Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.03.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.3.1915

11 Uhr vorm. bei Exzellenz Bolfras. Er zeigt mir nur eine „private Karte", in der ein Maximalangebot eingezeichnet ist. Es entspricht im allgemeinen unserer Variante Zufallspitze, hat aber nicht das Nonstal als Grenze, sondern trachtet, den Besitz des Mendelrückens durch Festhaltung eines Streifens westlich davon zu sichern. Das Fleimsta1 gehört jedoch zu uns. 12 Uhr bei Pogatscher. Vertreter der österreichischen Regierung noch nicht bestimmt. Minister des Äußern wird noch heute dessen unverzügliche Bestimmung fordern, sodass die Verhandlungen dann morgen beginnen könnten. Ich werde selbstverständlich an dem besprochenen Minimum „Trentino" festhalten. Da aber das Ministerium des Äußern die Absicht zu haben scheint, unser eventuelles Angebot so allgemein als möglich zu halten, handelt es sich darum, ob es nicht zweckmäßig ist, von „einigen Teilen von Südtirol" (oder noch besser des südlichsten Tirols), einschließlich der Stadt Trient zu sprechen, da die italienische Auslegung des Begriffes Trentino sehr dehnbar ist. Ich kann die konkrete Absicht des Ministeriums des Äußern nicht heraus bekommen, es scheint mir aber, man will so wenig Italiener als möglich zurückbehalten, um den Irredentismus endgültig los zu werden und Italien wieder in den Dreibund zurückzubekommen. Man glaubt schon, die Entente-Diplomatie besiegt zu haben, wenn Italien überhaupt mit uns verhandelt. Ich werde den Standpunkt vertreten ein Minimum anzubieten. Was die Forderungen im Friaulischen betrifft, erkläre ich auch, dass dieses Thema in dem ersten Angebot besser nicht berührt werden sollte, da jede Grenzverschiebung hier gefährliche Nachteile für die militärische und maritime Situation brächte. Wenn Italien dringend friaulisches Gebiet fordern sollte, wäre über die folgenden Linien zu verhandeln: 1) Torrente Torre-Cervignano-Aussa; 2) Torrente Judrie – Torrente Torre - Ruda Aquileja - Natissa. - Ich überzeuge aber Pogatscher, daß jede Annäherung der Grenze an den Isonzo und an die strategische Bahn sehr nachteilige Folgen hätte. Berichte in diesem Sinne 745 abends nach Teschen und füge bei, dass eine Studie des Universitätsprofessors Brückner vorliegt, die aber militärisch natürlich in keiner Weise maßgebend ist. Endlich melde ich den ungünstigen Eindruck, den der Roda Roda Artikel über Przemyśl machte.

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