistungsfähigkeit der Bahnen, (ich kläre sie auf, dass diese ja bis Trient und in den nächsten Tagen bis Calliano zweigeleisig sein werden), dann auf die Straßen (sie haben keine Operationskarte) und auf Schwierigkeiten der Materialvorsorge (ich erkläre Cramon, dass Trient schon jetzt 180 Tage Verpflegung für 50.000 Mann und 9.000 Pferde hat). Hinter allen diesen Bedenken Falkenhayns und Tappens steckt aber, so glaube ich, 1) das Misstrauen, ob wir eine so schwierige Sache zustande bringen, 2) die Besorgnis, dass wir bei ihrem Gelingen zu groß werden könnten. Ich eröffne daher Cramon, dass diese Sache bei uns schon seit Jahren durchdacht wird und dass ich von ihrem Gelingen fest überzeugt bin. Cramon sagt, er habe Metzger nahegelegt, dass der Chef eine Denkschrift mitbringe, damit Falkenhayn sich die Sache einmal gründlich überlegen könne. Ich erwähne, dass ich hiezu geeignete interne Notizen unlängst vorlegte, und erörtere einzelne Punkte jener Notizen. Chef ist früh zurückgekommen, sagt, als ich gerade beim Referat bin, zu Metzger, er werde seine Wiener Abenteuer noch erzählen. Straub bringt seinen Eisenbahnkalkül, der wesentlich günstiger ist, als ich dachte. Er rechnet sogar damit, 45 Züge täglich ausladen zu können und arbeitete 2 Varianten aus: a) Materialtransporte und Truppentransporte gleichzeitig, b) Materialtransporte voraus. a) Dauert 35 Tage, b) 37 - 38 Tage. Es ist nur die Frage, ob QuAbt. und Pflug soviele Transporte bringen können, wie sie zu a) erforderlich sind. Auf meine Anregung wird Straub Kohlenzüge schon jetzt gehen lassen. - Mittags weitere Besprechung bei Metzger. Cramon fährt nach Pleß; scheint dort sehr in Gunst zu sein (bringt Roten Adler Orden mit den Schwertern mit). „Stimmung“ in Pleß nach Aussage der deutschen Herren gut. - Für morgen vorbereite ich für Chef: Kurzen Merkzettel aus den „Notizen“, dann Karten (Detailsituation mit kalkulierten Gewehren, Geschützen, MinEnverfern u.s.w. auf die km der Angriffsfront), Operationskarten (um die Deutschen über Kombinationen zu orientieren) u.s.w., u.s.w. - Abends Theater. Chef sagt mir, als ich ihm eine Karte bringe: Nun sei doch Hoffnung, dass sein Herzenswunsch, den er seit Jahren hegte, in Erfüllung gehe: Diese Hunde anzugreifen… Kaum ist ein Plan geboren, so beginnen schon wieder einige zu schimpfen; an der Tȇte Appollonio, der sich erkundigte, von wem denn dieses Projekt ausgehe.

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