Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
15.04.1916
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
15.4.1916

Bei den R-Leuten schon wieder eine künstliche Panik, die sich natürlich sofort auf Kageneck übertragen hat. Es handelt sich darum, dass die Russen bei unserem XIII.Korps eine vorgeschobene Stellung nahmen und einen mit 10 Kompagnien ohne genügende Artillerievorbereitung angesetzten Gegenangriff unter großen Verlusten für unsere Truppen abschlugen. Morgen Nachmittag setzt Pflanzer nach gewohnter Methode einen neuen Gegenangriff zur Wiedergewinnung jener Stellung an.

Bei uns nach den Mittagsmeldungen nicht viel Neues; in Tirol schönes, aber kühles Wetter. Auf morgen Inspektion. Dieser Tag ist auch immer ein „Schwarzer Tag“ man ist schon zu sehr beansprucht in diesen 20 Monaten Krieg; um noch das zu ertragen… Nach der Abendmeldung aus Bozen nimmt die Zahl unserer Batterien im Angriffsraum noch immer zu: 75 schwere, 104 Feld- und Gebirgsbatterien. Es ist also auch ein erheblicher Teil der Artillerie der 3. Armee eingesetzt. An der Front wenig Neues. Im Plöckenabschnitt konnte heute infolge sichtigen Wetters das anbefohlene Artilleriefeuer eröffnet werden; auch ein schwerer Mörser wirkte mit.

Die Nachrichten über größere feindliche Verschiebungen gegen die Tiroler Front wurden noch nach allerdings unbestimmter Aussage eines Gefangenen ergänzt, dass sich die Brigade Padova in der Sugana befindet. Dagegen scheint das XIV. Korps noch hinter der Isonzofront zu stehen. Aber auch bei der 5. Armee wurde bereits eine Kolonne mit Artillerie im Westmarsch beobachtet. Jedenfalls - und leider - gilt der Satz unseres Befehles: Was an Überraschung verloren gegangen ist, muss durch Kraft ersetzt werden. - Abends wieder Theater; das wird jetzt immer häufiger! Daher spreche ich statt General mit Pichler in Trient. Die 11. Armee will den FeIdmarschalleutnant Schön unbedingt weg haben, und das ohne Grund; denn er hat nichts getan, als auf die Schwierigkeit seiner Aufgabe unter den jetzigen Schneeverhältnissen hingewiesen. Das AOK hat auf Grund eines Antrages des Heeresgruppenkommandos, der übrigens 3 Varianten hatte, sich dafür entschieden, dass Schön (59.) und Kochanowski (22.) tauschen. Dies ist nun allerdings eine böse Sache. So kurz vor dem Angriff (wenn es so kurz ist?!). Vielleicht also bleibt alles beim Alten.

Morgen abends fährt Chef nach Wien zur Audienz; wird von uns zum ersten Mal Kriegsgliederung, Stand, Skizze mit Gruppierung mitnehmen. - Kless lässt nichts von sich hören. Wetter: teilweise bewölkt, kühl. - Salis erwähnt auch auf meine Frage, wie die lange Kantonierung den Truppen anschlägt: sehr gut; der Erzherzog besuchte sie, ohne sie zu sekkieren, tun aber alles für Stimmung. Auch für die Artillerie sei es sehr von Vorteil, dass sie Zeit hat, sich einzuspielen.

X
Tablet drehen