Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
21.06.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
21.6.1915

Eine gewisse nervöse Erwartung wegen Lemberg wahrnehmbar. In aller Früh telegrafiert Bolfras, ob die Wiener Gerüchte über Einnahme der Stadt wahr seien. Es scheint übrigens, dass sich die Russen nochmals stellen; unsere Korps (XVIII, XIX) die von Westen herankommen, scheinen ziemlich dünn zu sein. Nachmittag teilt Falkenhayn mit, Bethmann habe ihm telegrafiert, dass Burián die zwischen Tisza und Bethmann vereinbarte Konzession an Rumänien für wohlwollende Neutralität rundweg ablehnt. Falkenhayn bittet dringend um Einwirkung auf Burian, damit die Rumänen abgehalten werden. (Burian glaubt nicht an deren verlässlichen Willen, die Gegenleistungen - Munitionstransporte für die Türkei - zu erfüllen). - Die Bitte wird von hier an Burián weitergegeben. Dieser ist - darüber wird der Erfolg entscheiden - entweder ein Dickschädel oder ein großer Mann. Dieser denkt jetzt wahrscheinlich, den ganzen Jammer habe er in ärgerer Tonart auch in der italienischen Krise gehört! - Man sollte ihn aber darauf aufmerksam machen, dass militärisch zwei wesentliche Unterschiede in den Kriegen gegen Italien und Rumänien bestünden. Erstens die Grenzbeschaffenheit; zweitens die direkte Einwirkung rumänischer Operationen auf die Kriegslage am russischen Kriegsschauplatz. - Abends Besprechung mit Zobernig. Beauftrage ihn, Nachrichten von Ansammlung von Verpflegsvorräten in Krain zu verbreiten und die Frage zu studieren, um welche Zeit früher er ein Aviso für die Zerstörung der venetianischen Hauptbahn bekommen müsse.

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