Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.4.1916

Mittags: Zwischen Votto und Roncegno hat der Feind 3 - 6 hintereinander liegende, zum Teil sehr stark ausgebaute Stellungen geräumt, in denen unsere Truppen viel Kriegsmaterial aller Art erbeuteten. Die in dem Cadornabericht angegebenen Erfolge der Italiener bei Votto sind erfunden. Das feindliche Artilleriefeuer im Col di Lana-Raum hat nachgelassen. Bei der 5. Armee an allen wichtigen Punkten der Front lebhaftes Artilleriefeuer. Östlich Selz brach der Feind gestern abends neuerlich zum Angriff vor, wurde abgewiesen, bis in unsere früheren Stellungen verfolgt und im Handgemenge auch aus diesen vertrieben. 130 Italiener gefangen genommen. - Angriffsversuche auf die wiedergewonnenen Gräben scheiterten. - Das Wetter in dem Angriffsraum „teilweise bewölkt“ (nach der Meldung des Heeresgruppenkommandos, nach den Hughesisten warm, klar, sehr schön!).- Die Schneehöhen sind am Plateau von Lavarone ziemlich stark zurückgegangen, auf jenem von Folgaria aber und im Angriffsraum des VIII. Korps gegenüber der letzten Meldung stellenweise noch gestiegen. - Feind: Laut eines abgehorchten Telegrammes des Genieamtes Arsie (Suganertal) an das Geniekommando Verona (1.Armee) wird an mehreren Stellungen intensiv gearbeitet. Die Anforderung des Materials nach Feltre deutet darauf hin, dass es sich hauptsächlich um Ausgestaltung des Raumes nördlich des Suganertales handelt. - Auffallend ist die Anforderung von Helmen, Drahtscheren, Landtorpedos. - Nachmittags nach längerer Pause wieder einmal ein Gespräch mit Kless. Er schildert die Verhältnisse nicht sehr rosig. Der Rückschlag des Wetters während der Ostertage scheint tatsächlich sehr ungünstig auf die Schneeverhältnisse gewirkt zu haben. Überdies macht sich vorne schon eine steigende Unruhe bemerkbar, die sich hauptsächlich in einer Überschätzung des Gegners äußert. Der Widerstand gegen das Losgehen scheint hauptsächlich beim XX. Korps zu stecken, (das übrigens, laut heutiger Abendmeldung, seine beiden Divisionskommandos zur einheitlichen Leitung der Rekognoszierungen und Vorbereitungen, auf das Folgariaplateau verlegt hat). - Nachmittags sagt mir Kageneck, der nun, wie die Deutschen überhaupt, wieder vertraulicher wird, dass Bethmann anscheinend, sehr zum Missvergnügen der Soldaten, doch einen Ausweg gefunden hat, der nicht zum Krieg mit Amerika führen wird. - Abends. - 11. Armee: Im Etschtal Bahnhof und Spinnerei Colliano unter feindlichem Feuer, ein Oberleutnant, der Hauptpostenkommandant östlich Rovereto war, vemisst, anscheinend zum Feind desertiert (vom Iglauer Regiment 81!). - Auf den Hochflächen mäßige Artillerietätigkeit, feindliche Flieger vertrieben. - Das XX. verlegte zwecks einheitlicher Leitung der Rekognoszierungen und Vorbereitungen beide Divisionskommandos auf das Plateau von Folgaria. Vielleicht kommt jetzt dieses Korps in Schwung. Sonst eigentlich keine Ereignisse von Belang. – Feind: Das XIII. Korps wurde in seinem alten Abschnitt vor der Mitte des Doberdóplateaus festgestellt. Die Brigade Padova, die Gefangene der Brigade Venezia im Suganertal gesehen haben sollen, befindet sich bestimmt in erster Linie an der Doberdófront, vermutlich im Verband des XIII. Korps. Die bereits an der Tiroler Ostfront vermutete neue Brigade (215, 216) ist im Col di Lana-Raum beim IX. Korps eingetroffen und führt den Namen „Tevere“.

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