Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
11.11.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
11.11.1915

Die Nacht und Mittagsmeldung lässt über die Schwere des gestrigen Kampfes keine Zweifel. Allerdings hat es den Anschein, dass er abends durch ein Unwetter erlahmte; auch die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. Trotzdem muss mit Bestimmtheit damit gerechnet werden, dass die Italiener ihre Anstrengungen, Görz zu gewinnen, nachdrücklich fortsetzen werden; solange ihre Kräfte überhaupt reichen. Denn es handelt sich einerseits, dem am 1.Dezember einberufenen Parlament einen Erfolg melden zu können, andererseits für eventuelle Verhandlungen feste Pfänder in Händen zu haben. Ich dränge daher nochmals auf sofortigen Abtransport der 9. ITD; erreiche aber nur, dass beim Kommando Südwest angefragt wird, welche Reserven noch hinter der Front der 5. Armee stehen; überdies erhielt Straub - wie ich auf Umwegen erfahre - die Weisung, Vorbereitungen für den Abtransport der 9., der nach Anschauung des Generals nicht vor 14. oder 15. beginnen könnte und müsste, zu treffen. Durch alle diese Kämpfe zieht sich ein roter Faden: Die Südwestfront nicht zu groß werden zu lassen. Ich glaube, „man“ hätte sogar ein gewisses Vergnügen, wenn unten „ein bisschen etwas“ geschehe. Selbst bei den Deutschen besteht eine krankhafte Nervosität wegen des Col di Lana. Sie wollen mich zu einem besonderen Dementi drängen. Fällt mir nicht ein; gestern wurde ja kurz gesagt, dass der Cadornabericht unwahr ist, das muss genügen. Heute erwähne ich im Communiqué von Tirol überhaupt nichts, damit die Ereignisse im Görzischen wieder die volle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

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