Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.02.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.2.1916

Standesmeldung vom 15.1.: (Zahlen abgerundet)

[Anmerkung: Deutsche nicht eingerechnet]

 

Wegen der Türken langte eine Antwort von Falkenhayn ein: Auf der Strecke Niš - Belgrad können täglich 2 Züge fahren; mit dem Abtransport kann über Anforderung sogleich begonnen werden. - Ganz so einfach ist das natürlich nicht: Es handelt sich noch um Zugsmaterial und Personal und auch um die Antwort der Bulgaren, die sich Metzger übrigens in nächster Zeit erhofft. Gewiss spricht so manches überhaupt gegen die Türken; und ich möchte auch, dass sie an der I-Front keine andere als eine demonstrative Rolle spielen. Ganz abgesehen von den Widerständen, die sich vielleicht bei Hof und Bevölkerung, dann bei einzelnen Kommandanten ergeben können, ist zu bedenken, dass die türkische Hilfe immerhin verpflichtet; ein Punkt, den wahrscheinlich auch Falkenhayn im Auge hat. Andererseits könnte es aber bei geschickter, sehr entgegenkommender Behandlung der Fremdlinge möglich werden, sie ganz für uns zu gewinnen und daraus manigfache wirtschaftliche und politische Vorteile zu schlagen. - Mittags spreche ich mit General über die Sache; er wartet nur noch die Antwort der Bulgaren ab und wird dann zusagen. Die erste Division, mit deren Eintreffen dann für Mitte März gerechnet werden könnte, würde an die Isonzofront kommen. Die konsequente Stärkung der 5. Armee für Ablösungen, an die ich neuerdings erinnere, will Metzger auch im Auge behalten. Weiters ist es bereits ganz bestimmt, dass Erzherzog Karl das XX. Korps übernimmt; der alleruntertänigste Vortrag wird bereits gemacht. Als Generalstabschef verlangt er unbedingt Waldstätten; dieser soll durch Günste ersetzt werden, der momentan auf Urlaub ist und sich mit Trollmann nicht besonders verträgt. - An der italienischen Front nicht viel los. Interessant sind nur 2 Nachrichten über das Verhalten des Gegners: Die eine, dass er bei Tolmein noch weiter, bis auf den Höhenrücken westlich der Chaussee zurückgegangen ist, die zweite, abends eingetroffene, dass er seinen Stützpunkt vorm Lavarone-Plateau verstärkt. - Ziller schreibt mir unterm 15., dass alles gut geht. Derselbe Eindruck auch in den Ressorts Pichler und Pflug. Natürlich gibt es auch unvorhergesehene Reibungen und Schwierigkeiten. Bei der 9. G. Brig. der 57. ITD mehrere Fleckfieberfälle; daher 14 Tage Kontumaz in Ml. Mladenovac, was übrigens den großen Aufmarschkalkül nicht stören dürfte. - Prich sagt mir abends, Guerrini werde nun doch bei Durazzo Widerstand leisten, daher sei Angriff beabsichtigt, und die 2. und 14. G. Brig. dürften nicht rechtzeitig los können, er werde daher 2 andere Brigaden beantragen. Der Sache muss ich erst nachgehen.

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