Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
03.10.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
3.10.1915

Die Antwort Falkenhayns stellt eine erfreuliche Übereinstimmung der Anschauungen der beiden Chefs fest, ersucht um dringende Abgabe des Alpenkorps, ist aber im übrigen ziemlich großzügig mit Belassung von Anstalten und Verkehrseinrichtungen. Es ergehen also jetzt die Befehle für die Ablösung des Korps durch die 8.ITD. Abends schlage ich vor, jetzt das XIV. Korpskommando an Stelle des  Alpenkorps nach Brixen zu verlegen, was mir natürlich leicht zugestanden wird. Muss diese Lösung wählen, um das allgemein berüchtigte Kommando möglichst unschädlich zu machen; also besser gleich als später, wo es am Ende noch den Oberbefehl am Doberdò - Plateau erhalten könnte. -

Es scheint jetzt fest, dass die Italiener gegen Südtirol, vor allem gegen die Plateaus vorgehen wollen; vielleicht führen auch die Truppentransporte von der Isonzofront in dieser Richtung und nicht nach dem Balkan. - Ganz famos ist der von uns angeordnete Feuerüberfall gelungen; er traf gerade eine Angriffsgruppierung gegen den M.S.Michele und zwar derart, dass der offenbar von stärkeren Kräften beabsichtigte Angriff schließlich nur von einem Bataillon geführt wurde… Im Communiqué kann ich das geschickt verwerten; überdies füge ich als Dokumentierung den Satz bei, dass gewisse Bewegungen hinter der feindlichen Front und der lebhafte Verkehr auf den venezianischen Bahnen unserer Aufmerksamkeit nicht entgangen ist.

Oben nichts Neues.

Man spricht jetzt viel von der Heirat Conrads, die angeblich noch diesen Monate stattfinden soll; zum nicht geringen Missvergnügen des Kaisers und Allerhöchsten Herrn, wie man sagt.

Jetzt sitzt Mor jeden Tag bei mir und liest Akten. Dabei findet sich Gelegenheit, manches zu besprechen und vorzubereiten. Er mag ein Oberintrigant sein; über die Kriegführung aber hat er ganz vernünftige Ansichten: kein Gasdampf.

Die wirtschaftliche Frage beginnt nun auch das AOK. mehr zu beschäftigen; selbst wegen der Teuerung in Wien schießt man eine Note los. Unsere Staatsschuld soll, wie Höfer erwähnt, bisher 22 Milliarden Kronen betragen.

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