Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
23.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
23.8.1916

Früh sagte mir Kundmann einiges über die vom Chef gewonnenen Eindrücke. AK. ist voller Zuversicht, hat alles fest in der Hand; Boroević sagte, er habe jetzt auch genug Truppen. (Worauf ich Kundmann erkläre, das sage ein jeder, bis er eine aufs Dach hat). Erzherzog Josef wie immer täglich in den Schützengräben; Eisner mache keinen guten Eindruck. Sei ein großer Schwätzer. - Beim XVI. Korps Graf sehr ernst geworden durch die letzten Ereignisse, ruhig wie immer. Überall das Bewusstsein, gut gerauft und das Möglichste getan zu haben.

Dem Heeresgruppenkommando wird aufgetragen zu berichten: 1) Wie weit die technische Ausgestaltung des Kampfraumes und die Vorsorgen für den Winter bei der 11. Armee fortgeschritten sind; 2) über die (nach Befehl vom 10. Juli) zu studierenden Unternehmungen zur örtlichen Verbesserung unserer Lage.

Nach der Morgenmeldung der 5. Armee stellenweise feindliche Artilleriefeuerüberfälle; besonders gegen Tolmeiner Brückenkopf und Stellungen südlich Nova Vas. - Auch nach der Abendmeldung keine nennenswerte Gefechtstätigkeit.

Übersicht der Lage am 20.8.

Im Vordergrund des Interesses steht die polnische Frage und eine geheimnisvolle, große Sache, die Slameczka selbst bearbeitet. - Heute ein 4 Seiten langes Telegramm in Chiffren an Hofburg gegangen. Nach Andeutungen Kagenecks dürfte es sich um Oberbefehl oder Militärkonvention handeln; Kageneck sagte, bei Conrad bestehe noch hartnäckiger Widerstand.

Nach der Abendmeldung der Heeresgruppe steht der ganze Kamm der Fassaner Alpen östlich der C.di Cupola (sw. Cauriol) bis zum Colbricon und die hier nördlich anschließende Front bis zur Lusia unter lebhaftem Feuer mittlerer und schwerer Kaliber. Gegen die Front Cauriol - Coltorondo ist ein Angriff stärkerer feindlicher Kräfte im Gange, die laut Gefangenenaussage, den Befehl haben, den Höhenkamm in Besitz zu nehmen. Dieser Angriff dürfte eine Demonstration sein, die der Fortsetzung der Isonzooffensive vorangeht und uns verhindern soll, weitere Kräfte aus Tirol abzuziehen. Wie ich draußen sehen konnte, ist der Angriffsabschnitt im Terrain äußerst stark, jedoch minder gut befestigt.

Abends die erste Nachricht (ein Telegramm des Deutschen Kaisers an Erzherzog Friedrich) über das Einlaufen der „Deutschland“. Auch eine gewonnene Schlacht des deutschen Geistes und darum noch höher zu bewerten.

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