Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
30.09.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
30.9.1915

 Endlich entschließt man sich, an der ostgalizischen-wolhynischen Front eine Dauerstellung einzunehmen. Der Befehl hiefür geht heute hinaus, ohne, dass mit der deutschen Heeresleitung das Einvernehmen gepflogen worden wäre.

An der Südwestfront ist der Feind wieder tätiger. In der vergangenen Nacht wurden Angriffsversuche in der Mandron Gegend, auf die Plaut - Durrer Stellung und nördlich Pontafel abgewiesen. Die heftigen Kämpfe bei und nördlich Tolmein dauern fort. Der Feind richtet seine Anstrengungen namentlich gegen Dolje, wurde aber immer zurückgeschlagen. über die gestern gemeldeten Truppenbewegungen hinter der feindlichen Front im Raum von Cormons herrscht noch keine Klarheit; nach weiteren Beobachtungen könnte es sich auch um Nordschiebungen in der Richtung Cividale handeln. Ein Zeitkalkül für Truppenverschiebungen auf den Balkankriegsschauplatz ergibt Cormons - Genua - Saloniki = 11½ Tage, mit wahrscheinlichen Verspätungen also mindestens 2 Wochen. - Auch nach der Abendmeldung wird nördlich Tolmein weiter gekämpft (wie immer alles abgewiesen); die Kämpfe scheinen nun auch auf den Tolmeiner Brückenkopf überzugreifen. - Infolge des Hochwassers des Isonzo sind die auf dem östlichen Flussufer stehenden italienischen Abteilungen vielfach in einer misslichen Lage. - Die gesamte Situation, die beobachteten Truppenverschiebungen und die eben angedeuteten Verhältnisse lassen eine Demonstration im Doberdòabschnitt erwünscht erscheinen. Hiefür ergeht auch ein kurzer Befehl; sie hätte in der Nacht auf den 2. Oktober stattzufinden, sich aber im Wesen auf einen kurzen Feuerüberfall zu beschränken.

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