Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
30.11.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
30.11.1915

Die Nachtmeldung, die ich früh vorfinde, zeigt, dass der gestrige Tag einer der blutigsten und härtesten war und dass sich die Krise in der Schlacht nähert. Die Italiener dürften, so glaube ich‚ heute nachts und morgen den entscheidenden Stoß gegen den Raum von Görz versuchen. Sie entwickeln in ihrem Angriff eine Energie, die selbst ich, der ich die Dauer der großen Kämpfe doch so ziemlich richtig einschätzte, nicht vorausgesehen habe. Gestern 8 Stürme auf den M.S.Michele, je 3 auf S.Martino und Sv. Maria! Bei Oslavija ist der Feind in unsere Stellung eingebrochen; Cadorna spricht in seinem Communiqué vom 28. schon davon, dass die Italiener dort den Abstieg gegen den Isonzo beginnen. Ich hoffe indessen, dass auch der Brückenkopf von Görz, trotzdem dort 7 Divisionen angreifen oder doch versammelt sind, in unseren Händen bleiben wird. Wir haben den Sabotino und die Podgora; die italienischen Eroberungen, wenn man von solchen sprechen kann, liegen in der Tiefe. Auch der M.S.Michele scheint nach wie vor sehr fest in unseren Händen zu sein; und für einige Tage dürften die Ablösungen und Reserven noch reichen. - Charakteristisch für den Stimmungsumschwung bei uns ist, dass mich Brantner heute mittags fragte, ob ich nicht noch Kräfte brauche; hier oben seien nun Reserven verfügbar... Worauf ich, - wenn auch etwas gegen meine Überzeugung - ironisch antwortete: Für die Schlacht kamen diese Kräfte wahrscheinlich schon zu spät… - Heute abends fährt Conrad nach Wien.

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