Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
11.08.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
11.8.1916

Es wird immer deutlicher, dass die Italiener trachten, ihren Angriff im Gebiet von Görz mit allen Mitteln fortzusetzen.

Bisher 12 neue Brigaden im Kampf festgestellt (9 aus Tirol, 1 aus Carnia, eine neu aufgestellte, eine aus Libyen); dahinter nach Gefangenen Aussagen noch 4 (aus Tirol); schließlich nach sicheren Nachrichten noch 6 Brigaden (mindestens) auf dem Weg zur Isonzofront. Nach Beurteilung des 5. AK. dürften die nächsten Anstrengungen des Feindes im Zusammenhang mit einem Vorstoß im Wippachtal auf den Raum von Plava gerichtet sein. „Diesen offensichtlichen feindlichen Anstrengungen gegenüber wird mit den der 5. Armee dermalen zugewiesenen Verstärkungen auf die Dauer nicht das Auslangen gefunden werden können, umso mehr da durch die Aufgabe von Görz der ganze Frontteil M.S.Gabriele bis Plava, der bisher nur beobachtet zu werden brauchte, in die direkte Verteidigung einbezogen werden muss. Tritt der Fall ein, dass die tapferen Verteidiger von Plava in eine rückwärtige Stellung zurückgenommen werden müssen, so vergrößert sich der Bedarf an direkter Widerstandskraft im Anschluss an den Abschnitt I naturgemäß weiter um ein Bedeutendes. Diese Erwägungen waren richtunggebend für die nächste Verwendung der bis nun zugewiesenen Verstärkungen. Hiernach ergibt sich Einsatz der 8.GBrig, zur unmittelbaren Unterstützung der stark geschwächten Front im Wippachtal; Einsatz der 2.Gebirgsbrigade zur Schließung der Lücke zwischen Plava und dem M.S.Gabriele, Versammlung der kombinierten Division, auf die erst ab 14. wird gerechnet werden können, im Raum östlich Britof, um von dort gegen weitere Eventualitäten am Plateau von Bainsizza oder gegen die Görzer Ebene verfügbar zu sein. Für weitere Unternehmungen an einer anderen Stelle stehen sodann dem AK. keine weiteren Kräfte mehr zur Verfügung.“

Nach den bis Mittag eingelaufenen Meldungen scheiterten im Raum von Plava, sowie nachts bei Sv.Katarina (am Nordflügel der Görzer Stellung) mehrere feindliche Angriffe. Gegen Vallonetalstellung schiebt Feind Detachement vor. - Vor der 5. Armee stehen nun sicher 36 Brigaden, vor der - 10. - 5, vor der Heeresgruppe 45. Unbestimmt ist die Einstellung von 6 Brigaden, von welchen 2 für Saloniki bestimmt sind. - Nunmehr sicher festgestellter Gesamtverlust an Geschützen am Görzer Brückenkopf: 22; meist ältere Kaliber, alle unbrauchbar gemacht.

Kalčič sagte mir mittags, dass vom Balkan sicher noch eine Division abgegeben werden könne; allerdings wird dies circa einen Monat dauern (Retablierung, die unbedingt nötig, inbegriffen). Werde bei Metzger neuerdings versuchen, irgendetwas herauszubekommen. Es herrscht aber überall Not am Mann. Siebenbürgen hat nur ganz hergenommene Divisionen, so die 61. und 51.

Erst Ende des Monates werden einige Landsturm Bataillone aus Serbien durch Etappen Bataillone abgelöst werden können.

Auf nördlichem Kriegsschauplatz Stanislau geräumt; auch Süd-Armee muss nun zurück. Im Großen und Ganzen ein Tiefstand der Situation, wie er in diesem Krieg vielleicht seines gleichen sucht. - Auf Darlegungen des 5. AK. entwerfe ich einen Befehl, der morgen früh hinausgehen wird: „Dauernde Behauptung der jetzigen, wegen Kürze, Terrain und Flügelabschluss günstigen Front der 5. Armee entscheidet über Lage im Südwesten und ist von größtem militärischen und politischen Einfluss auf Gesamtsituation. Weitere Verstärkung der 5. Armee in nächster Zeit aber nur durch - verhältnismäßig bescheidene und langsam eintreffende - Kräfte der Südwest Front möglich. An Division Hrozny dürfte zunächst noch eine Brigade aus Tirol anschließen; überdies werden 2 Landsturm Bataillone aus Kärnten zugeschoben. Mehr kann vorerst nicht geschehen; daher sparsame Gefechtsführung und bewährte, energische Einflussnahme des AKs. besonders notwendig, damit die durch letzte Ereignisse hergenommenen Armeeteile erneuert frühere Festigkeit gewinnen. Um klar zu sehen, gewärtigt AOK. baldige telegraphische Meldung über beiläufige Stärke der Armeekörper und noch vorhandene Marschformationen.“ - Während diese Sache beim Rapport ist, kommt ein neuerlicher Hilferuf Boroević', in welchem er selbst schreibt, die zunehmende Stärke des Feindes darlegt und zum Schluss kommt, dass er 3 weiterer ITD. bedarf, um sich halten zu können. Er betont, dass diese Bitte nicht etwa einer - ihm fremden - Nervosität entspringt, sondern nur vom AOK. eine rechtzeitige Entschlussfassung erreichen will, da später eine weit größere Zahl von Divisionen notwendig wäre, um einen eventuellen neuen Erfolg des Gegners auszugleichen. (Dies nur dem Sinne nach). - Die Erwägungen sind gewiss richtig. Spreche noch abends mit Metzger darüber und erreiche zunächst, dass man der Frage nähertritt, vom Balkan Kriegsschauplatz etwa eine Brigade herauszulösen. So spät dies auch kommen mag, im Krieg kommt nichts zu spät … Die beiden Kärntner Bataillone werden bereits morgen mittags abgehen. Überdies kommt ein Bataillon. (III/79) aus Serben bestehend, von der Armeegruppe Marwitz. - Morgen will ich in einem Referat über die Kräfteverhältnisse die Notwendigkeit einer ausgiebigen Verstärkung der Isonzofront darlegen. Bin überzeugt, dass die - verhältnismäßig bescheidenen Kräfte verfügbar sein werden. Conrad scheint noch immer zu glauben, dass man alles aus Tirol nehmen könne. Gewiss ist von dort vielleicht noch eine weitere Division zu haben. Die Sache braucht aber Zeit, Zeit und wiederum Zeit und die gute aus Ungarn heranführende Bahn bleibt unausgenützt .- Laut Abendmeldung gegen Mittag Angriff etwa einer feindlichen ITD gegen Panowitzer Wald abgewiesen. Auf Hochflächen schiebt sich Feind überall an unsere neuen Stellungen heran. Vorstöße von Bataillonen und Kompagnien abgewiesen.

Am Monfalconerücken herrscht ziemliche Ruhe.

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