Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.8.1916

Hindenburg hat telegraphiert, er könne die 9 Bataillone, 6 Batterien des XII. Korps, die Falkenhayn forderte, nur dann abgeben, wenn die deutsche 117. Division statt zur Heeresgruppe des Erzherzogs Karl zu ihm rolle. Metzger sagte mir heute früh, der Chef werde darauf bestehen, dass die 117. Division zum Erzherzog kommt; man wird daher eventuell auf die von Falkenhayn zugedachte Hilfe verzichten müssen. Ich lege nahe; anzustreben, dass zu Hindenburg eine andere deutsche Division kommt, da doch unsere Interessen im Küstenland weitaus dominierender sind.

10 Uhr vorm. Falkenhayn eingetroffen; die Beratungen ergeben, dass er die Abgabe der uns zugedachten Kräfte von Hindenburg, und zwar ohne Ersatz, beim Kaiser erwirken will. Das Ganze hat sich fast zu einer Kabinettskrise zugespitzt. - Gestern noch ein 5. Angriff vom VII. Korps abgewiesen.

Aus den diplomatischen Korrespondenzen verdient hervorgehoben zu werden: am 15. wurde dem italienischen Gesandten in Bukarest die Ermächtigung erteilt, jene politische Konvention zu unterzeichnen, die der russische Gesandte unterzeichnet. - Am 12. meldet Carlotti aus Petersburg, das kaiserliche Dekret bezüglich der Autonomie Polens werde demnächst ergehen. Nach einer Depesche vom 14. rechnet man in Petersburg mit der Evakuierung Teherans. - Die Verträge mit Rumänien scheinen noch immer nicht perfekt zu sein. Bratianu gibt auch vor, mit Bulgarien zu unterhandeln, das heißt vielmehr von den Bulgaren „Avances“ erhalten zu haben.

Abendresümee: Bis in die erste Nachmittagsstunde beschränkte sich die feindliche Tätigkeit in den Abschnitten nördlich der Wippach auf - stellenweise schweres - Artillerie- und Minenwerferfeuer. Gegen das VII. Korps verstärkte der Feind mittags sein Feuer und griff sodann abends vergebens unsere Stellungen auf der Platte südlich Rupa an. - Von der kombinierten 18 ITD wurde die 10.GBrig. dem XVI. Korps, die nun zur 28.ITD. gehörige 56.GBrig. dem VII.Korps unterstellt. - Aus der Nachtmeldung ist hervorzuheben, dass im Abschnitt II (XVI. Korps) eine Infanterieaktion in der nächsten Zeit erwartet wird und dass auch Artillerietätigkeit an der Front zwischen Wippach und Nova Vas den Eindruck des Einschießens machte. Der physische Zustand der Truppe wird als größtenteils sehr ermüdet bezeichnet.

Vom Balkan Kriegsschauplatz werden bei der 5. Armee ab 23. August allmählich die 210. Lst.IBrig. und 2 ungarische Landsturm Regimenter eintreffen. Aus diesen Truppen sollen kriegsstarke Verbände formiert werden; auch sonst muss bei den aus Landsturm zusammengesetzten Armeekörper, sobald als möglich, Ordnung gemacht werden.

Interessant ist ein heute in der „Neuen Freien Presse“ erschienener Artikel: „Ein Lebensbild des Generalobersten Dankl“. Dieser schämte sich nicht, seine Briefe an seine Frau schon jetzt veröffentlichen zu lassen. Darunter Kabinettstücke von Urteilslosigkeit, Eigenlob, von unfreiwilliger Komik nicht zu reden. („Fürst Kinsky und Baron Rothschild aßen vergnügt ihren Topfen“ - als ob das eine Heldentat wäre ...) Pfui Teufel!

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