Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
20.04.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
20.4.1916

Früh wieder guter Wetterbericht: In Bozen und Trient heiter, wenn auch noch etwas kühl (14°C im Schatten).

Mittags: Also, der Col di Lana ist in Feindeshand. Es heißt zwar noch, „über das Schicksal des Ostgipfels sei nichts Sicheres bekannt „der Cadorna[bericht] sagt uns aber ganz genau‚ was geschehen ist. Die Italiener haben ihn und über 100 gefangene Kaiserjäger dazu. Ich sage auch in unserem Pressebericht ganz aufrichtig: Der Col di Lana ist in feindlichem Besitz. Chef ordnet selbst an, dass das Heeresgruppenkommando festzustellen und zu melden hat: „Situation im Col di Lana-Gebiet, Beurteilung der Lage durch LVK und HGK. Ist dort eigene Aktion beabsichtigt? Worin soll sie bestehen, wann durchgeführt werden.“ Diese Anfrage ergeht ½ 3h nachmittags. Vormittags frage ich Salis, wann die Antwort wegen des Termins kommt; er sagt, wenn bis nachmittags nichts einlangt, so wird das 11. A.K. urgiert. Aber im Mittagsresümee trage ich nach: An der Westfront von Riva äußerst lebhaftes feindliches Artilleriefeuer, (da scheint sich auch etwas vorzubereiten). Bei Votto (nördlich Sugana) ein abgewiesener Angriff. Schnee um 5 - 10 cm (seit vorgestern) zurückgegangen. Die italienischen Neuformationen dürften bereits zum größten Teil im Kriegsgebiet sein. - Nachmittags kommt die Meldung über Termin des Angriffsbeginnes: „Der eben von 11.A.K. eingelangte Bericht (folgt mit Kurier) besagt der Hauptsache nach: Wenn kein Wetterumschlag eintritt, dürften die Schneeverhältnisse in den ersten Maitagen einen erfolgversprechenden, auch über die ersten Linien fortschreitenden Angriff ermöglichen.“ Das Heeresgruppenkommando stimmt dieser Beurteilung vollkommen bei. Ein kraftvoller Angriff ist nur dann möglich, wenn er hinsichtlich Schneeverhältnisse nicht verfrüht erfolgt. Darauf unsere Antwort: „AOK wartet für seine Entschlussfassung den mit Kurier abgesandten Bericht ab. Eine Beurteilung der feindlichen Situation seitens des Heeresgruppenkommandos und Schneeverhältnisse bei dem gelungenen Angriff nördlich des Suganertales ehestens mit Hughes melden.“ - Abendresümee: Batterien in Stellung: 77 schwere, 107 leichte. Munitionsdotation für schwere Kaliber 2.7; Verpflegung auf den Hochflächen 124 Divisionstage. - Andauernd äußerst heftiges Feuer gegen die Südhänge der Rocchetta lässt hier weitere Unternehmungen des Feindes vermuten. Auch im Col di Lana-Gebiet scheint der Feind seinen Angriff systematisch (wieder Minenarbeiten!) fortzusetzen. (Beurteilung der Lage durch HGK sagt: über Aktion zur Wiedergewinnung der Spitze wird erst entschieden werden. Hiezu hat sich LVKdt. nach Corvara begeben, wo er mit Rayonskommandant zusammentrifft. Da Aktion wegen minimaler Entwicklungsmöglichkeit für Infanterie hauptsächlich von kräftiger Artilleriewirkung abhängt, wurden dafür Vorsorgen getroffen.) - Sonst nichts Besonderes. Feind arbeitet an Front der 5. und 10. Armee ebenso an seinen Deckungen. - Die Brigade Ivrea ist nicht abgelöst worden, sondern befindet sich am Lavaroneplateau in Stellung nördlich der Vezzenastraße. Wie sich nun mit Bestimmtheit erwies, gehören die im Suganerabschnitt gemachten Gefangenen nur den beiden in letzter Zeit dort vermuteten Brigaden an.

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