Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
29.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
29.8.1916

Früh Fahrt nach Neutitschein wegen Auswahl eines Pferdes. - Von Vormittagsmeldungen ist das Wesentliche der Verlust des Cauriol: Wieder ein Kunststück unserer höheren Führung, vor allem des Korps Roth. Seit 6 Tagen sind die Infanterieangriffe schon im Gange und wieder kommen die Verstärkungen zu spät. Erst das Heeresgruppenkommando musste eingreifen und von den aus der 11. Armee herausgezogenen Reserven 3 Bataillone mit Bahn und Auto verschieben. Dem Korps Roth wurde die Wiedergewinnung des Cauriol anbefohlen; viel Aussichten hat dies nicht, namentlich wenn die Truppe „mit Gasdampf“ wie am Colbricon hinein geworfen wird. Unsere Führung ist aber auch dem Teufel zu schlecht; es sollte wirklich ein Exempel statuiert werden.

Schlage dies auch beim Rapport vor und werde abends das bezügliche Konzept unterbreiten.

Mittags erfahre ich, dass Hindenburg Chef des Generalstabes wurde und Ludendorff mit sich nimmt. Falkenhayn teilte seinen Herren bereits seine Enthebung mit und ist abgereist. Merkwürdig, wie solche Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen. Gestern erwähnte Christophori diese Eventualität und vor dem Schlafengehen habe ich noch mit Kless lange darüber gesprochen. Die so getroffene Entscheidung des Deutschen Kaisers hat gewiss ihre gefährliche Seite, da Falkenhayn politisch sehr engagiert war; immerhin dürfte ein frischer Zug in die ganze Kriegführung kommen und vor allem der jetzige tote Punkt durch irgendwelche große Entschlüsse überwunden werden. - Ludendorff abends hier. In seiner Gesellschaft alle die, die sonst an der Sonne sind. Er hat bereits hübsches Geschenk für Siebenbürgen mitgebracht; im Ganzen 4 deutsche Divisionen, deren Transport allerdings eine Woche in Anspruch nehmen wird. Ein Zeppelin hat vergangene Nacht Bukarest besucht; besonders gute Wirkung, große Brände. Rumänen setzen ihre Vorrückung fort, hatten aber bei Brassó große Verluste. - Heute wird bulgarische Kriegserklärung folgen.

Bei 5. Armee schreitet Ordnungmachen und Herausziehen von Reserven gut fort. Es stehen jetzt hinter dem XV.Korps 3, hinter dem XVII. 2 Bataillone; beim XVI. Korps sind 2 Gebirgsbrigaden beim VII. 3 Bataillone und das Gros der 20.LITD Reserve. Auch 9.ITD. hat 6 Bataillone herausgezogen, überdies ist der Raum von Triest durch Detachierung eines IR nach Baisovizza gesichert. Dazu noch die Armeereserve (unverändert: 44. und 16. ITD).

An der Fleimstalfront flaute das feindliche Geschützfeuer gegen Mittag ab. Zur Verstärkung dieser Front wurden insgesamt 4 Bataillone und 2 schwere Mörser heran gezogen.

An der Dolomitenfront drang der Feind 2 Mal in die Rufreddostellung ein; der Gegenangriff nach dem 2. Einbruch ist noch in Durchführung. Auch am Osthang des M.Piano lebhaftes Artillerie - und Minenwerferfeuer.

Stimmung, die hier schon sehr gedrückt war, heute vollständig umgeschlagen ins Fröhliche. Das ist die Wirkung Ludendorffs und der türkischen und bulgarischen Kriegserklärungen.

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