Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
08.12.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
8.12.1916

Auf der Karsthochfläche wirkten gegen den Raum von Hudilog auch feindliche Minenwerfer, die unsere Artillerie kräftig unter Feuer nahm. Nachts lebhaftes Geschützfeuer gegen unsere Front und unsere Anmarschwege; noch immer schlechtes Wetter. In Tirol aber seit heute früh in den höheren Lagen Ausheiterung, in den Tälern dichter Nebel. - Neuerliche Radiodepeschen bestätigen, dass sich in Bassano ein 6.AK. befindet.

Mittags Besprechung mit Haberl, der von seiner Reise im Südwesten einberufen wurde, um die Übersiedlung der Qu.Abt. zu leiten. Zuerst war er in Tirol. Krauss nicht anwesend. Hält das Geheimnis der Verpflegszuschübe so streng, dass er die Wissenden schwören und alle Monat melden lässt, ob sie den Schwur gehalten haben. Bei 11.Armee natürlich noch immer der Wunsch nach Änderung des Verhältnisses zur Qu.Abt., ein Wunsch, der nun berücksichtigt werden wird, indem Roth eine materielle Gruppe, die 11. Armee eine eigene Qu.Abt. erhält. Bezeichnend sind die Namen, die Rohr und Soós bei der Truppe erhalten: „Feldwebel-Vater“ und „Süßer Hund“. Bei 5. Armee wird Boroević‘s Tüchtigkeit von mehreren Seiten sehr gelobt; er arbeitet selbst. VII. Korps braucht noch immer mehr Haubitzen, mehr leichte Bomben und dergleichen; wird gemacht.

Abends erreiche ich endlich, dass der Befehl für die 41. ITD gegeben wird; vorerst allerdings bleibt sie zur Verfügung des AOKs. - Mehrere Verfügungen des Kaisers:

1) Alle Ortsnamen müssen wieder zurückgetauft werden;

2) unsere Flieger dürfen ohne Allerhöchste Bewilligung offene Städte und deren Bahnhöfe nicht mehr angreifen;

3) Spezial - und Generalkarten mit der Situation für Militärkanzlei (wo ein Ober - Oberkommando zu entstehen scheint).

Abendresümee: Bei 5. Armee hielten die Artilleriekämpfe trotz Ungunst der Witterung im Wippachtal und auf der Karsthochfläche an. - In Kärnten andauernd Schneefall. - In Tirol haben die Schneefälle aufgehört, doch besteht noch große Lawinengefahr.

Anlässlich der Übernahme des AOK. hat sich der Kaiser alle wichtigen operativen Entscheidungen vorbehalten. Alle wichtigen innerpolitischen und besonders die auf die Regelung der Verhältnisse in Polen bezugnehmenden Angelegenheiten sind ihm zur Entscheidung zu unterbreiten. Wenn er nicht in unserem Standort ist, so sind ihm alle Meldungen, Berichte und Anträge des Chefs im Wege der Militärkanzlei (die also mitoperiert!) einzusenden; erforderlich hat sich der Erzherzog=Stellvertreter oder der Chef zu ihm zu begeben oder es ist ein vollkommen eingeweihtes Organ zur Berichterstattung zu entsenden.

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