Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
10.03.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
10.3.1915

 

[Schneller hatte seine Tagebuchführung seit 20.2.1915 unterbrochen gehabt.]

 

Eine wohl lange Pause in diesen Aufzeichnungen!

Hatte bis 5. 3. ununterbrochen und sehr intensiv mit meiner Feldzugsdarstellung für die Zeitungen bis zur Schlacht von Lemberg zu tun und dann das Glück, die Sache selbst nach Wien bringen und meine Mietze wiedersehen und wiederhaben zu können. Gestern den 9. 3. kam ich zurück. Mittlerweile sind die wichtigsten Dinge geschehen. Die Operationen kommen nicht vorwärts. Przemyśl hat nur mehr eine Gnadenfrist, höchstens 14 Tage. Man hat mit Italien verhandelt und ihm das Trento und angeblich auch Monfalcone angeboten. Habe in Wien im Ministerium des Äußern mit Baron Musulin und Graf Forgách gesprochen und ihnen gesagt, dass die Südwest Grenze gut befestigt und mit einigen Truppen wohl verteidigungsfähig ist; vor Ende April sei wegen der Schneeverhältnisse kein ernster italienischer Angriff zu erwarten. Man hätte lieber mit Rumänien verhandeln und diesem Staat alles bieten sollen; denn die Italiener werden wiederkommen und mehr, immer mehr verlangen, wenn es uns schlecht geht; Beweis dafür ist, dass wir nur die Neutralität erkaufen konnten. Rumänien aber wäre vielleicht durch ein großes Angebot doch noch zum Mitgehen zu bringen gewesen. - Nun ist die Sache perfekt; Falkenhayn sandte heute eine formelle Glückwunschdepesche. Der Sache fehle zwar der bittere Beigeschmack nicht, sie eröffne aber militärisch gute Ausblicke. Nun, ich bin neugierig. Wenn Przemyś1 fällt, werden sich manche Rätsel lösen.

 

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