Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
21.09.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
21.9.1915

Vormittags besuchte mich Oberstleutnant Nieszilowski. Er war an der Südwestfront und kann nicht genug seinem Erstaunen über die ausgiebige Verwendung der Technik Ausdruck geben. -

In der Beurteilung der Lage auf dem russischen Kriegsschauplatz ist Ruhe eingetreten: Ich will hier eine kleine Episode einfügen. Vorgestern, beim Abendrapport, fragte Conrad Metzger, was es Neues gäbe. Metzger antwortete ungefähr: Nichts, noch keine Meldungen da; worauf Conrad sagte: Hast Du denn heute keine Unglücksbotschaft, Du bist ja sonst der reine Hans Huckebein, der Unglücksrabe. Dies kennzeichnet die letzten Tage. - Nun aber hat man nur mehr eine kleinwinzige Sorge: Ob die 4. Armee noch ernstlich angegriffen werden wird, bevor die Deutschen kommen. In Ostgalizien drängt die Südarmee mit den vollen deutschen Divisionen schon wieder zur Tätigkeit; hoffentlich ist man stark genug, dieser Versuchung zu widerstehen.

Der Venti Settembre ist sehr ruhig verlaufen. Auf Trient warf ein feindlicher Doppeldecker (wie wir im Communiqué sagen) „Höchst einfältige Aufrufe des Leutnants d'Annunzio. – Inspektion, scheußlicher Schnupfen und große Sehnsucht nach dem Ende…

In Bulgarien heute Mobilisierung angeordnet.

Hindenburg-Operationen schreiten sehr gut vorwärts. Die herumgreifenden Divisionen vollführen ungeheure Leistungen; aber auch der Russe wehrt sich gut, indem er die 10. Armee und rechts von ihr die 2., die ihre Entwickelung zu beschleunigen hat, zum Angriff vorführt. Bei der 4. Armee nichts Besonderes los. Der Russe zögert mit dem Angriffe; er hat anscheinend genug mit der bedrohlichen Lage gegenüber Hindenburg zu tun. Übrigens hofft die 4. Armee dem Befehl Linsingens, 3 ITD auswärts hinter dem linken Flügel bereitzustellen, bis 25. nm. nachkommen zu können.

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